Weidenhausen. . Im Schnitt war der Wahlvorstand in Weidenhausen nur 21 Jahre alt – das ist der jüngste Wert in der Region Wittgenstein. Um 20 Uhr war Feierabend.
- Den Bezirk Weidenhausen betreute bei der Bundestagswahl der jüngste Wahlvorstand in Wittgenstein
- Unter den fünf Wahlhelfern liegt der Altersdurchschnitt der fünf Helfer bei 21 Jahren
- Seit fünf Jahren stellen sich Mitglieder der Dorfjugend als Wahlvorstand zur Verfügung
Ohne sie wäre die Zeile 19 der Stimmbezirke von Bad Berleburg auf dieser Seite leer geblieben: Christopher, Simon, Jana, Christian und Tim bildeten gestern den Wahlvorstand in Weidenhausen – ein Posten, wie ihn auch viele andere Wittgensteiner an diesem Wahlsonntag innehatten. Und doch stachen diese Fünf heraus.
Wahlaufsicht seit fünf Jahren
Wer gestern durch Weidenhausen fuhr, dem winkte im Ortszentrum eine lange schwarz-rot-goldene Fahne zu. Sie stand vor dem Dorfgemeinschaftshaus, zeigte dem lokalen Wahlvolk den Weg. Im Inneren wartete ein besonderer Wahlvorstand, denn: Hier begrüßten fünf Jugendliche und junge Erwachsene den geneigten Wähler oder die Wählerin vor der Wahlurne.
Wählen per Brief in Wittgenstein beliebt
Im Wahlbezirk Weidenhausen waren insgesamt 349 Personen stimmberechtigt.
Davon hatten 103 Wähler ihre Stimme per Brief abgegeben.
Der Blick auf die Kommune bestätigt das Verhältnis: Knapp 30 Prozent aller Wahlberechtigten in Bad Berleburg haben die Chance zur Briefwahl genutzt.
Auch Bad Laasphe und Erndtebrück verzeichneten erhöhtes Interesse. In Bad Laasphe wurde sogar die Zahl der Auszähler in den Wahllokalen gesenkt.
21 Jahre alt war der Wahlvorstand im Schnitt und damit der jüngste im gesamten Wittgensteiner Wahlgebiet. Das Jungvolk an die Wahlaufsicht zu setzen – das hat in Weidenhausen mittlerweile Tradition. „Die Jugend aus unserem Ort übernimmt die Aufgabe seit rund fünf Jahren“, erklärt Tim Müsse, Vorsitzender der Dorfjugend. „Damals hat uns der Ortsvorsteher gefragt, ob wir die Aufsicht der Wahl übernehmen wollen“, erinnert sich Müsse zurück – „und wir haben zugesagt“.
Brötchen und Nuss-Nougat-Creme
Tim Müsse sitzt am Sonntagvormittag mit seinen vier Freunden im Wahllokal, vor ihnen eine Tüte Brötchen und Nuss-Nougat-Creme.
„Seit halb acht sind wir hier, damit für den Tag alles vorbereitet ist.“ Während viele Kollegen und Freunde die Nachwehen des Oktoberfest-Wochenendes ausklingen lassen, stellt die Gruppe die Tische zurecht, baut die Wahlkabine auf und stapelt die Wahlzettel aufeinander. Binnen 30 Minuten wird aus dem Dorfgemeinschaftshaus ein Wahllokal. Punkt acht öffnen sich die Türen für das Wahlvolk.
Besucher von Wählern: 50 Häkchen bis 11.30 Uhr
Die junge Truppe kennt den Ablauf mittlerweile genau, in der Konstellation hatten sie zuletzt schon die NRW-Landtagswahl im Mai begleitet. Für 11.30 Uhr verlangt die Wahlleitung eine erste Wasserstandsmeldung: Wie ist die Wahlbeteiligung in Weidenhausen?
Knapp 50 Häkchen zeigt die Liste – über einen Trend will der Vorstand jedoch noch nicht spekulieren. So kamen kurz nach der Zählung auf einen Schlag knapp 30 Personen in das Wahllokal. „Die Besuche sind sehr unregelmäßig. Daher ist es schwierig, daraus früh eine Prognose abzuleiten“, erläutert Müsse. „Generell gehen morgens eher weniger Leute zum Wählen“, ergänzt sein Kollege Simon Spies. „Der Großteil kommt nach dem Mittagessen.“
„Tendenz geht immer mehr zur Briefwahl“
Einen anderen Trend kann der junge Wahlvorstand jedoch auch für Weidenhausen bestätigen: „Die Tendenz geht immer mehr zur Briefwahl“, betont Spies angesichts eines knappen Drittels Briefwähler im Umkreis des Dorfes.
Das Ergebnis: weniger Betrieb im Wahllokal – und mehr Zeit zum Diskutieren über den eigenen Wahlzettel. „Wenn man Wählen als Pflicht sieht, sollte man sich vorher mit den Parteiprogrammen beschäftigen“, plädiert der 19-jährige Jungwähler Spies für eine überlegte Wahlentscheidung.
„Das waren mir zu viele Wahlsendungen“
„Ich habe mir viele TV-Duelle und Wahlkampf-Arenen angeguckt“, betont Tim Müsse. „Dadurch konnte ich mir eine Meinung zu den Parteien bilden.“ Politisch sei aus dem Wahlvorstand im Übrigen keiner in einer Partei aktiv.
Jana Bärwolf, als einzige Frau in der Runde engagiert, störte sich dagegen an den Dauer-Berichterstattung vor der Bundestagswahl. „Das waren mir zu viele Wahlsendungen im Fernsehen“, findet Bärwolf und sortiert daher aus: „Ich habe mir das Beste der einzelnen Parteien gemerkt – und dann meine Entscheidung getroffen.“
Wahlzettel vom Stünzel werden mitgezählt
Am frühen Sonntagabend sollte sie wissen, ob es für ihre Wunsch-Konstellation gereicht hat. Als die frühen Prognosen über die Fernsehbildschirme flimmern, schließen die fünf jungen Weidenhäuser das Wahllokal – und breiten die Stimmzettel aus. „Die Wahlzettel vom Stünzel zählen wir auch aus“, erklärt Müsse.
Nach der Zählung geben sie die Ergebnisse erst telefonisch für die Hochrechnung durch, bevor sie die versiegelten Wahlurnen nach Bad Berleburg fahren.
Feierabend nach 12 Stunden Dienst fürs Wahlvolk
Gegen 20 Uhr am Sonntagabend verabschiedet sich der jüngste Wahlvorstand Wittgensteins in den verdienten Feierabend – nach über 12 Stunden Dienst für das Wahlvolk in Weidenhausen. „Vielleicht hole ich den verpassten Schlaf morgen in der Schule nach“, scherzt Jana und lacht.
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