Siegen. . Pilotprojekt: Die Wohnungsgenossenschaft Südwestfalen kooperiert mit Malteser Hilfsdienst, Caritas und dem Onlinemarktplatz Lokaso.

Um Mieter bis ins hohe Alter zu halten, startet die Wohnungsgenossenschaft Südwestfalen ein Pilotprojekt. Unter dem Titel „Zusatzleistungen für mehr Lebensqualität“ kooperiert sie mit dem Malteser Hilfsdienst, der Caritas und dem lokalen Onlinemarktplatz Lokaso. Die Mieterinnen und Mieter sollen in verschiedenen Lebenslagen auf passgenaue Unterstützungsangebote zugreifen können.

Der Ausgangspunkt

Die WGS Südwestfalen hat rund 1400 Mietwohnungen, davon rund 800 in Siegen und etwa 200 in Kreuztal. Während im Zuge des demografischen Wandels die Zahl der Bewohner in fortgeschrittenem Alter steigt, zeigt sich ein zunehmendes gemeinsames Interesse: Die Mieter möchten in aller Regel so lange wie möglich in ihren vertrauten und liebgewonnenen Wohnungen bleiben – und der Vermieter möchte die oft langjährigen Mieter, die sich als zuverlässig erwiesen haben, ungern ausziehen sehen. „Wir haben uns deshalb überlegt, in die Sozialschiene einzusteigen“, sagt WGS-Geschäftsführer Manfred Jungels. Anfang 2017 seien die Planungen konkret geworden, im November nahm die Zusammenarbeit mit den jetztigen Partnern Gestalt an. Noch vor Ostern wird eine Broschüre an die Mieter herausgehen, in denen die Serviceangebote vorgestellt werden. Außerdem geht eine Homepage zum Thema online.

Im Kerngebiet ohne Einschränkungen

Die Einsatzgebiete der Kooperationspartner sind unterschiedlich. Deshalb können nicht alle Mieter der WGS Südwestfalen alle Services in Anspruch nehmen.

In Siegen und Kreuztal allerdings sind alle Leistungen verfügbar – und damit in rund 1000 der 1400 WGS-Wohnungen. Das entspricht etwa 71 Prozent.

Die Konstruktion

Die „Zusatzleistungen für mehr Lebensqualität“ sind nicht als Komplettpaket organisiert, sondern modular nutzbar. Die Genossenschaft informiert ihre Mieter allgemein, beantwortet Fragen und vermittelt Ansprechpartner. Den Kontakt zu den Partnern nehmen Interessierte dann individuell auf.

Die Partner

Entstanden ist ein Netzwerk, das darauf abgestimmt ist, dass die Angebote verschiedene Grade von Unterstützungsbedarf abdecken und einander ergänzen:

Lokaso. Das Siegener Unternehmen liefert Einkäufe, die über eine eigene Internetplattform bestellt werden, nach Hause. Die 30 Partner, von denen die Waren bezogen werden, stammen aus der Region, etwa 80 Prozent des täglichen Bedarfs lassen sich derzeit bereits abdecken, sagt Geschäftsführer Patrick Schulte. Außer Supermärkten, Metzgern, Bäckern und einem Biomarkt sind unter anderem auch ein Buchhändler und ein Spielzeugladen dabei. Der Service sei, so Schulte, nicht nur für ältere Menschen attraktiv, die ihre Einkäufe nicht mehr selbst erledigen können oder wollen.

Malteser Hilfsdienst. Derzeit betreuen die Malteser von Netphen aus rund 4000 Hausnotrufkunden, sagt Dienststellenleiter Christian Bruno. Hinzu kommen 400 Kunden, die sich über den Menü-Service warme Mahlzeiten liefern lassen. Beides ist auch im Portfolio des WGS-Vorhabens.

Caritas. Der Caritasverband Siegen-Wittgenstein weist im Projekt auf die Häusliche Pflege durch die Sozialstation und auf die Tagespflegehäuser Eremitage in Wilnsdorf und St. Raphael in Burbach hin. Eine besondere Leistung innerhalb des Netzwerks: Auf Wunsch erläutern Pflegekräfte bei ihren Besuchen die Nutzung von Lokaso.

Das Potenzial

„Wir werden es erst einmal anlaufen lassen und schauen, wie der Markt reagiert“, sagt Manfred Jungels. Er schätzt, dass etwa 40 Prozent der Mieter der WGS Südwestfalen altersmäßig zur primären Zielgruppe gehören; wobei ansichts einer steigenden Zahl von Singlehaushalten zum Beispiel ein Angebot wie der Hausnotruf je nach Lebenssituation auch für jüngere Menschen interessant sein könne. Die Partner geben sich optimistisch. „Für uns ist diese Kooperation ein spannender Versuch“, betont Matthias Vitt, Vorstand des Kreis-Caritasverbands. Es gehe weniger um die Gewinnung neuer Kunden, denn die kämen angesichts einer älter werdenden Gesellschaft ohnehin. Interessant sei eher die Frage, „ob es Sinn macht, im Netzwerk aufzutreten“. In dieser Form gebe es in der Region seines Wissens nach nichts Vergleichbares: „Es ist eine Premiere.“

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