Siegen-Wittgenstein. . NGG Südwestfalen kritisiert die Dumpingpreise von Markenbieren und warnt vor ihren Folgen. Brauerei Bosch setzt auf Qualität statt Masse.

  • Jährlicher statistischer Pro-Kopf-Verbrauch von 104 Litern in Siegen-Wittgenstein
  • NGG fordert Rückkehr zu fairen Marktpreisen
  • Bosch versteht Bier als hochwertiges Genussmittel mit Charakter

Die Bierpreis-Schlacht zwischen Supermarktregal und Ladentheke müsse gestoppt werden. Das fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), die jetzt Stellung bezieht zu den Dumpingpreisen der Einzelhändler. Im vergangenen Jahr wurden 292.000 Hektoliter Bier im Kreis Siegen-Wittgenstein getrunken, rein statistisch ergibt das einen Pro-Kopf-Verbrauch von 104 Litern. „Doch ein Großteil davon wurde als Ramsch-Ware verkauft“, so die Kritik der NGG.

Das Problem

„Neun Euro für einen Kasten Markenbier sind im Supermarkt mittlerweile gang und gäbe. Damit wird Bier weit unter Wert verkauft“, sagt Isabell Mura von der NGG Südwestfalen.

36 Brauereien gibt es allein im Regierungsbezirk Arnsberg. Mura: „Wenn die Bierpreise für die großen Marken weiter fallen, hat das langfristig auch Folgen für sehr viele Beschäftigte in der Region." Die Brauwirtschaft solle deswegen gemeinsam zu fairen Marktpreisen zurückkehren, so die Forderung der Gewerkschaft.

Die Ursachen

Braumeister und Geschäftsführer Hans-Christian Bosch
Braumeister und Geschäftsführer Hans-Christian Bosch © Volker Hartmann

„Das Bierpreisdumping betrifft insbesondere die industriell hergestellten Massenbiere“, sagt Hans-Christian Bosch, Geschäftsführender Gesellschafter der Brauerei Bosch aus Bad Laasphe. Dieses Preisproblem der Industriebrauereien sei jedoch zum größten Teil selbst verschuldet. „Die nationalen Pilsbiere unterscheiden sich im Geschmack kaum noch voneinander. Sie werden weitestgehend alle mit denselben Produktionskosten-optimierten Brauverfahren hergestellt.“ Großbrauereien haben den Handel anfangs sogar zu Dumpingpreisen ermutigt und finanziell unterstützt, weil sie sich davon Mengenwachstum versprochen haben. „Die Geister, welche die Industriebrauer selbst riefen, werden sie nun nicht mehr los.“

Die Produktion

„Wir verstehen unser Bier als hochwertiges Genussmittel und legen als kleine Handwerksbrauerei Wert auf Biere mit Charakter“, so Bosch. Es werde großen Wert auf traditionelle Herstellung gelegt. „Unsere Biere werden nicht in 14 Tagen durch die Brauerei geprügelt“, sagt Bosch. Das Pils dürfe mindestens einen Monat kalt reifen, die Bockbiere sogar drei Monate. „Unsere Kunden wissen, dass es nicht alles zum Nulltarif gibt“, meint Bosch. „Sie sehen den Mehrwert gegenüber Industriebieren und sind daher auch bereit einen Euro mehr zu bezahlen.“

>>> SLOW BREWING IST SCHONENDER

  • Die Brauerei Bosch ist mit dem „Slow Brewing“-Gütesiegel ausgezeichnet.
  • Beim Slow Brewing wird auf eine nachträgliche Verdünnung des fertigen Bieres verzichtet.
  • Bei dem Verfahren entstehen auch weniger Gärungsnebenprodukte, die mitunter schlechter verträglich sind.