Wittgenstein. . Der Supersommer 2018 hat nicht nur sonnige Seiten. Für Landwirte wird es beim Viehfutter eng. Naturschützer fürchten um heimische Flora und Fauna
Ferien, Freizeit, Sonne pur – einfach einen Supersommer erleben wir derzeit, auch in Wittgenstein. Nicht so begeistert von der Trockenheit sind allerdings einige Landwirte, und auch die Naturschützer machen sich Sorgen – um heimische Feuchtbiotope. Immerhin: Die Wasserversorgung des Altkreises ist offenbar gesichert.
Kreislandwirt: „Was wir brauchen, ist ein Landregen“
„Es ist nichts mehr da, was wir ernten können – weil es vertrocknet ist.“ So fasst Kreislandwirt Lothar Menn die Lage auf jenen Feldern zusammen, wo Heu gemacht wird und die Rohstoffe für das Silo-Futter wachsen. Und ans Nachsäen im Grünland sei bei der Trockenheit, „die ja schon im April anfing“, so Menn, gar nicht erst zu denken. „Was wir brauchen, ist ein Landregen“, so der Kreislandwirt – „damit da Wasser auch in die Böden einziehen kann. Aber das haben wir seit acht Wochen nicht mehr.“
„Best Ager“ über 50 mit dem E-Bike unterwegs
Supersommer 2018 – wirkt sich das schon erkennbar auf den Tourismus in der Region Wittgenstein aus? „Wir merken das schon“, sagt Bettina Born von der Tourist-Info am Goetheplatz in Bad Berleburg.
So seien viel mehr Tagestouristen da, die „Best Ager“ über 50 sind auch außerhalb der Ferien mit dem E-Bike in Wittgenstein unterwegs. Sie nutzten das gute Wetter – und genau das „ist ja auch unser Pfund“, so Born.
Ohne ausreichend Futter sei zumindest mittelfristig mancher Landwirt dazu gezwungen, eigenes Vieh zu verkaufen – und das bei sinkenden Fleisch-Preisen.
Tipp: Garten früh am Tag wässern
Der Klimawandel bedrohe auch in Wittgenstein alle feuchten und nassen Lebensräume, fürchtet Michael Düben vom Naturschutzbund (NABU) Siegen-Wittgenstein – etwa das geschützte Niedermoor bei Volkholz. Davon betroffen: Kleinstlebenwesen in den Gewässern, Frösche, Molche, Kröten – aber indirekt auch deren Fressfeinde wie Rotmilan oder Schwarzstorch. Und in der Pflanzenwelt blühten etwa mit Schafgarbe und Beifuß zwei Arten, „die sonst von der Blütezeit einen Monat auseinanderliegen“, so Düben.
Und im heimischen Garten? Müsse man im Moment sicherlich „alle zwei oder drei Tage intensiv wässern“, schätzt der Naturschützer – am besten frühmorgens, so sein Rat, wenn die Sonne noch nicht hoch am Himmel stehe.
Talsperren profitieren vom Winter
Das nötige Wasser aus der Leitung – wie lange wird es bei anhaltender Trockenheit noch fließen? Dirk Müller, Geschäftsführer des Wasserverbandes Siegen-Wittgenstein, lacht: „So gerade noch. Im Ernst: Unsere Talsperren sind mit etwa 75 Prozent gut gefüllt – auch die Obernau.“ Und aus der werden die meisten Wittgensteiner Haushalte versorgt. Eher mehr als weniger Niederschläge im Winter, aber trockene, heiße Sommer – das zeigten die Klima-Modelle für NRW, so Müller. Das bedeute im Frühjahr volle Talsperren, also durchaus einen Vorteil für die Trinkwasser-Vorräte. Zugleich werde jedoch die Talsperren-Bewirtschaftung aufwändiger. Um etwa eine hohe Qualität mit kühlem Wasser zu halten, müsse man tiefere Schichten anzapfen, Eisen, Mangan sowie Algen herausfiltern. Im Auge hat der Verband auch seine kleinen Anlagen zu Wassergewinnung, etwa in Girkhausen, Wunderthausen, Zinse. Da zeige sich schon, so Müller, „dass sie in der Ergiebigkeit etwas nachlassen“.