Bad Laasphe. „Es muss kratzen“. Wenn schon Elvis oder Buddy Holly, dann richtig. Und richtig bedeutet für Sammler eben Platten aus Vinyl oder Schellack.
Wir treffen Franz Herger beim großen Tausch- und Sammlermarkt für Freunde der „alten“ Schallplatte, Radios und Elektronik im Haus des Gastes an einem Stand mit Vinyl-Tonträgern. Der Frankfurter gehört zu der Gruppe von Sammlern, die ein spezieller Jagdeifer antreibt. Sie gieren nach Exklusivität und ein bisschen auch nach Geld. Mit ihm unterwegs sind bei Veranstaltungen wie in der Lahnstadt, wo das Internationale Radiomuseum von Hans Necker bereits zum 57. Mal einlädt, zu annähernd 99 Prozent Männer. Und die kommen aus allen Berufsschichten: Selbstständige, Beamte, Akademiker, Handwerker und Angestellte, Menschen, die ein sehr großes Einkommen haben und solche mit sehr kleinem.
Schwarzes Gold
Viele von ihnen sind von dem Virus „Vinyl“ befallen. Und der lässt sich mit der Jagd nach Langspielplatten, dem wichtigsten Tonträger früherer Jahrzehnte, treffend beschreiben. Franz Herger erzählt uns, dass man Platten sammeln kann, weil man sie als Geldanlage für „schwarzes Gold“ hält, weil man findet, dass sie atmen, weil man sie für ehrlich hält oder weil das Musikbusiness sie schon für tot erklärt hat.
Atmende Aufnahmen
Für die Normalos sei es jedoch nur schwer zu verstehen, warum Schallplatten mehr sein sollen als der Nachweis dafür, dass man im Oberstübchen nicht alle Schrauben an den richtigen Stellen sitzen hat. Ihnen fehlt das Verständnis dafür, dass eine Original-Aufnahme auf einem guten Plattenspieler wesentlich intensiver klingt als eine in „klinischer Atmosphäre“ entstandene CD-Einspielung oder ein MP3-File auf dem Handy.
„Es muss kratzen“, betont ein anderer Besucher im Gespräch. Wenn schon Elvis oder Buddy Holly, dann richtig. Und richtig bedeutet für den Sammler eben Platten mit Rillen, aus Vinyl oder Schellack. Unter den Besuchern der Veranstaltung auch Kurzurlauber Henk van Gelderen, der auf eine, seiner Meinung nach wirklich bedeutende Schallplattenbörse verweist: „Und das ist die LP-Messe in meiner Heimatstadt Utrecht.“
Abstecher ins Radiomuseum
Ein paar Tische daneben bieten Aussteller Stücke aus den Anfängen der Radiogeschichte sowie Zubehör und Ersatzteile an. Organisator Hans Necker zeigt sich mit dem Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden: „Nach einer kleinen Delle geht die Besucher- und Ausstellerzahl wieder nach oben.“ Sogar ein Sammler aus Österreich hat den Weg in die Lahnstadt gefunden.
Ab 13 Uhr geöffnet hat an diesem Sonntag auch das Internationale Radiomuseum, das die einzigartige Sammlung Hans Neckers von Röhrengeräten aus den Anfängen der Radiotechnik bis in die Neuzeit zeigt. Ausgestellt werden ständig über 1000 Geräte aus dem Fundus von rund 4000 Stück. Besonders sehenswert ist der dort fest zur Einrichtung gehörende Raum, der mit Möbeln und Rundfunkgeräten im Stil eines Wohnzimmers der 50er Jahre eingerichtet ist.