Bad Laasphe. . Brauerei Bosch in Bad Laasphe behauptet sich gegen die gigantische Konkurrenz vor der Haustür. Philosophie des Familienbetriebs: Der Geschmack zählt!
- Brauerei Bosch behauptet sich gegen die gigantische Konkurrenz vor der Haustür.
- Philosophie des Familienbetriebs: Allein der Geschmack zählt
- Drittälteste Brauerei in Nordrhein-Westfalen
Nein, sein Vater Hans-Eberhard Bosch, heute 68 Jahre alt, hat ihn nicht gedrängt, in seine Fußstapfen zu treten. Mit der Muttermilch hat Hans-Christian Bosch seine Berufung buchstäblich aufgesogen. „Als Kind war ich gerne in der Brauerei. Da hat es gezischt, gedampft und geklappert. Das war aufregend für mich.“
Heute ist er in der elften Generation Geschäftsführer der Brauerei Bosch. Kaum ein anderer in der Region kennt sich mit dem goldgelben Gebräu so gut aus. Der 38-Jährige lebt Bier. Und - der studierte Diplom-Braumeister, „ich war in Weihenstephan, der Harvard-Universität der Brauer“, hat was zu sagen: zum 500. Geburtstag des Reinheitsgebotes, zur übermächtigen Konkurrenz vor der Haustür, zum Geschmack im Allgemeinen und zum Geschäft im Besonderen.
40 000 Hektoliter im Jahr
Eines stellt er vorweg klar. „Billig brauen können wir nicht.“ Der Familienbetrieb mit 27 Mitarbeitern stößt im Jahr 40 000 Hektoliter aus. „Das ist gerade einmal ein Prozent von dem, was Veltins und Krombacher produzieren. Mit ein Grund dafür, warum wir alles anders machen als die Großen.“
Wo anfangen? Beim Geschmack. „Die Riesen in der Branche müssen ein Bier brauen“, sagt Bosch, „das der 16-Jährigen aus dem Allgäu genauso schmeckt, wie dem 86-Jährigen in Ostfriesland.“ Das gelingt? „Nicht ganz. Es kommt zu einem Bier mit einem Allerweltsgeschmack, das möglichst niemand nicht schmeckt und an das sich keiner stoßen kann.“
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Auch beim Brauen an sich, gibt er den Branchenriesen einen auf den Deckel. „Wir brauen langsamer, lassen das Bier, anders als bei der Massenware, bis zu fünf Wochen kalt nachreifen. Es ist bekömmlicher und runder. Die Bouquet-Stoffe haben genug Zeit, sich zu entfalten. Anders als beim im Schnellverfahren produzierten Einheitsbier der Großen.
Unverwechselbare Note
Dass hochwertige Rohstoffe notwendige Voraussetzung für ein gutes Bier sind, versteht sich nach seiner Berufserfahrung von selbst. „Die gängigen Bitterhopfen, das sind 80 Prozent der Sorten, setzen keine ätherischen Öle frei. Unser Pilshopfen aus Franken, aus Hersbruck, tut es. Es ist zwar kostspieliger, aber gibt dem Bier die unverwechselbare Note.“
Nac h seiner Erfahrung sind es die kleinen Brauereien im Land, die die Vielfalt garantieren. „30 Prozent der Käufer setzten auf Billigbier, der Geschmack ist ihnen gleich, der Preis ist ausschlaggebend. 50 Prozent sind Wechselkäufer, kaufen ihre Marke, wenn es Aktionspreise gibt. 20 Prozent sind Qualitätstrinker“, so Bosch. „Letztere sind es, die wir bedienen.“ Vorteil der Kleinen sei es, flexibler auf neue Entwicklungen zu reagieren und mehr experimentieren zu können. Dabei liefert das Reinheitsgebot die Grundlage der Rezeptur.
„Es schützt die Verbraucher vor billigem in Deutschland produziertem Industriebier mit künstlichen Aromen, beigemischten Enzymen und Konservierungsstoffen“, weiß Bosch. „Dass allerdings Biere, die so hergestellt werden, importiert werden dürfen, passt nicht zusammen.“ Er sieht im Reinheitsgebot eine Einschränkung, natürliche Brauzutaten bei neuen Bieren verwenden zu dürfen. „Hier fehlt ein zusätzlicher Reinheitskodex.“
Beispiel? Ihm schwebt ein Waldbier aus Wittgensteiner Wäldern vor. „Mit Waldaromen aus den jungen grünen Trieben der Nadelbäume. Ein Erfolg in Österreich.“ Beim Gedanken daran gerät er ins Schwärmen. Eine Botschaft ist ihm am Ende wichtig: „Wir rücken das Bier in den Mittelpunkt, nicht die Verpackung.“