Erndtebrück/Bad Laasphe. AWO-Vorsitzender Karl Ludwig Völkel setzt große Hoffnungen in die Pläne. Für Erndtebrück wäre eine Realisierung wie ein Sechser im Lotto.

  • Die Arbeiterwohlfahrt machte zuletzt negative Schlagzeilen im Wittgensteiner Land
  • Jetzt will der Verband mit der Quartiersplanung in Erndtebrück Millionen investieren
  • Der WP steht der AWO-Kreisverbandsvorsitzenden Karl Ludwig Völkel Rede und Antwort

Es ist kein leichter Job, den der Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes Siegen-Wittgenstein/Olpe derzeit hat. In Erndtebrück plant der Bezirksverband groß ein umfassendes „Quartier“, dass sowohl die Bedürfnisse von Senioren wie auch von Behinderten aber auch Pflegebedürftigen abdecken soll. Zuvor aber machte die Arbeiterwohlfahrt negative Schlagzeilen mit der Schließung des Fritz-Heinrich-Zentrums in Bad Laasphe. Über die Hintergründe und Chancen dieser Entwicklung und seinen persönlichen Bezug zur Arbeiterwohlfahrt hat die Westfalenpost-Redaktion Wittgenstein mit dem Kreisverbandsvorsitzenden Karl Ludwig Völkel gesprochen.

Nach Ihrer Zeit als hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Erndtebrück sind Sie jetzt ehrenamtlicher Vorsitzender des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt. Was bedeutet die Arbeit bei der AWO für Sie?

Karl Ludwig Völkel: Die Arbeit für die AWO bedeutet, dass ich weiterhin die Möglichkeit habe, etwas für die Menschen zu tun. Nach meiner Zeit als Bürgermeister kann ich mich jetzt als Vorsitzender des Kreisverbandes einbringen.

Auch vor Ihrer Zeit als Vorsitzender haben Sie sich immer mit der AWO identifiziert...

Ich bin seit 30 Jahren in der AWO aktiv. Wir haben den Ortsverband 1989 wieder ins Leben gerufen und meine Frau war jahrelang Vorsitzende. Mit meiner Frau habe ich auch darüber gesprochen, ob ich mich nach meiner Zeit als Bürgermeister hier ehrenamtlich engagiere und meine Familie steht voll dahinter.

Was bedeutet die Arbeit der ehrenamtlichen in den Ortsvereinen für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen?

Die Ehrenamtlichkeit ist die Basis von Alledem. Hauptamtlichkeit allein reicht nicht aus. Die Ehrenamtlichen in den Ortsvereinen kümmern sich um die Bedürfnisse in den Ortschaften und den Menschen wird etwas geboten. Ich denke da nicht nur an die Seniorennachmittage, sondern auch an den noch jungen AWO-Kids-Club. Damit versuchen wir, Kinder aus Familien mit geringeren Einkommen zu unterstützen. Das Gleiche gilt für Kulturangebote, die wir mit der Hilfe von Sponsoren günstiger anbieten können, um Menschen mit geringeren Einkommen soziale Teilhabe zu ermöglichen. Dafür steht die AWO und die Ehrenamtlichen sind der Kitt der Gesellschaft.

Mit der Quartierplanung in Erndtebrück hat die AWO Großes vor. Was Bedeutet das für die Gemeinde?

Das ist ein Meilenschritt nach vorne, ein Pilotprojekt für kleinere Ortschaften. Ich muss hier Bürgermeister Henning Gronau loben, der das Projekt mit viel Arbeit nach vorne gebracht hat. Mit dieser Planung beleben wir den Ortskern neu und beseitigen einen großen Leerstand.

Noch existieren die Pläne auf dem Papier und in den Köpfen der Macher. Welche Weichen müssen jetzt noch gestellt werden?

Es ist erklärte Absicht des AWO-Bezirkes, hier etwas zu machen. Reinhard Strüwe (Geschäftsbereichsleiter Pflege/Gesundheit/Alter des AWO-Bezirksverbandes/ die Red.) hat es bereits gesagt: Es müssen noch Gespräche mit dem Eigentümer des früheren Soldatenheimes geführt werden. Dabei geht es darum, ob das Projekt als Investorenmodell umgesetzt wird, oder ob die Arbeiterwohlfahrt das Grundstück kauft und selbst baut. Bis zum Jahresende wird diese Entscheidung gefallen sein.

Was sagen Sie Kritikern, die die Aufwertung von Erndtebrück als Entscheidung gegen Bad Laasphe sehen?

Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun! Das Bad Laaspher Haus war über 40 Jahre alt und hatte zu viele Zweibettzimmer. Obwohl kontinuierlich Mittel in das Haus geflossen sind, reichte dies nicht aus, um das Haus entsprechend zu modernisieren. Außerdem haben wir versucht, in Bad Laasphe einen Standort für eine Einrichtung mit 80 Betten zu finden. Aber wir konnten keine geeigneten Fläche finden.

Was passiert jetzt auf der Pfingstweide in Bad Laasphe?

Unabhängig von alledem entstehen dort jetzt seniorengerechte Wohnungen für die dort verbliebenen Bewohner. Und es wird im Haus auch Räume für den AWO-Ortsverein geben.

Ein ganz anderes Feld ist die Suche nach Wohnraum für anerkannte Flüchtlinge. Wingeshausen ist nur ein Beispiel dafür..?

In Wingeshausen würden wir gerne eine ganze Familie unterbringen, aber aktuell scheitert dies an einer Zuwegung für die Feuerwehr. Die Stadt Bad Berleburg klärt dies aber. Grundsätzlich engagieren wir uns bei der Suche nach Wohnraum. Wir betreuen als Kreisverband in Würdinghausen beispielsweise eine Gruppe von unbegleiteten Jugendlichen. Dafür haben wir in Absprache mit dem Kreis Olpe eigens einen alten Gasthof gekauft. Das Projekt läuft geräuschlos und gut.


Das Interview führte Lars-Peter Dickel