Birkelbach. . Wolfgang Langenohl übernimmt die CJD-Leitung in Birkelbach von Anke Bremmer – und will die Angebote vor Ort demnächst erweitern.
Zum traditionellen Gebetsfrühstück bittet in dieser Woche das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) Siegen-Wittgenstein in seine Birkelbacher Einrichtung. In diesem Rahmen wird auch die bisherige Standort- und Erziehungsleiterin Anke Bremmer verabschiedet – und ihr Nachfolger Wolfgang Langenohl (50) begrüßt. Im Interview mit unserer Zeitung stellt der Attendorner sich und seine Ideen vor.
Warum gerade jetzt der Wechsel?
Wolfgang Langenohl: Nach 14 Jahren Tätigkeit im CJD Siegen-Wittgenstein hat sich Anke Bremmer dazu entschieden, in ihrer Heimat, im Norden Deutschlands, eine Abteilung eines regionalen Kreisjugendamtes zu leiten. Ich wünsche ihr für diese spannende Aufgabe alles Gute und freue mich sehr darüber, eine mir durchaus bekannte Einrichtung hier vor Ort übernehmen zu können, die mit notwendigem Fingerspitzengefühl stets von ihr geleitet und weiterentwickelt wurde. Ganz besonders freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit vielen Menschen aus dieser wunderschönen Region.
Geschäftsführer in der Zentrale für NRW und Hessen
Wolfgang Langenohl ist gebürtiger Düsseldorfer, 50 Jahre alt, verheiratet und wohnt in Attendorn.
In der CJD-Zentrale war er Geschäftsführer Sozialmarketing für die Bundesländer NRW und Hessen. Ferner leitete er mehrere Arbeitskreise, etwa für Sport und internationale Begegnungen.
Hat Sie Ihre Vorgängerin in Wittgenstein denn schon ein wenig eingearbeitet?
Seit Anfang November bereite ich mich in enger Zusammenarbeit mit meiner Kollegin auf die Leitung des CJD Siegen-Wittgenstein vor. Dazu gehören neben der Teilnahme an den Dienstbesprechungen unserer Wohngruppen etwa auch Besuche bei unseren Kostenträgern.
Schwerpunkte in der Ausrichtung des CJD Siegen-Wittgenstein sind die Kinder- und Jugendhilfe sowie Maßnahmen im Auftrag der Agentur für Arbeit und des örtlichen Jobcenters. Wird sich daran mit Ihnen womöglich jetzt etwas ändern?
Ich werde all die Angebote, die sich für unsere Schutzbefohlenen bewährt haben, aufrecht erhalten. Mit unseren Kostenträgern und den örtlichen Stadtverwaltungen sowie der Kreisverwaltung werden wir prüfen, welche Angebote wir für den Kreis Siegen-Wittgenstein zusätzlich verantworten können. Da ist noch jede Menge möglich.
In Ihrem Profil taucht immer wieder der Begriff „Sozialmarketing“ auf. Was bedeutet das? Wird das auch eine wesentliche Aufgabe an Ihrem neuen Arbeitsplatz sein?
Der Begriff bezeichnet in erster Linie ein Marketing-Konzept, das für die Geschäftstätigkeit nicht primär gewinnorientierter Organisationen (NPO, Non-Profit-Organisationen) angewandt wird. Sozialmarketing bezeichnet alle Marketing-Aktivitäten innerhalb des CJD-Gesamtwerke. Hauptsächliches Ziel des sozialen Marketings ist nicht der wirtschaftliche Erfolg, sondern die Erreichung überwiegend sozialer Ziele. Das kann zum Beispiel die Erhöhung der Spendenbereitschaft in der Bevölkerung, also das Fundraising sein, das die Förderung etwa von Bildungsangeboten zum Ziel hat. Um auf Ihre letzte Frage zukommen: Ja, ich werde dieser Tätigkeit auch an meinem neuen Arbeitsplatz eine hohe Priorität einräumen.
Stichwort Fundraising: Welche Bedeutung haben Spenden für das CJD bei der Finanzierung?
