Wittgenstein/Bad Berleburg. . Zusammenarbeit auf vielen Ebenen geplant. Erstes Projekt ist Museumsnacht im September, dann geht es ans „Haus der Wittgensteiner Geschichte“

  • Aufbruchstimmung bei Heimatfreunden öffnet Tür für eine künftig enge Kooperation
  • Arbeitstagung sensibilisiert Teilnehmer aus ganz Wittgenstein für ein zentrales Archiv
  • Landschaftsverband regt Berleburger Aktivitäten als Beispiel bei anderen Vereinen an

Vielleicht hat ja die Berichterstattung in unserer Zeitung zum geplanten „Haus der Geschichte“ den ein oder anderen Heimatvereinsvertreter dazu animiert, die gemeinsame Tagung am Donnerstag in der Festhalle der Kyffhäuser-Kameradschaft am Berleburger Sengelsberg zu besuchen. „Wir mussten Stühle dazustellen,“ freute sich Otto Marburger, Vorsitzender des Wittgensteiner Heimatvereins, über „rund 30 Teilnehmer“, darunter auch Kreisheimatpfleger Dieter Tröps und sein Wittgensteiner „Amtskollege“ Heiner Trapp.

Museumsnacht auf ganz Wittgenstein ausgeweitet

Sie alle fanden zunächst Gefallen an den Ausführungen der städtischen Archivarin Rikarde Riedesel über die Arbeit des lockeren Verbundes „Runder Tisch der Museen“, der Ende März in einem weiteren Arbeitstreffen die „Wittgensteiner Museumsnacht“ vorbereiten will. Diese Bezeichnung mache deutlich, dass über den lokalen Tellerrand hinaus gearbeitet werde, erklärte Riedesel. Sie habe sich besonders darüber gefreut, dass mit Jürgen Pospichal (Heimatverein Puderbach) ein weiterer Mitstreiter ins Boot komme, der sich um die Teilnahme der Museen im Banfetal und in Niederlaasphe kümmern wolle. Pospichal berichtete in dem Treffen von einem Kontakt zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der explizit die Ausrichtung einer Museumsnacht sowie eine einheitliche Verkehrsbeschilderung zu den einzelnen Museen in den Ortschaften nachdrücklich empfohlen habe. „Das hat mich sehr gefreut, weil wir genau das bei uns schon umgesetzt haben“, lacht Rikarde Riedesel nicht ohne Stolz und berichtet von den „braunen Schildern, die mit weißer Schrift auf die Einrichtungen wie Schieferschaubergwerk in Raumland oder die alte Schmiede in Arfeld hinweisen.

Fünf Vereine unter einem Dach

Dem Vorsitzenden des Heimatvereins Landwirtschaft und Brauchtum, Klaus Daum, war es sehr wichtig zu betonen, dass der geplante Neubau eines Museums seines Vereins zunächst nichts mit dem ins Auge gefassten „Haus der Wittgensteiner Geschichte“ zu tun habe. Dieses Projekt, nämlich ein Zentralarchiv aller nicht ausgestellten Exponate, könne als Anbau an die Halle des Brauchtumsmuseums erfolgen. Übrigens: In dieser Halle wird neben dem Heimatverein selbst wohl auch die Skiabteilung des VfL, der Hegering, der Museumsverein und der Wittgensteiner Heimatverein mit einer Bibliothek mit eigenen, kleineren Räumen unterkommen. Immerhin ist die ehemalige Dekor-Halle die Maße von 20 x 30 Metern.

Interesse ist bei allen geweckt

Einer Meinung waren die Heimatfreunde darüber, dass durch diese zentrale Information das Interesse bei allen geweckt worden ist. Klaus Daum: „Ich bin sicher, dass wir den ersten Schritt, nämlich einen gemeinsamen Auftritt im Internet, hinbekommen werden.“ Dem folge dann mit der Aufstellung von Terminals in allen Museen Schritt zwei, „wobei wir unbedingt die Finanzierung im Auge behalten müssen“. Letztlich gehe um das gemeinsame Bewirtschaften des zentralen Archivs mit den Exponaten.

Bei aller eventueller Förderung werden die „Wittgensteiner“ und keinesfalls „Berleburger Pläne“ aber wohl nicht ohne Unterstützung von Sponsoren auskommen.

>> KOMMENTAR: Gut für unser Wittgenstein

Es wächst zusammen, was zusammengehört – dieses dem Altbundeskanzler Willy Brandt im Zusammenhang mit dem Mauerfall zugeschriebene Zitat kann getrost auf die bislang eher im Hintergrund durchgeführten Sondierungsgespräche der Wittgensteiner Heimatvereine bezogen werden. Deren verantwortliche Vertreter haben einen ersten Schritt in Richtung Kooperation getan, und sie signalisieren ihre Bereitschaft, für die Pflege von Heimat und Brauchtum die Weichen für die Arbeit der nächsten Generationen zu stellen.

Das ist sehr lobenswert. Denn es ist erkennbar, dass es weiß Gott nicht mehr um das Aufbewahren und vielleicht auch Zeigen von Spinnrädern und Mähdreschern, von Omas Hochzeitskleid oder alten Silbermünzen geht. Die Heimatvereine sind dabei, das Image des stehengebliebenen, altertümlichen Sammlers abzulegen.

Wir sind längst im Internet-Zeitalter angekommen. Und wer sich da nicht aktiv einbringt und zeigt, dass er dort lebt, existiert einfach nicht. Für junge Menschen zählen die digitalen Medien zum Alltag in Schule, Beruf und Freizeit.

Deshalb ist der Entschluss, Heimat virtuell zu zeigen und Besuchern der lokalen Museen, auch die Angebote der zahlreichen anderen Einrichtungen zu zeigen, sehr zu begrüßen. Und mal ehrlich: Ist das nicht lange überfällig?

Den Akteuren möchte ich gratulieren und zum geplanten, gemeinsamen Auftritt herzlich Glück wünschen. Aber nicht nur Glück! Sie brauchen weiterhin den Mut zur internkommunalen Zusammenarbeit, und sie brauchen Unterstützer, die sich über das Ehrenamt hinaus einbringen – für die Sache, für unser Wittgenstein. Christoph Vetter