Bad Berleburg. Was passiert eigentlich, wenn fünf niederländische Sängerinnen gemeinsam Segeln gehen und in eine Flaute geraten?

Nun, das ist nicht für jeden Fall zu erkunden, aber in diesem einen Fall hörten sie einfach Musik von verschiedenen Gesangsensembles und gründeten daraufhin selbst eines. Ein Glücksfall für sie und für das Publikum im ausverkauften Schloss Berleburg, denn diese Gruppe steht beispielhaft für all das, was ein wirklich gutes Gesangsensemble ausmacht: gut ausgebildete Stimmen, Sängerinnen, die sich eingliedern können in einen Gesamtklang, passende Sätze und vieles mehr, das diese Zeilen sprengen müsste.

Ungewöhnlich mutiges Programm

Das niederländische Quintett Wishful Singing eröffnet mit einem besonderen Konzert auf Schloss Berleburg die WeihnachtsZeitreise 2017.
Das niederländische Quintett Wishful Singing eröffnet mit einem besonderen Konzert auf Schloss Berleburg die WeihnachtsZeitreise 2017. © Christoph Haupt

Anne-Christine Wemekamp und Maria Goetze (Sopran), Marjolein Verburg (Mezzosopran) sowie Annemiek van der Ven und Marjolein Stots (Alt) kamen auf Einladung der Kulturgemeinde mit eher ungewöhnlichem, mutigen Weihnachtsprogramm nach Bad Berleburg zur Eröffnung der 12. WeihnachtsZeitreise. Nicht in erster Linie die üblichen Klassiker hatten sie im Gepäck sondern sorgfältig thematisch ausgewählte Lieder aus weit mehr als 500 Jahren. Ganz großes Kino, mit einem einstimmigen gregorianischen Choral zu eröffnen. Ohne Blickkontakt untereinander sangen sie so genau und sauber zusammen, dass die einzelnen Stimmen zu einer verschmolzen.

Bei jedem Lied wechselten sie ihre Aufstellung und zeigten dem Publikum alleine dadurch die stimmlichen Besonderheiten, Soli und Zusammenklänge auch optisch, was gerade bei den für uns eher ungewohnt klingenden Liedern aus der Renaissance den vorhandenen Hörgenuss noch einmal steigerte. Dabei nahmen sie gerade die alten Marienlieder eher verhalten und mit sparsamen Emotionen. Drei Lieder zum Thema „Rose“ beinhalteten auch den für Frauenstimmen umgesetzten bekannten Satz von Praetorius „Es ist ein Ros entsprungen“.

Dabei entstehen durch die Transkription recht ungewohnte Klänge, wenn der „Tenor“ tatsächlich über dem Sopran singt. Es folgten fünf Lieder über das Kind in der Krippe, wobei sie auch hier jedem einzelnen eine Besonderheit zu geben wussten. Sei es, dass sie von Strophe zu Strophe einzelne Stimmen eines Satzes wegließen oder den Bach-Satz zu „Ich steh an deiner Krippen hier“ in einem neuen Arrangement sangen, das die berühmte Basslinie zu ersetzen wusste.

Nach der Pause Weihnachtslieder aus Skandinavien und, in diesem Zusammenhang ein Liederzyklus, den der dänische Komponist Jetse Bremer nach ausgewählten Texten den Sängerinnen von Wishful Singing geschrieben hat. Jedes Lied eine Perle. Ob John Updikes Ode an die Zentralheizung, Shakespeares Bild von der klirrenden Kälte draußen und der warmen Küche oder Gail Mazurs „Eis“, auf dem tagsüber Eishockey gespielt wird und nachts der Vater mit seiner Tochter Figuren läuft: jedes Lied genau auf seinen Text komponiert. Wunderbar.

Stürmischer Applaus

Mit John Rutters Satz zu „Deck the Hall“ verabschiedeten sich die fünf Sängerinnen direkt vor jedem Block aus dem offiziellen Teil, was ihnen stürmischen Applaus eintrug. Bei den Zugaben öffneten sie dann das Schatzkästchen der Lieder in „close harmony“, der Kompositionstechnik, die die Vokalensembles so besonders klingen lässt. Dabei entstehen bei „Stille Nacht“ ganz besonders überraschende Harmonien, die das traditionelle Lied ganz neu und modern wirken lassen. Mit „It’s Beginning to Look a Lot Like Christmas“ entließen sie dann das begeisterte Publikum in die winterlich vorweihnachtliche Nacht.