Wir geben jungen Menschen, Kindern und ihren Familien seit 1990 am CJD-Standort Siegen-Wittgenstein neue Chancen und unterstützen sie auf ihrem Weg in ihre jeweilige Zukunft. Die Verknappung öffentlicher Gelder in den letzten Jahren hat sich auch auf unsere Aktivitäten negativ ausgewirkt. So benötigen wir eine ausreichende Finanzierung so notwendiger individueller Freizeitaktivitäten wie ein moderner Fitnessraum. Wir sind mehr denn je auch auf die Hilfe von Firmen und Privatpersonen angewiesen. Jeder kann dazu beitragen, die Situation von lernbeeinträchtigten und sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen zu verbessern.
Wie kommt man denn als ausgebildeter Schweißer zur Sozialarbeit und zum CJD?
Nun, der Ausbildung zum Schweißer folgte später eine langjährige Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher mit Schwerpunkt Erlebnispädagogik. Diese Ausbildung absolvierte ich berufsbegleitend an der Fachschule für Sozialpädagogik in Hamm/Westfalen in den 90er Jahren. Seitdem arbeite ich übrigens im CJD. Fast 22 Jahre! Das CJD bezeichnet sich zu Recht als Chancengeber. Mit der Maxime „Keiner darf verloren gehen“, die seit der Gründung 1947 gilt, hat das CJD bundesweit in 154 CJD-Einrichtungen viele Kinder und junge Menschen begleitet. Es macht einfach Spaß, im CJD zu arbeiten.
„Gruppenleitung einer stationären Wohneinheit der Jugendhilfe im CJD Siegen-Wittgenstein“ – das war einmal eine Ihre Aufgaben. Welche Erfahrungen macht man da, die heute im Berufsalltag hilfreich sind?
Ich selber war zwölf Jahre im Bereich der ambulanten und stationären Jugendhilfe tätig, dies alles seit dem Jahr 1996 an einem Standort: dem CJD Siegen-Wittgenstein. Es ist in der Tat hilfreich zu wissen, was in einer Wohngruppe an pädagogischer Arbeit geleistet wird. Ich werde meine Erfahrungen nutzen, um meinen Mitarbeitern stets beratend zur Seite zu stehen, etwa bei Hilfeplan-Gesprächen, bei der Entwicklung neuer Hilfsangebote.
Sozialarbeit ist keine leichte Aufgabe, wer wüsste das besser als Sie selbst. Wie entspannt man da eigentlich in der Freizeit? Oder nimmt man sich da auch einiges mit nach Hause, zumindest gedanklich?
Der Abstand von meinen Zuhause und meinem Arbeitsplatz beträgt 47 Kilometer. Ein solcher Abstand lässt mich entspannt sein, wenn ich dann zuhause am späten Nachmittag ankomme. In meiner Freizeit kümmere ich mich dann um die Kommunalpolitik, gehe saunieren, wandere mit meiner Frau und Freunden. Dann singe ich auch noch in einem Meisterchor, dem Männergesangverein Sauerlandia. Also, ich bin nach getaner Arbeit schon sehr tiefenentspannt.
Sie engagieren sich politisch für die SPD im Kreis Olpe, waren NRW-Landtagskandidat. Wird das trotz Ihrer beruflichen Veränderung nach Wittgenstein weiterhin so sein?
Politik ist meine Herzensangelegenheit. Ich setze mich gerne für das Gute ein und vertrete gerne die Interessen der Bürgerinnen und Bürger meiner Heimatstadt Attendorn, als Vorsitzender der SPD. Im Übrigen habe ich als Vertreter des CJD keine Parteibrille auf. Ich verfolge weiterhin den Kontakt zu allen demokratisch gewählten Politikern, egal welcher Partei. Wir werden innerhalb unseres Jugenddorfes einen Jugenddorf-Rat gründen, dies ist vergleichbar mit den kommunalen Jugendparlamenten. Das werde ich in den Anfängen kräftig unterstützen.