Bad Laasphe. „Rudelsingen“ im Bad Laaspher Haus des Gastes: Mit dem Kölner Gitarristen und Sänger André Schmidt kommen die Menschen im Saal gut in Stimmung.

  • Ob Hamburg oder Berlin: Mitsing-Konzerte liegen zurzeit voll im Trend
  • Experten versichern: Singen ist gesund und macht glücklich
  • Besucher verlassen zufrieden ein Konzert, das sie selbst bestritten haben

Jeder kann singen. Herr Schmidt begleitet. Das ist das Motto von „Schmidtsingen“, zu dem der Kölner Gitarrist und Sänger André Schmidt alle, die gerne singen, ins Haus des Gastes eingeladen hatte. Auch wer es einfach nur mal probieren wollte, war herzlich willkommen.

Vor vier Jahren fing alles in Hamburg mit dem „Rudelsingen“ an. Mitsing-Konzerte liegen zurzeit voll im Trend. In Berlin strömen beispielsweise jedes Jahr rund 1300 Menschen aus aller Welt in die Philharmonie, um mit dem Rundfunkchor Berlin ein anspruchsvolles chorsinfonisches Meisterwerk in zwei Proben einzustudieren – und es anschließend aufzuführen.

Gesang macht glücklich

In der Lahnstadt war das „Rudel“ sangesfreudiger Frauen und Männer natürlich wesentlich kleiner, vermittelte jedoch auch mit rund 30 Teilnehmern gleichermaßen Freude am Gesang – und gute Stimmung. Fest steht jedenfalls: Singen ist gesund und macht glücklich. Die Atmung verbessert sich, ebenso die Durchblutung. Der Spiegel des Stresshormons Cortisol sinkt, der des Kuschelhormons Oxytocin steigt. Singen greift auf die zwei wichtigsten „Festplatten“ des Menschen zurück: Herz und Kopf. Außerdem wird das Immunsystem aktiviert.

Im Konzert dabei: Traumatisierte und Pflichtscheue

Wer geht eigentlich in diese Mitsing-Konzerte?

Nicht zuletzt von ihren Partnerinnen zwangsweise mitgeschleppte Singmuffel, Junge und Ältere, die gerne singen, aber traumatisiert sind durch den Musiklehrer.

Gerne kommen aber eben auch erfahrene Sängerinnen und Sänger, die sich nicht zu Chorproben verpflichten wollen.

Eindeutig in der Mehrzahl ist – so auch in der Lahnstadt – das weibliche Geschlecht. Typisch ist: Der größere Teil der Anwesenden versteckt sich zunächst in der Gruppe, folgt ihr, wird aber mit jedem Lied mutiger und lauter, braucht das Mitsingbuch eigentlich überhaupt nicht mehr. Bereits nach wenigen Liedern wie Reinhard Meys „Über den Wolken“, „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ von Hans Albers oder dem „Hey Jude“ der Beatles denken sich nicht nur Svenja, Marianne und Wilfried: „Wow, geht doch!“

Bekanntheit, Charme und eine große Melodie

Die Auswahl der Stücke ist für André Schmidt besonders wichtig. Ein Lied für die Set-Liste von „Schmidtsingen“ sollte drei Eigenschaften haben: eine hohe Bekanntheit, eine extra Portion Charme und eine große Melodie. So entsteht eine zeitlose Mischung aus Evergreens, Volksliedern und Pop-Klassikern – auf Deutsch, Englisch und Französisch.

Und dat Kölle e Jeföhl is, zeigt sich spätestens, als es heißt: „Loss mer singe“. Schmidt gelingt es mit dem „Drink doch eine met“ der Bläck Fööss und dem „En d’r Kayjass en d’r Schull“ der „Höhner“, klammheimlich kleine kölsche Pflänzchen in die Wittgensteiner und hessischen Seelen einzusetzen. „Super macht ihr das“, lobt er immer wieder die Besucher.

Trockener Hals, aber zufrieden

Abgerundet wird der Abend mit Cliff Richards „Rote Lippen soll man küssen“. John Denvers „Country Roads“ und Abbas Mega-Hit „Dancing Queen“ aus dem Jahr 1976. Es wor ne schöne Ovend, en schöne Zick, würde der Kölner sagen. Der Hals ist ein bisschen trocken, aber: Die Besucher verlassen zufrieden ein Konzert, das sie selbst bestritten haben.