Bad Berleburg. . Wer zum ersten Mal einen Kreißsaal in der Helios-Klinik Bad Berleburg betritt, mag überrascht sein. Auch Wassergeburten sind möglich.

Der Raum erinnert ein bisschen an eine Ein-Zimmer-Wohnung mit Küchenzeile, Waschbecken und einem großen Bett in der Mitte. Tatsächlich ist die vermeintliche Küchenzeile eine Schrankkonstruktion mit Arbeitsfläche, auf der eine mechanische Babywaage steht. Das Kopfende des Bettes lässt sich bis zum 90-Grad-Winkel aufrichten, die Beinstützen können hochgestellt oder heruntergeklappt werden. An der Decke über dem Bett hängt ein Haken, in dem ein breites Tuch eingefädelt werden kann. Falls Stehen erträglicher sein sollte als Liegen. Babyfotos, gedruckt auf Leinwand, schmücken die hellen Wände. In dem Zimmer ist es wärmer als in den anderen Räumen. Es soll eine wohlige Atmosphäre entstehen für Mutter und Kind – auch wenn’s schmerzhaft wird.

In der Geburtswanne können mit einem CTG auch die Herztöne des Babys aufgezeichnet werden.
In der Geburtswanne können mit einem CTG auch die Herztöne des Babys aufgezeichnet werden. © Britta Prasse

Wer zum ersten Mal einen Kreißsaal in der Helios-Klinik Bad Berleburg betritt, mag überrascht sein. Ganz anders als diese aufgeregten Bilder aus Film und Fernsehen, in denen schwitzende Ärzte mit Handschuhen, Haube und Mundschutz im grell-leuchtenden OP-Licht stehen und dramatisch „Pressen! Pressen!“ schreien. Stattdessen: ein Rückzugsort, an dem auch die Musik der Lieblingsband gespielt werden darf, und eine aufgeschlossen lächelnde Petra Walczok. „Es kam auch schon vor, dass hier AC/DC gespielt wurde“, sagt Walczok.

Die Betreuung

Die 48-Jährige ist seit 1994 Hebamme, seit 2001 bei Helios und begleitet Familien in der aufregenden Phase, wenn sie Zuwachs bekommen. Wie viele Kinder sie schon zur Welt gebracht hat? „Puh, das kann ich echt nicht sagen. Das waren viele.“ Zur Einordnung: Ein Team von acht Hebammen unterstützt pro Jahr rund 300 Babys bei ihrer Geburt. Eine gewisse Routine in den Abläufen stellt sich natürlich ein – und doch müsse jede Situation mit Mutter und Kind individuell betrachtet werden. „Das können wir hier auch leisten. Wir betreuen die Eltern vor und nach der Geburt und stehen immer bei Fragen zur Verfügung. Die Chemie zwischen Hebamme und Mutter muss einfach stimmen“, erklärt Walczok.

Die Hebammen Petra Walczok und Ingrid Fischer (von links) arbeiten in der Helios-Klinik Bad Berleburg.
Die Hebammen Petra Walczok und Ingrid Fischer (von links) arbeiten in der Helios-Klinik Bad Berleburg. © Britta Prasse

Ausschlaggebend dafür ist auch eine Art „Vorstellungsgespräch“ rund zwei Wochen vor dem Geburtstermin, das sogenannte „Entbindungsmodus-Gespräch“. Hier lernen sich Eltern und Klinikmitarbeiter besser kennen, bei der Begehung der Räumlichkeiten prüfen die werdenden Eltern, ob sie sich hier gut aufgehoben und versorgt fühlen. Im persönlichen Gespräch werden schließlich die Daten der Eltern erhoben, Wünsche und Vorstellungen zur Geburt festgehalten und ein CTG – eine Cardiotokografie – geschrieben. Dieses Datenblatt zeigt, wie es dem Baby im Bauch geht: Herztöne, Bewegungen, aber auch mögliche Wehen werden über eine halbe Stunde aufgezeichnet und danach ausgewertet. Sind sowohl bei der frauenärztlichen Untersuchung als auch beim Ultraschall keine Auffälligkeiten zu erkennen, steht der Geburt in der Helios-Klinik Bad Berleburg nichts mehr im Weg. Bei Risiko-Geburten, zum Beispiel bei Zwillingen oder vorher festgestellten möglichen Komplikationen, betreuen die Hebammen die Entbindung in Bad Berleburg nicht. „Dafür sind wir hier nicht ausgerichtet. Natürlich springen wir im Notfall ein – aber solange es planbar ist, leiten wir die Mütter mit einer potenziellen Risiko-Geburt in ein dafür spezialisiertes Perinatalzentrum weiter“, erklärt Walczok.

Die Entbindung

Neben der traditionellen Entbindung im Bett bietet die Helios-Klinik auch die Entbindung im Wasser an. Das auf Körpertemperatur abgestimmte Wasser lindert die Geburtsschmerzen, die muschelförmige Wanne ermöglicht eine angenehme Sitzposition. Außerdem macht das Wasser das Gewebe elastischer, so dass es unter der Geburt seltener zu Verletzungen, wie zum Beispiel Dammrissen kommt. „Auch bei Wassergeburten können wir das CTG einsetzen, so dass wir den gesundheitlichen Zustand des Babys während der gesamten Zeit beobachten können“, so Walczok. Eine Schmerztherapie mit PDA (Periduralanästhesie) oder Schmerztropf ist in der Geburtswanne jedoch nicht möglich; die Gefahr „wegzutreten“ wäre zu groß. „Die Mütter sollten es möglichst noch selbstständig aus der Wanne schaffen“, sagt Walczok.

Der Kaiserschnitt

Die meisten Frauen entscheiden sich jedoch für eine Geburt im Bett. Und wann wird ein Kaiserschnitt veranlasst? „Immer dann, wenn eine natürliche Geburt zu Komplikationen für Mutter oder Kind führen könnte – zum Beispiel, wenn die Herztöne nicht in Ordnung sind, das Baby sich gedreht hat oder der Kopfumfang des Babys schlicht zu groß ist.“ Jede Geburt sei anders – aber auch immer ein kleines Wunder.