Saßmannshausen. . Das Gebäudeensemble Domäne Saßmannshausen steht zwar unter Denkmalschutz, aber es verfällt. Das Spannende ist, es gibt aktuell keinen Besitzer.
Sie ist die Keimzelle des Dorfes. Das historische Gebäudeensemble der Domäne Saßmannshausen steht zwar unter Denkmalschutz, aber es verfällt zusehends. Das sorgt für Ärger.
Ortsvorsteher
Ortsvorsteher Björn Hofmann schüttelt mit dem Kopf, weil das Dorf tatenlos zusehen muss: „Wir haben jetzt den Ortskern optisch wieder schön und mit dem alten Spritzenhaus einen Ort für Familienfeiern. Aber direkt in der Nachbarschaft ist alles dem Verfall ausgesetzt“, sagt Hofmann, der deswegen auch das Ordnungsamt der Stadt Bad Laasphe eingeschaltet hat. Hofmann hat dabei nicht nur die Beschwerden von Anwohnern zusammengefasst. Der Ortsvorsteher macht sich auch Sorgen um die sechsköpfige Familie und den Einzelmieter, die im Fachwerkflügel des Komplexes wohnen. Das weiße, gemauerte Haupthaus, früher eine fürstliche Forstverwaltung, steht inzwischen leer.
„Aber dort sind die Dachluken zerstört und Waschbären und Ratten haben sich eingenistet“, listet Hofmann schwere Mängel auf. Hinzu kommt, dass die früher ansehnliche Parkanlage mit altem Baumbestand und Teich seit gut acht bis zehn Jahren nicht mehr gepflegt wird. „Da sind Bäume umgefallen“, so Hofmann. Der Ortvorsteher erinnert sich noch gut an die Zeit in der er nach Saßmannshausen gezogen ist. Damals waren die Gebäude noch in Schuss, vermietet und die Außenanlagen wurden gepflegt. Das aber ist mindestens acht bis zehn Jahre her, schätzt er.
Ordnungsamt
Auf den Hinweis des Ortsvorstehers hat sich das Ordnungsamt der Stadt Bad Laasphe die Mängel vor Ort angesehen und auch die Bauaufsicht des Kreises Siegen-Wittgenstein verständigt. Wie Ordnungsamtsleiter Jürgen Pospichal auf Anfrage erläutert, ist der Fachwerkteil durch zwei Mietparteien bewohnt und in einem guten Zustand. Allerdings wird dort nach wie vor nicht über Zentralheizung, sondern Holzöfen geheizt. Problematischer erscheint der gemauerte Teil. Hier hat die Bauaufsicht des Kreises auch nachgeschaut und schreibt auf Anfrage dieser Zeitung: „Mängel wurden in einem Gebäudeteil gefunden, da dieser aber unbewohnt und verschlossen ist, ist keine Gefahrenabwehr nötig, also kein Einschreiten unsererseits nötig.“
Ortstermin
Bei einem Besuch vor Ort ist der unbewohnte Gebäudeteil allerdings nicht verschlossen: Die Eingangstür im rechten Flügel ist aufgebrochen, ein Fenster neben der Tür offen. Die meisten Wohnungen, bis auf eine, sind offen zugänglich. Es bietet sich das Bild eines noch intakten Gebäudes, aber Feuchtigkeit hat sich an den Wänden und Türen niedergeschlagen. Schimmel ist riech- und sichtbar. In einigen Räumen haben die vorherigen Bewohner Sperrmüll hinterlassen und eine fragwürdige Elektrokonstruktion zieht sich vom Sicherungskasten im Erdgeschoss quer durch das Haus, lange Kabel aus Mehrfachsteckdosen enden in kleinen Heizlüftern, die in den Wohnungen herumstehen. Der Garten wirkt ungepflegt und verwahrlost.
Besitzverhältnisse
Das Spannende ist, es gibt aktuell keinen Besitzer. Der bisherige Immobilieneigentümer habe seinen Besitz aufgegeben, erläutert Jürgen Pospichal. Damit kann das Grundstück samt Gebäuden an den Staat fallen. Die Betonung liegt auf „kann“. So ein Eigentumsverzicht nach § 928 BGB ist selten, weiß der Pressesprecher der Bezirksregierung in Arnsberg, Christoph Söbbeler: „Der Fiskus hat ein Aneignungsrecht“, erläutert er. Das heißt im Fall von NRW prüfe der Bau-- und Liegenschaftsbetrieb (BLB.NRW), ob er den Besitz übernehmen möchte. Ziel sei dabei immer die Vermarktung, damit dem Steuerzahler keine dauerhaften Kosten für den Unterhalt entstehen. So lange das Verfahren in der Schwebe ist, ist die Immobilie herrenlos – so wie die Domäne aktuell.
Ideen
Zeitungsleser Gregor Hoffmann aus Oberndorf ist schockiert über den Zustand: „Das ehemals ansprechende Domäne-Gebäude verfällt bedauerlicherweise immer mehr. Nicht viel besser sieht es mit dem mit sehr schönen großen Bäumen bestandenen Außengelände aus“, schreibt uns unser Leser, der die Recherche damit ins Rollen gebracht hat. „Ich kann mir viele taugliche Nutzungen sowohl für das riesige zu überholende Gebäude als auch Gartengelände vorstellen. Ob nun ein Ausflugslokal daraus würde, eine Herberge für die zunehmende Anzahl von Wanderern oder Radlern... Weiter wäre das alles vorzüglich für Tagungen, Seminare zu nutzen. Warum kein Waldmuseum in unserer Waldreichen Region einrichten?“, skizziert der Oberndorfer, seine Vorstellungen.