Bad Berleburg. . Skisprung-Star Sven Hannawald spricht in Bad Berleburg offen über Depression und Burn-Out: „Das Schleichende ist das Gefährliche.“
- Sven Hannawald ist prominentester Gast bei der Berleburger Gesundheitswoche
- „Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben“ heißt das Buch, in dem er offen über Depressionen spricht
- Eine Berleburgerin berichtet über Leistungsdruck und eine mutige Entscheidung
Mit Sven Hannawald hat die Bad Berleburger Gesundheitswoche ein starkes Zugpferd gefunden. Der ehemalige Skispringer ist an die Odeborn gekommen, um seine Lebens- und Leidensgeschichte zu erzählen. „Mein Höhenflug, mein Absturz, meine Landung im Leben“ heißt das autobiografische Buch, in dem der 42-jährige offen über seine Depressionen spricht. Das passt zum Leitthema „psychische Gesundheit“ der Gesundheitswoche. Das einerseits das Sportidol und andererseits auch das Thema Menschen anspricht, zeigte ein mit 300 Besuchern gefülltes Bürgerhaus am Markt.
Die Podiumsdiskussion mit Moderatorin Steffi Treude lieferte auch mehr als nur Hannawalds Geschichte. Mit der Bad Berleburgerin Anna-Louisa Born berichtete eine junge Ex-Biathletin über Druck in Schule und Sport und ihre Entscheidung, den Leistungssport zu verlassen. Die Psychotherapeutin Christine Bäuchle und der Psychiater Dr. med. Jochen Wehrmann lieferten dem Publikum die wissenschaftliche Begleitung.
Schule und Sport
Sven Hannawald: „Für mich war der Sport die Nummer 1. Schule war Nebensache. Deshalb war ich froh, dass auf dem Internat darauf geachtet wurde, dass Schule und Sport gleich gut laufen. Wer auf eine normale Schule geht, kann Sport nur hobbymäßig betreiben.“ (ehemaliger Skispringer und Gewinner der Vierschanzentournee 2002)
Anna-Louisa Born: „Ich habe mich für das Johannes-Althusius-Gymnasium und gegen den Sport entschieden. Ich habe die Entscheidung gegen das Internat vor zwei Jahren getroffen, weil ich wusste, wie viel Druck dann auf mich zukommt.“ (Abiturientin und Deutsche Juniorenmeisterin im Biathlon)
Dr. Jochen Wehrmann: „Es ist eine tolle Leistung, so eine Entscheidung zu treffen.“ (Chefarzt der Helios-Fachklinik für Psychosomatik, Psychotherapie und psychiatrische Rehabilitation in Bad Berleburg)
Christine Bäuchle: „Das ist immenser Stress, gerade für Jugendliche.“ (Leitende Psychologische Psychotherapeutin in der Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg)
Anna-Louisa Born: „Ich habe mit meiner Familie und meinen Freunden aber auch mit meinem Sportpsychologen darüber geredet und eine Liste mit Gründen dafür und dagegen gemacht. ... Alles hat sich um den Sport und die Schule gedreht. Der private Ausgleich hat gefehlt.“
Symptome und Heilung
Sven Hannawald: „Es fing mit Müdigkeit an. Ich habe immer länger gebraucht, mich fit zu machen. ... Das Schleichende ist das Gefährliche. Die Müdigkeit einerseits und dann zugleich die innere Unruhe. ... Die Diagnose Burnout war eine Befreiung für mich. ... Ich habe dann gedacht, ich gehe in eine Klinik und dann bin ich wieder der Alte.“
Christine Bäuchle: „Sie sind in die Klinik gegangen. Dann ist klar, dass sich etwas verändern musste.“
Dr. Jochen Wehrmann: „Schlafstörungen oder Gereiztheit sind Symptome von Panik und Angst. Das sind Warnlämpchen. ... Ich finde es erstaunlich, wie gut Sie die Diagnose aufgenommen haben. ... Es ist wichtig die Verbindung zur eigenen Lebensweise herzustellen. Das ist aber nicht häufig der Fall.“
Christine Bäuchle: „Perfektion, Leistungsbereitschaft und Ehrgeiz sind Charakterzüge, die einen Burnout begünstigen. Das ist empirisch belegt.“
Konsequenz
Sven Hannawald: „Ich bin nach wie vor ehrgeizig und perfektionistisch. Aber ich gestehe mir meine Pausen ein. Stress geht auf den Körper und ich hatte dem nicht mehr viel entgegen zusetzen.“
>>> PATE FÜR NEUES WISENT-KÄLBCHEN
- Sven Hannawald hat nicht nur dank seiner offenen Worte einen bleibenden Eindruck in Bad Berleburg hinterlassen. Der Sportler und frisch gebackene Familienvater ist auch Pate geworden. Der frühere Weltklasse-Skispringer hat die Patenschaft über das gerade geborene Wisentkälbchen übernommen.