Aue-Wingeshausen. . K 42 zwischen Aue und Wingeshausen: Ein Unbekannter protestiert auf seine Weise gegen angehobene Limits – mit selbstgebastelten Zusatz-Schildern.

Tempo 70 statt wie bisher Tempo 50 – das gilt seit einigen Tagen auf der Kreisstraße 42 zwischen Aue und Wingeshausen. „...ist zu schnell“ heißt es auf selbstgebastelten Zusatz-Schildern, die ein Unbekannter gestern kurzerhand unter die neuen Tempo-70-Tafeln montierte – offenbar aus lauter Protest. „Der Bürger, der das gemacht hat, hat Mut – und Recht“, kommentiert Wingeshausens Ortsvorsteher Karl-Heinrich Sonneborn die Aktion.

Verkehrsschau-Kommission hat neue Regeln festgelegt

Festgelegt hat die neuen Regeln auf der K 42 die Verkehrsschau-Kommission, der neben dem Kreis auch Polizei, Verkehrswacht, Landesbetrieb Straßen NRW und Stadt Bad Berleburg angehören.

Angesichts der Kritik aus der Bevölkerung weist Eberhard Zimmerschied vom Landesbetrieb darauf hin, dass jeder Bürger das Recht habe, im konkreten Fall andere Vorschläge für die Verkehrsregelung zu beantragen. Andererseits sei der Abschnitt ganz offensichtlich nicht unfallträchtig.

Er sehe nämlich „der Realität ins Auge“, findet Sonneborn. Denn auch er hält die neue Regelung „für vollkommen daneben“. Gerade auf diesem gut ein Kilometer langen Abschnitt gebe es mehrere lebensgefährliche Einmündungen mit Unfall-Potenzial, meint der Ortsvorsteher – und nennt die Einfahrt zum Wingeshäuser Friedhof, den Casimirstaler Weg vom Sportplatz her – und den Steinsbachweg zur Grundschule hin. Gerade hier, wo auch ein Fußgängerüberweg die Fahrbahn der Kreisstraße quert, soll demnächst zusätzlich der ausgewiesene Tempo-30-Bereich verschwinden, so das zuständige Straßenverkehrsamt des Kreises Siegen-Wittgenstein. Und zwar, sobald der Überweg einer Fußgänger-Ampel gewichen sei. Dann soll dort Tempo 50 gelten.

Am Überweg bald Tempo 50

Karl-Heinrich Sonneborn, Ortsvorsteher Wingeshausen, zur Schilder-Aktion: „Der Bürger, der das gemacht hat, hat Mut – und Recht.“
Karl-Heinrich Sonneborn, Ortsvorsteher Wingeshausen, zur Schilder-Aktion: „Der Bürger, der das gemacht hat, hat Mut – und Recht.“ © Christoph Vetter

Es widerspreche sich im Übrigen auch, so Sonneborn, das aus Richtung Aue Tempo 50 bis zum Überweg gelte und in der Gegenrichtung komplett Tempo 70 – „das schützt ja den Zebrastreifen nicht“.

Der Ortsvorsteher hat sich bereits bei der Polizei und im Bad Berleburger Rathaus erkundigt, „wie das zustande gekommen ist“ mit den neuen Tempolimits. Im Gespräch mit unserer Zeitung kündigt Sonneborn an, mit Hilfe der Stadt Widerspruch einzulegen.

Die neue Fußgänger-Ampel sei notwendig, so Kreis-Pressesprecher Torsten Manges, weil der jetzige Überweg außerhalb der geschlossenen Ortschaft liege – und das sei „nach den gesetzlichen Vorgaben nicht erlaubt“. Und mit der neuen, sichereren Ampel könne das Tempolimit auch von 30 auf 50 km/h angehoben werden.

Als Schulweg nicht mehr so relevant

Laut Kreis haben die angehobenen Limits auf der Strecke auch den Hintergrund, dass mittlerweile der „Gehweg neben der Fahrbahn ausgebaut und vergrößert“ worden sei. Die Bauarbeiten dazu waren bereits im Herbst 2016/Frühjahr 2017 über die Bühne gegangen.

Und: Die K 42 in diesem Bereich sei als Weg zur Grundschule auch schon länger nicht mehr so relevant, seitdem die Wingeshäuser Schulkinder nach einer längst abgeschlossenen größeren Baumaßnahme innerhalb ihres Heimatortes wieder einen anderen, ungefährlicheren Weg nehmen können.

Kreis will Situation überprüfen

Von einer Tempo-70-Regelung ausgenommen bleibt nach Angaben des Kreises ein Teilstück der K 42 in Fahrtrichtung Wingeshausen zwischen dem Ortsausgang Aue und dem Überweg – weil es nach „Aussage von Ortskundigen“ weiterhin als Schulweg genutzt werde.

Auf die geschilderte Kritik der Anwohner will die zuständige Behörde aber offenbar eingehen. Sprecher Torsten Manges: „Der Kreis wird die derzeitige Situation vor Ort noch einmal überprüfen und die tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten messen.“