Hemschlar/Weidenhausen/Rinthe/Berghausen. . Der Wecker von Tobias und Jörg klingelt um 3.20 Uhr. Trotz Gestank und frühen Arbeitszeiten machen die beiden Männer ihren Job gern bei der Müllabfuhr. Wir haben sie begleitet.
- Der Wecker von Tobias und Jörg klingelt um 3.20 Uhr
- Trotz Gestank und frühen Arbeitszeiten: Beide machen ihren Job gern
- Kuriose Funde: ein totes Wildschwein und zwei flatternde Hühner
Es ist kurz nach 5 Uhr. Der Himmel verfärbt sich langsam von schwarz zu blau. Es könnte so romantisch sein, immer der Sonne entgegen. Stattdessen: dichte Wolkenwand, Nieselregen. Es geht nicht der Sonne, sondern der nächsten Mülltonne entgegen. Jörg zieht die braune Bio-Tonne zum Hecklader. Einhängen, anheben, ausleeren, abstellen, zurück schieben. Fünf Meter weiterfahren, nächste Tonne. „Ich mache das jetzt seit 13 Jahren und habe immer noch Spaß daran“, sagt Tobias.
"Müllmänner" müssen früh aus den Federn
Jörg Rühl (61) und Tobias Mette (37) arbeiten für das Entsorgungsunternehmen Stratmann. Unter der Woche klingelt ihr Wecker um 3.20 Uhr. Von Schmallenberg nach Aue muss Tobias eine gute halbe Stunde fahren, Jörg fährt sogar über eine Stunde von Brilon aus. Zwischen 5 und 5.30 Uhr beginnt ihre Tour. Heute wird Bio-Müll gesammelt, es geht von Hemschlar über Weidenhausen, Rinthe und nach Berghausen.
5.17 Uhr – „Und, ausgeschlafen?“, fragt Tobias. Wohl kaum. Der Morgen kommt auch noch nicht so richtig in die Gänge. „In den letzten Tagen merkt man, dass es morgens wieder länger dunkel ist“, sagt er. Ist das nicht ziemlich demotivierend, vor allem im Winter? „Ach, man gewöhnt sich an alles“, sagt Tobias.
5.32 Uhr – Jörg stülpt die orangefarbene Kapuze über, der Regen wird stärker. Wer kann, bleibt lieber drin. Über einen kleinen Schwarz-Weiß-Röhren-Bildschirm am Armaturenbrett beobachtet Tobias, wie Jörg die Bio-Tonnen einhängt und nach dem Entleeren wieder an den Straßenrand schiebt. So weiß Tobias, wann er weiterfahren kann zur nächsten Tonne. „Wir sind immer so zwischen 14.30 und 15 Uhr mit unserer Tour durch“, erzählt er. „Aber man weiß ja nie, ob was dazwischen kommt.“ Letztes Mal hatten die Kollegen länger gebraucht bei ihrer Papiertonnen-Tour. „Da haben wir dann noch mitgeholfen.“ Dieser Team-Gedanke, die Selbstverständlichkeit sich gegenseitig zu helfen – das mache so sehr Spaß an der Arbeit.
6.03 Uhr – Jörg steigt wieder in die Fahrerkabine ein, der Regen perlt in ungleichmäßigen Bahnen von seiner Uniform ab. Schlechtes Wetter – aber keine schlechte Laune. „Ja nu, ist halt so.“ Bevor er zur Abfallbeseitigung kam, war er Landschaftsgärtner. Da war auch nicht immer Schönwetter. „Eigentlich wollte ich das jetzt auch nur 14 Tage machen. Jetzt sind’s schon 23 Jahre“, sagt Jörg.
6.14 Uhr – Mittlerweile sind schon einige Tonnen Bio-Müll in dem Trommel-Container auf der Ladefläche zusammengekommen. In der klimatisierten Fahrerkabine riecht man davon nichts. Auf dem Trittbrett direkt neben dem Müllschlund schon. Allerdings: weit weniger schlimm als erwartet. „Ist ja jetzt auch relativ kühl und nass, das bindet den Gestank“, meint Tobias. Bei der Hitzewelle vor ein paar Wochen sei das schon anders gewesen. „Aber auch daran gewöhnt man sich. Irgendwann nimmt man das nicht mehr unbedingt als Gestank wahr.“
Schon in eine Schweineschnauze geguckt
7.22 Uhr – Woran man sich allerdings nicht gewöhnt: überraschende Müllfunde. „Bei einer meiner Touren habe ich mal ein Wildschwein entdeckt – das hatte sich um die Panzerplatte gewickelt. Da erschreckt man sich schon, wenn man direkt in so eine Schweineschnauze guckt“, erzählt Tobias. Bei Jörg waren es zwei Hühner, die ihm entgegen geflattert kamen. „Die hatten sich wohl in der Mülltonne vor dem Bauern versteckt.“
7.48 Uhr – Tobias steuert wieder das Zwischenlager bei der Firma Treude in Aue an, um den bisher gesammelten Müll abzuladen. Ah ja – da ist er wieder, der Gestank. Kann man sich wohl dran gewöhnen. Für Jörg und Tobias geht die Tour weiter. Der nächsten Mülltonne entgegen.
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