Siegen. . Lieselotte Haags Garten musste dran glauben. Einen Zaun wollte sie schon lange - bislang ging das wegen des Bebauungsplans nicht. Ausschuss tagt.
Die Wildschweine haben Lieselotte Haags Garten sowas von auf links gezogen. Von der Grasnarbe ist quasi nichts mehr übrig, dicke Schollen türmen sich auf ihrem gesamten Grundstück am Gerhard-Hauptmann-Weg am Haardter Berg auf. Immer öfter finden Schwarzwild-Rotten den Weg in befriedete Bereiche: Die intelligenten Tiere scheinen zu wissen, dass sie im Wald bejagt werden und suchen gewissermaßen Zuflucht in Wohngebieten.
Randsteine aus dem Boden gerissen
An Nahrung scheint es ihnen dort jedenfalls nicht zu mangeln; in Lieselotte Haags Garten sind sie ausgiebig fündig geworden, rissen sogar die schweren Randsteine aus dem Boden. Das Thema Wildschweinproblematik steht heute auf der Tagesordnung des städtischen Ausschusses für Feuerschutz, Sicherheit und Ordnung.
Ärgerlich für die Rentnerin: Der Bebauungsplan aus dem Jahr 1968 lässt die Errichtung eines Zauns nicht ohne Weiteres zu: „Damals ist festgelegt worden, dass die Vorgärten keine Einfriedung aus baulicher Anlage erhalten dürfen“, heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung. Haag hätte schon vor Jahren gerne einen Zaun errichtet, damit der Hund frei auf dem Gelände laufen kann, ohne sich sorgen zu müssen, dass er auf die Straße läuft. Das verhinderte aber eben der Bebauungsplan.
Rotte kommt über die Straße
Angesichts der Wildschweinschäden sei in Lieselotte Haags Fall eine Befreiung vom Bebauungsplan möglich, ein entsprechender Antrag könne „durchaus begründet positiv beschieden werden“, so die Verwaltung. Nötig sei ein Bau- mit Befreiungsantrag, der zeitnah beschieden werden würde. Für das Ausfüllen der Unterlagen hat die Stadt ihre Hilfe angeboten.
Lieselotte Haag hat grundsätzliche Zweifel: „Ich möchte mir nicht vorschreiben lassen, welchen Zaun wir nehmen müssen – das Grundstück gehört uns. Ich möchte mir mein Eigentum nicht diktieren lassen.“ Bei der Position der Garagen und der Dachkonstruktion etwa habe es strenge Auflagen gegeben.
Der Vorfall mit den Wildschweinen habe sich zum ersten Mal ereignet: Um Ostern herum sah ihre Tochter die Tiere über die Straße laufen, Haag hörte die Wildschweine sogar in der Nähe grunzen. Vermutlich, sagt die Rentnerin, sei die Rotte aus Richtung der Uni gekommen. Neben der Verwüstung des Rasens und des Nutzbeets durchwühlten die Tiere auch das Zierbeet zur Straße hin.
Keine Entschädigung für die Instandsetzung
Für die Kosten zur Instandsetzung möchte Lieselotte Haag entschädigt werden.
Die Verwaltung verweist auf eine mögliche Gebäudeversicherung der Geschädigten und auf die geltende Rechtslage: „Wildschweinschäden sind höhere Gewalt. Einen finanziellen Ausgleich sieht das Jagdrecht für befriedete Grundstücke nicht vor, sondern nur für die Flächen, die bejagbar sind.“
Hausmittel wie Pellets streuen oder Spülmittel mit Zitronengeruch seien wohl nicht hilfreich. Der zuständige Jagdpächter hat ihr einen Elektrozaun empfohlen, der habe sich als wirksames Mittel gegen die unerwünschten Eindringlinge bewährt. Drahtzäune. die stabil genug sind, Wildschweine abzuhalten, kosteten Geld: „Der laufende Meter 155 Euro“, sagt Lieselotte Haag. „Allein zur Straße haben wir 45 Meter. Wir müssen das Grundstück ringsum einzäunen.“
Lieselotte Haag schaut jeden Morgen sorgenvoll aus dem Fenster. Ob ihre Reparaturarbeiten – „ein Knochenjob“ – nicht wieder zunichte gemacht worden sind.
Hinweis: Der Feuerschutzausschuss tagt am 19. April um 17 Uhr, Rathaus Geisweid.
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