Erndtebrück. CDU fürchtet weitere Leerstände an der Pulverwaldstraße. Vermieter WGS spricht von Verkauf oder Sanierung. Gemeinde in Kontakt mit Eigentümer.

Die Erndtebrücker Politik macht sich Sorgen um die sogenannten „Eisenbahner-Häuser“ an der Pulverwaldstraße. Ganz offensichtlich werden freie Wohnungen in den verschiedenen Gebäuden nicht mehr vermietet, hat CDU-Ratsherr Markus Killer festgestellt – und merkte dies in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Bauen und Gemeinde-Entwicklung auch öffentlich an. Hier drohten neue Dauer-Leerstände, fürchtet er – ähnlich wie seinerzeit in den Kuhlmann-Häusern.

Spaziergang durch die Pulverwaldstraße: Tatsächlich finden sich auf vielen der Klingelschilder an den Haustüren keine Bewohner-Namen. Und die Fassaden hätten sicherlich auch mal einen neuen Anstrich verdient. Zu hören ist, dass es an notwendigen Reparaturen und Renovierungen mangelt – ein Vorwurf, den Manfred Jungels energisch zurückweist. Er ist Geschäftsführer der Siegener Wohnungsgenossenschaft Südwestfalen (WGS), der die Häuser gehören.

Wohnungsgenossenschaften stark vertreten

Insgesamt ist die Wohnungsgenossenschaft Südwestfalen (WGS) mit Sitz in Siegen nach eigenen Angaben mit 74 Wohneinheiten in Erndtebrück vertreten, darunter 34 an der Pulverwaldstraße.

Zum Vergleich: Die Wohnungsgenossenschaft Wittgenstein (WSG) unterhält insgesamt rund 190 Wohnungen im Erndtebrücker Kernort, so deren Geschäftsführer Marc Hofmann – darunter auch ein Objekt an der Pulverwaldstraße.

Mehr Infos im Internet:
www.wgs-suedwestfalen.de

www.wsg.info

Kündigungen nicht geplant

„In den vermieteten Wohnungen kommen wir Reparaturen unverzüglich nach“, betont Jungels im Gespräch mit unserer Zeitung. „Keiner unserer Mieter wird in irgendeiner Form vernachlässigt oder vergessen.“ Abgewickelt würden die Reparaturen über den hauseigenen Handwerker-Pool. Anforderungen sind telefonisch wie auch über den Internet-Auftritt der WGS möglich. „Mieter, die da wohnen, die fühlen sich auch gut umsorgt“, ist Jungels’ Eindruck von der Lage an der Pulverwaldstraße. „Und darauf legen wir als Genossenschaft auch Wert.“ Kündigungen seien ausdrücklich nicht geplant, so der Geschäftsführer.

An der Pulverwaldstraße unterhalte die WGS zwölf Häuser, Baujahr 1929, mit insgesamt 34 Wohnungen – also drei durchschnittlich pro Haus, so der Geschäftsführer. Derzeit stünden neun der Wohnungen leer, und das gleichbleibend schon seit Monaten.

Kein Interessent im Hintergrund

Manfred Jungels, Geschäftsführer der Siegener Wohnungsgenossenschaft Südwestfalen (WGS), über den Umgang mit frei gewordenen Mietwohnungen in der Pulverwaldstraße:
Manfred Jungels, Geschäftsführer der Siegener Wohnungsgenossenschaft Südwestfalen (WGS), über den Umgang mit frei gewordenen Mietwohnungen in der Pulverwaldstraße: © WGS Siegen

Zugleich räumt Jungels ein, dass die WGS freigewordene Mietwohnungen in dem Erndtebrücker Straßenzug nicht mehr neu vermarkte. „Diese Wohnungen haben wir nicht revitalisiert.“ Nicht mehr, aber auch nicht weniger. „Man muss man sich fragen: Macht Renovierung noch Sinn?“ Da gehe es auch ganz konkret um Wirtschaftlichkeit, argumentiert Jungels. Zumal sich die WGS derzeit überlege: „Im Grunde ist das ein Straßenzug, der schon recht alt ist“, so Jungels – „wie geht man mit so etwas um?“ Eine handfeste Antwort auf diese Frage wolle die Genossenschaft bis Ende des Jahres finden. Steht den Mietern an der Pulverwaldstraße da womöglich ein Verkauf ihrer Wohnungen ins Haus? „Das ist alles absolut offen“, betont der Geschäftsführer. Denkbar sei ebenso eine Sanierung oder durchaus auch eine Kombination aus beidem. Am Ende sei das „eine unternehmerische Entscheidung“.

WSG: „Keine Überlegungen“ für Kauf

Auch für die Wohnungsgenossenschaft Wittgenstein (WSG) mit Sitz in Bad Berleburg gilt: Es gebe „keine Überlegungen“ mit Blick auf einen möglichen Kauf von Wohnungen der WGS, betont WSG-Geschäftsführer Marc Hofmann auf Anfrage unserer Zeitung.

Naheliegend wäre das zumindest, unterhält die WSG doch auch ein Objekt an der Pulverwaldstraße. Das Gebäude mit der Hausnummer 33 und seinen sechs Wohnungen sei bereits im Jahr 2012 umfangreich energetisch saniert worden, so Hofmann – samt Wärmedämmung, neuem Dach und moderner Wärmepumpe als Zentralheizung. Und ein weiteres ihrer Wohnhäuser an der Jahnstraße habe die WSG bereits für eine Sanierung im Visier.

Konkrete Interessenten für eine Übernahme der Objekte Pulverwaldstraße gibt es laut Jungels unterdessen nicht. „Wir stehen in keinen Verhandlungen. Und da ist auch kein Interessent im Hintergrund.“

Gemeinde „wartet auf ein Signal“

In der besagten Sitzung des Ausschusses für Bauen und Gemeinde-Entwicklung hatte Erndtebrücks Bürgermeister Henning Gronau zum Thema „Eisenbahner-Häuser“ den Politikern versprochen, „da als Gemeinde jetzt aktiv“ zu werden. Mit dem Eigentümer der Wohnungen stehe die Erndtebrücker Verwaltung bereits in Kontakt.

Das Haus der WSG an der Pulverwaldstraße ist komplett durchrenoviert.
Das Haus der WSG an der Pulverwaldstraße ist komplett durchrenoviert. © Eberhard Demtröder

Das kann WGS-Geschäftsführer Manfred Jungels bestätigen. Im Grunde warte die Gemeinde „auf ein Signal“ der Genossenschaft. Im Gespräch mit Gronau habe er zunächst die aktuelle Situation geschildert und dabei auch erläutert, dass mit den Objekten ja jetzt erst einmal nichts groß passieren müsse. Vielmehr habe er Folgendes hervorgehoben, so Jungels weiter: Die WGS kümmere sich vorrangig darum, dass die vermieteten Wohnungen vertragsgemäß genutzt werden können.