Bad Berleburg. . Am Ende ist die Nervosität verflogen: Das Leistungschorsingen in Bad Berleburg ist für die einzige Formation aus Wittgenstein erfolgreich
- Leistungschorsingen eine besondere Herausforderung, ein Etappenziel nach schwieriger Phase
- Chorleiterin: „Natürlich sind wir aufgeregt. Aber was wäre eine Prüfung oder ein Wettkampf ohne Aufregung?“
- Christian Dellori über künftige Wettbewerbe: „Dafür hat Wittgenstein bislang keine Kapazitäten“
Geschäftiges Treiben und Stimmübungen im Proberaum des Gemischten Chors Volkholz 1926 eine Stunde vor dem Auftritt in der Aula der städtischen Realschule Bad Berleburg. „Natürlich sind wir aufgeregt. Aber was wäre eine Prüfung oder ein Wettkampf ohne Aufregung?“, fragt Chorleiterin Tanja Hartmann-Sting. Für den Chor geht es an diesem Sonntag um die Qualifizierung zum Leistungschor, „auch Stufe 1 genannt“, erklärt Hartmann-Sting.
Geschafft: Dreimal „gut“ für Sänger aus Volkholz
Am Nachmittag hat die Jury des Chorverbandes NRW entschieden: Mit dreimal „gut“ in den Wertungen trägt der Gemischte Chor Volkholz 1926 nun den Titel „Leistungschor“.
Aber die Konkurrenz im Wettbewerb war auch nicht schlecht: „Alle Chöre haben ihr Ziel erreicht“, so das Fazit von Elke Liß, Geschäftsführerin des Sängerkreises Wittgenstein als Ausrichter. Und das sei „ganz selten“.
Tatsächlich meisterten alle Chöre, die auch aus dem Siegerland oder dem Münsterland angereist waren, ihre Aufgaben mindestens mit „gut“.
Der Chor aus Volkholz, dessen Erkennungszeichen die bunten Halstücher der Damen und die gestreiften Krawatten der Herren sind, vertritt als einziger Wittgensteiner Chor die Region. Die Proben für den Auftritt in der Aula, deren Akustik von den Sängerinnen und Sängern durchweg gelobt wird, starteten schon Anfang des Jahres, „teilweise auch früher“, so Hartmann-Sting. Für den Chor war es eine besondere Herausforderung, ein Etappenziel nach einer schwierigen Phase. „Wir wollten uns vor zwei Jahren neu orientieren, das passte aber nicht zu uns – also mussten wir uns wieder an alte Muster und bewährte Schemata anpassen – um zu merken, dass es genau das ist, was uns ausmacht“, so die Chorleiterin.
Knie locker, Taille lang – und lächeln
Um den Titel des Leistungschors für drei Jahre führen zu dürfen, müssen der Fachjury drei verschiedene Stücke vorgetragen werden, die diese dann in den Kategorien von „sehr gut“ bis „nicht befriedigend“ bewertet. „Wir singen hier gegen uns selbst. Aber ich weiß, dass unsere Sänger das können. Sie müssen es nur abrufen“, erklärt Hartmann-Sting, bevor sie sich in den letzten Minuten vor ihrem Auftritt völlig auf die bevorstehende Bewertung konzentriert – und den Chormitgliedern nochmal das Wichtigste ins Gedächtnis ruft: „Knie locker, Taille lang und schmal – und lächeln!“
Auch Christian Dellori, dem Vorsitzenden des Sängerkreises Wittgenstein, steht die Aufregung ein bisschen ins Gesicht geschrieben. „Wir freuen uns, dass wir zusammen mit dem Chorverband Nordrhein-Westfalen diese Veranstaltung hier ausrichten können – auch wenn es vielleicht das letzte Mal sein wird.“ Denn: Neben dem Leistungs- und Konzertchorsingen gibt es noch eine höhere Qualifikation für Chöre, das Meisterchorsingen. Während in Bad Berleburg die ersten beiden Stufen zusammen stattfinden, werden ab dem nächsten Jahr alle drei Stufen innerhalb einer einzigen Veranstaltung geprüft und bewertet. „Und dafür hat Wittgenstein bislang einfach keine Kapazitäten“, bedauert Dellori. „Hier stehen jetzt 14 Chöre. Bei allen drei Stufen zusammen müssen wir mit 25 bis 30 Chören rechnen. Aber wir sind trotzdem stolz, dass trotz unserer dezentralen Lage hier Chöre aus ganz NRW angereist sind“, strahlt der Vorsitzende.
Erster Auftritt bricht das Schweigen
Kurz vor den Auftritten der Chöre herrscht in der Aula der Realschule andächtiges Schweigen, das mit dem Auftritt des Volkholzer Chores gebrochen wird. Als sich der Chor in Formation bringt für sein erstes Stück „O du stille Zeit“, sieht man die Anspannung förmlich aus den Gesichtern weichen. Ab jetzt geht es nur noch um die Musik.