Bad L. Unbekannter Anrufer gibt sich als Verwandter des 88-Jährigen aus Bad Laasphe aus. Dieser durchschaut die Masche und verständigt die Polizei.
- Rentner möchte für die Masche der Betrüger sensibilisieren
- Er stellt viele Fragen – bis sich der Anrufer in Widersprüche verstrickt
- Bad Laaspher wurde bereits von falschem Service-Mitarbeiter zu Hause aufgesucht
Die Masche ist so einfach wie gefährlich. Immer wieder fallen vor allem ältere Menschen auf Telefonbetrüger herein und verlieren dabei oft viel Geld an skrupellose Verbrecher. Nicht so in diesem Fall: Ein 88-Jähriger aus Bad Laasphe reagiert Ende vergangener Woche mit gesunder Skepsis, als ihm unbekannte Anrufer mit dem Enkeltrick um ein paar Tausend Euro erleichtern wollen. Im Gespräch mit unserer Redaktion legt er die Masche der Betrüger offen, möchte aber selbst aus Vorsicht nicht mit Namen und Foto in der Öffentlichkeit erscheinen.
Das Vertrauen
Dem Rentner ist es wichtig zu schildern, wie solche Gespräche ablaufen. Meist sind es harmlos klingende Plaudereien und Fragen, mit denen die Betrüger versuchen, mehr über ihr Opfer zu erfahren, um sich dann als ein Freund oder Verwandter ausgeben zu können.
Der Anruf kam um 14.45 Uhr. Der 88-Jährige hebt den Hörer ab und sagt nur „Ja?“. Mit Namen meldet er sich schon aus Sicherheitsgründen nie. Nach einer kurzen die Frage: „Rate mal, wer hier dran ist?“ – „Die Stimme war mir völlig unbekannt“, erinnert sich unser Gesprächspartner. Aber sein Gegenüber gibt nicht auf und sagt: „Ich bin ein ganz naher Verwandter...“
Der Rentner überlegt kurz. Ihm fällt nur einer ein: „Bist Du der Klaus aus Hamburg? Das ist ja nett, von Dir habe ich ja seit Jahren nichts mehr gehört...“, so seine unsichere Gegenfrage. Jetzt hat der Trickbetrüger einen Fuß in der Tür: „Ja, der bin ich.“ Bis hierhin läuft das Gespräch völlig normal.
Die Zweifel
Dann fragt unser Bad Laaspher nach der Mutter von Klaus: „Wie geht es denn der Hilde, die müsste doch fast 100 sein?“ Nach einem Geplänkel über die Gebrechen der so betagten Mutter von Klaus, fragt unser Rentner den Trickbetrüger: „Sag mal wie alt bist Du denn eigentlich jetzt?“ Und hier macht der Telefongangster den entscheidenden Fehler. Er nennt ein falsches Alter. „Er konnte keine 52 sein, er musste mindestens 72 sein“, sagt der gewitzte 88-Jährige und lächelt: „Danach hat er sich immer mehr in Widersprüche verstrickt.“
Die Lüge
Trotzdem war die Gefahr noch nicht vorbei. „Er hat dann ganz schnell das Thema gewechselt und mich gefragt, ob ich mich mit Auktionen auskenne.“ Das verneint der Bad Laaspher.
Und so spricht der Trickbetrüger aus, was er wirklich will. „Er hat mir erzählt, er habe zusammen mit seiner Tochter in Gießen eine Eigentumswohnung ersteigert, könne aber nicht ausreichend Bargeld vorlegen“. Das fehlende Geld soll ihm der Rentner aus Bad Laasphe leihen, er sei schließlich sein Großonkel. Doch dieser denkt gar nicht daran: „Da habe ich ‘nein’ gesagt!“
Die Gewissheit
Trotzdem ist das Gespräch noch nicht beendet. Obwohl der 88-Jährige jetzt genau weiß, dass es sich um einen Betrüger handelt, denn: Der Anrufer hat von seiner Tochter gesprochen. Der Hamburger Großneffe unseres Informanten hat aber nur zwei Söhne.
Der Rentner überlegt, wie er dem vermeintlichen Großneffen samt Tochter eine Falle stellen kann. Schließlich hat der Betrüger angekündigt, dass er mit seiner Tochter schnell noch von Gießen auf einen Besuch in Bad Laasphe vorbei kommen will – obwohl der 88-Jährige darauf beharrt, den beiden kein Geld leihen zu wollen. Als er den Betrüger allerdings nach der Telefonnummer in Hamburg fragt, legt dieser einfach auf.
Die Polizei
Kaum ist dieses Gespräch beendet greift der Rentner zum Telefon und wählt die 110. Der Kriminalpolizei erzählt er die Geschichte, eine Polizeistreife überprüft den Sachverhalt vor Ort. Der 88-Jährige fragt, ob die Beamten nicht noch warten wollen; vielleicht komme der Verwandtenbesuch ja doch noch. Doch die erfahrenen Polizisten wissen, dass Telefonbetrüger ein derartiges Risiko nicht mehr eingehen. Dieses Mal ist es gut gegangen.
>>> BESUCH VOM FALSCHEN TELEFONTECHNIKER
Nicht nur beim Griff zum Telefonhörer muss man aufpassen. Auch ungebetener Besuch oder dubiose Service-Techniker können für ahnungslose Menschen zur Betrugsfalle werden. Der 88-jährige Rentner kennt auch diese Gefahren und hat sich bereits erfolgreich zur Wehr gesetzt.
Ein Telefontechniker war es in diesem Fall, der nur mal kurz das Telefon überprüfen wollte. Anschließend sollte der ältere Herr noch zwei Unterschriften auf einem Klemmbrett leisten. Doch die Flut der Durchschläge kam ihm ungewöhnlich vor. Als er darunter das Formular eines anderen Telefonanbieters – seines eigenen – erkannte, wurde er stutzig und behielt die Papiere ein. Der Techniker verließ daraufhin verärgert das Haus.
Nur zehn Tage später brachte die Post ein Paket mit Telefon und Technik für den vermeintlich neuen Kunden. Der 88-Jährige lehnte die Annahme des Pakets ab und rief bei dem Unternehmen an. Tatsächlich war er dort bereits seit zehn Tagen als neuer Kunde aufgeführt. Schließlich habe er ja beim mündlich Servicetechniker gekündigt.
Das Unternehmen war aber kulant und schickte dem Bad Laaspher letztendlich ein Kündigungsformular zu.