Niederlaasphe. . Nach heftiger Kritik heimischer Unternehmer: Der Landesbetrieb Straßen NRW prüft nun eine Ausbau-Alternative zur Sanierung unter Vollsperrung.

  • Sperrung und Zeitverlust auf den Umleitungsstrecken für Aldi-Logistikzentrum kaum planbar
  • IHK-Hauptgeschäftsführer setzt auf späteren, aber soliden Ausbau – mit Entschärfung der Unfallkurve
  • Landesbetrieb Straßen NRW im Haus des Gastes ganz offen zu Kompromiss-Bereitschaft aufgerufen

Die Sanierung der B 62 durch Niederlaasphe in den Sommerferien bei vier bis fünf Wochen komplett gesperrter Straße – dazu gibt es jetzt eine Alternative: Der zuständige Landesbetrieb Straßen NRW will eine Variante prüfen, die wichtige Bundesstraße zwischen Wittgenstein und Hessen eher mittelfristig umfassend auszubauen – und dabei zugleich die berüchtigte Unfallkurve zu entschärfen. In einem „Unternehmer-Gespräch“ am Mittwochnachmittag, zu dem die IHK Siegen ins Haus des Gastes eingeladen hatte, übten Vertreter heimischer Firmen und Händler teils heftige Kritik an den Plänen des Landesbetriebs.

Bürgermeister setzt auf gute Vorab-Information

Bad Laasphes Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann sieht die Vertagung des Gesprächs zur B 62 als gute Chance, die offenen Fragen zu klären.

Und wenn man am 16. Juni ein Ergebnis habe, sei das so zeitig, dass man die Bürger auch über die 1. Variante „Sanierung“ noch gut informieren könne.

Vorgeschlagen hatte besagte Variante Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen. Er verwies auf die zahlreichen Bedenken heimischer Unternehmer mit Blick auf die Sanierung im Sommer. Der Landesbetrieb möge daher kurzfristig prüfen, inwieweit für einen Ausbau Grunderwerb bei privaten Anliegern der Bundesstraße nötig sei, vor allem für die Kurve.

Landesbetrieb: Auftrag schon vergeben

Das sei „nicht möglich“, so Eberhard Zimmerschied vom Landesbetrieb – schließlich sei der Auftrag für die Sanierung schon vor einer Woche an eine heimische Baufirma vergeben worden. Mit der Firma könne man aber sicher noch einmal reden, meinte Gräbener, wenn ihr der Auftrag auch im Falle eines Ausbaus erhalten bleibe.

Dann aber werde es 2017 wohl nichts mehr mit der B 62, meinte Hendrik Latos vom Landesbetrieb – und warnte zugleich vor dem Ausbau als „verschärfter Variante“ frühestens im nächsten Jahr, die sowohl aufwändiger als auch unter dem Strich teurer sei. Eine Million Euro hat der Landesbetrieb für die geplante Sanierung veranschlagt.

Gemeinde warnt: Route über Wiesenbach ungeeignet

Bis zu dem Vorschlag Gräbeners war es im Haus des Gastes vorwiegend um die Umleitungen insbesondere für schwere Lkw gegangen. Zunächst hatte Zimmerschied noch einmal klar gemacht, dass die B 62 zu schmal sei, um den Verkehr einspurig durch die Baustelle führen zu können. Dabei verwies er nicht zuletzt auf aktuelle Regeln zum Arbeitsschutz für die Beschäftigten der beteiligten Baufirmen.

Die offizielle Umleitung vor allem für Lkw soll wie berichtet mit etwa 40 Kilometern Umweg über Bad Berleburg und Erndtebrück führen. Das sei zumutbar, so Zimmerschied, zumal man sich mit den Bauarbeiten bewusst in der verkehrsarmen Ferienzeit bewege. Aktuellen Zählungen zufolge sind pro Tag durchschnittlich 11 000 Fahrzeuge auf der B 62 durch Niederlaasphe unterwegs.

100 bis 200 Andienungen – „etwa 70 % aus Hessen“

Vor einer inoffiziellen Umleitung über die Kreisstraßen via Hesselbach und Wiesenbach warnte in der Gesprächsrunde ein Vertreter der hessischen Gemeinde Breidenbach. Die Straßen auf hessischer Seite seien schon für erhöhten Autoverkehr nicht geeignet.

Markus Hennig, Leiter des Aldi-Logistikzentrums in Bad Laasphe, berichtete, dass man pro Tag 100 bis 200 Lkw-Andienungen habe – „darunter etwa 70 Prozent aus Hessen“. Für ihn ist eine Sperrung und der Zeitverlust auf den Umleitungsstrecken kaum planbar.

Ejot-Geschäftsführer: Politik hat versagt

Ejot-Geschäftsführer Stephan Weitzel warf der Politik in Sachen B 62 Versagen vor. Da werde völlig konzeptlos eine wichtige Straße saniert, während man es beizeiten versäumt habe, Ortsumgehungen zu bauen. Für Ejot in Bad Laasphe, in der Regel mit 40-Tonnern unterwegs, wären zeitliche Verzögerungen bei den Transporten logistisch „ein großes Problem“, so Weitzel.

Der Bad Laaspher Händler Martin Achatzi forderte Eberhard Zimmerschied zur Kompromiss-Bereitschaft auf, nachdem dieser mit zahlreichen Argumenten alternative Planungen schlicht ausgeschlossen hatte. Am 19. Juni wollen sich Unternehmer, Landesbetrieb und Stadt Bad Laasphe nun noch einmal treffen, um weiter die Chancen eines Ausbaus auszuloten und über geeignete Umleitungen vor allem für schwere Lkw zu sprechen.