Bad Berleburg. . Die Tiere haben stets in der Nacht erhebliche Schäden angerichtet. Angehörige bepflanzen die Gräber mehrfach. Ruf nach einer Umzäunung wird laut.

Für die Blüten frischer Hornveilchen und Stiefmütterchen stehen Rehe nachts auf und statten dem städtischen Friedhof am Sengelsberg in Bad Berleburg gerne Besuche ab. Leidtragende sind Angehörige, die die Grabstätten ihrer Lieben in den vergangenen Tagen nach dem hoffentlich letzten Frost bepflanzt haben.

Kein Grab ohne Reh-Kot

Frische Blumen in Vasen oder in Schalen und ins Erdreich gesetzte Pflanzen sind ratzekahl abgefressen. „Daran haben wir uns schon fast gewöhnt“, resigniert eine Friedhofsbesucherin, „viele haben deswegen schon die zweite oder sogar dritte Pflanzung vornehmen müssen.“ Anscheinend, so deutet die Dame an, seien die Schäden in diesem Frühjahr größer als früher. „Ja, es war diesmal extrem“, hat Friedhofsgärtner Thomas Simon (Hemschlar) ausgemacht und festgestellt, dass „kein Grab ohne Reh-Kot war.“ Er selbst habe „zum Glück nicht zu früh gepflanzt.“

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Doch viele Berleburger hätten ihre Oster-Bepflanzung erledigt, obwohl Ostern recht früh im Jahr war. „Da hatten die Rehe auf den Wiesen noch nichts“, sagt Thomas Simon, und erklärt, warum die Tiere „in ganzen Rudeln von den Kliniken herunter, aus dem Park herauf und von der Straße Sengelsberg die Böschung hoch“ die Grabstätten besucht und in vielen Fällen sogar zerstört haben. Häufig würden die Tiere die Pflanzen einfach nur herausreißen, ankauen und den Rest auf und an den Grabstätten verteilen – kein schöner Anblick.

Liegt das scheinbar erhöhte Aufkommen der Rehe daran, dass der städtische Bauhof die Bepflanzung auf und an der Böschung entfernt hat? Könnte die nunmehr freie Bahn mehr Wild auf den Friedhof locken als zuvor? Diese Frage beantwortet Stefanie Treude, Pressesprecherin der Stadt Bad Berleburg so: „Das Durchforsten am Friedhof war eine notwendige Arbeit, damit dort in Zukunft auch wieder mehr wachsen kann. So wird der Sichtschutz mittelfristig auch wieder besser.“

Lösung erst mittelfristig

Bäume und Sträucher sind entfernt und damit eine natürliche Hürde für Rehe am Friedhof Sengelsberg verschwunden. Sind dadurch die Fraß-Schäden höher geworden?
Bäume und Sträucher sind entfernt und damit eine natürliche Hürde für Rehe am Friedhof Sengelsberg verschwunden. Sind dadurch die Fraß-Schäden höher geworden? © Christoph Vetter

Auch die Verwaltung sei, so Treude, „von Anwohnern darauf hingewiesen worden, dass Rehe auf den Friedhof kommen und dort Schäden anrichten.“ Eine Lösung dieses Problems sei jedoch wohl erst mittelfristig erreichbar. Einen Ansatz dafür nennt darüber hinaus Dezernent Christoph Koch. Hilfreich könne es schon sein, wenn Besucher beim Verlassen des Friedhofes die Tore nicht – wie häufig passiert – offen stehen lassen. Denn dadurch „können natürlich auch Rehe hereinkommen.“

Das weiß auch der Friedhofsgärtner. Nach eigenen Angaben hat Thomas Simon während der Hochphase der Plage „jeden Abend um Elf die Tore am Friedhof geschlossen.“ Auch habe er „vorigen Samstag am helllichten Tag“ ein Reh auf dem Friedhof gesehen, als er gerade die Grabpflanzen gegen Wildverbiss spritzte – „mit aufgelösten Blutmehl, das mögen die Tiere nicht. Aber das Reh hat zugeschaut.

Für Simon liegt die Lösung des Problems auf der Hand: „Die Stadt müsste nur mal den Zaun erneuern; 1,20 bis 1,50 Zentimeter, das reicht. Der alte ist mal umgefallen und entsorgt worden. Passiert ist seitdem nichts. So bleibt da der einzige Friedhof ohne Zaun in Europa."