Wittgenstein. . Die Bonuscard Wittgenstein gilt offiziell überall. Allerdings: Ihr uneingeschränkter Einsatz im gesamten Altkreis funktioniert noch nicht.

  • Bernd Petzolt, Bad Laasphe: „Die gewünschte große Lösung ist nur eine Frage der Zeit“
  • HelgaTrettin, Erndtebrück: „Meine Geschäftsleute hier in Erndtebrück sind richtig stinkig“
  • Stefan Küpper, Bad Berleburg: „Wir haben darauf hingewiesen, dass die Situation noch gelöst werden muss“

Einkaufen und Schlemmen in Wittgenstein – dieses Vergnügen verspricht der Verein Bonuscard Wittgenstein den mehr als 9000 Inhabern dieser Karte, die damit in rund 80 Akzeptanzstellen konsumieren können. Geboren aus der Berleburg-Card ist die Bonuscard Wittgenstein entstanden, doch der propagierte uneingeschränkte Einsatz im gesamten Altkreis funktioniert noch nicht. Kunden wie auch die Geschäftsleute beschweren sich, weil angeblich Kunden aus den jeweils anderen Ortschaften ausbleiben.

Hoffen auf eine Lizenz als Institut für E-Geld

Derzeit ist jeder vierte Wittgensteiner im Besitz einer Bonuspunkt Wittgenstein-Karte. Dafür gibt es in den drei Kommunen mehr als 80 Akzeptanzstellen.

Herausgegeben wird sie vom Verein „Bonuspounkt Wittgenstein“. Dem gehören die Vereine Markt & Tourismus Bad Berleburg, Handel, Handwerk und Tourismus Erndtebrück, die TKS Bad Laasphe sowie Pro Bad Laasphe an.

Michael Knebel hofft auf die Lizenz als E-Geld-Institut, von denen es bislang nur sieben in Deutschland gibt.

Nicht nachvollziehen kann das Bernd Petzolt, 1. Vorsitzender des Vereins „Pro Bad Laasphe“. Im Gespräch mit unserer Zeitung weist er solche Vorwürfe zurück: „Ich kann da kein Problem erkennen, weil das ja alles so kommuniziert worden ist. Die gewünschte große Lösung ist nur eine Frage der Zeit. Außerdem sammeln die Bad Laasphe ja momentan noch mehr Punkte, als sie einlösen.“

Helga Trettin verärgert

Ein andere Ansicht vertritt Helga Trettin, Geschäftsführerin im Erndtebrücker Verein für Handel, Handwerk und Touristik. Sie ärgert sich kolossal: „Wir Erndtebrücker sind mit an den Start unter dem Dach ,Wittgenstein’ gegangen, wurden teilweise überredet. Und uns wurde gesagt, man kann mit der Karte hier bei uns einkaufen und in Laasphe oder Berleburg die Punkte einlösen. Das funktioniert aber immer noch nicht“, nimmt Trettin kein Blatt vor den Mund – und legt nach: „Meine Geschäftsleute hier in Erndtebrück sind richtig stinkig!“ Gerade der überregionale Einsatz habe ja „den Charme der gemeinsamen Karte und eine gute interkommunale Zusammenarbeit auf dieser Ebene“ ausgemacht, sagt Trettin – „aber jetzt ist die Karte ein Flop.“

Stefan Küpper kontert

Starker Tobak in Richtung Vereinsführung, die der Berleburger Versicherungskaufmann Stefan Küpper innehat. Aber der schießt zurück: „Wir haben von Anfang darauf hingewiesen, dass diese Situation noch gelöst werden muss. Frau Trettin hat das vielleicht nicht mitgekriegt, denn sie war ja nicht bei allen Sitzungen, auf denen darüber immer offen gesprochen worden ist.“ Für Küpper ist klar, dass diese Problematik immer kommunziert worden sei und an einer Lösung gearbeitet werde. Das liege allerdings nicht im Ermessen des Vereins, sondern bei der „meinbonus.cash GmbH“ des Bad Berleburger Kaufmanns Michael Knebel.

Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert Knebel die Lage und bittet alle Karteninhaber „noch um ein wenig Geduld“. Denn die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) spielt hier noch eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit dem elektronischen Geld (E-Geld), das auf den Karten gutgeschrieben wird. Knebel: „Das System in Deutschland erlaubt das E-Geld mit BaFin-Lizenzen nur für einen Ort. Hier haben wir aber jetzt vorübergehend drei Töpfe für die drei Kommunen bilden müssen. Unser Geschäftsmodell ,Drei Kommunen in einem Topf’ muss die BaFin erst genehmigen“.

Antrag mit 158 Seiten Umfang

Den Antrag dafür hat Michael Knebel von einem Berliner Fachanwalt ausarbeiten lassen. Herausgekommen sind 158 Seiten, die der Überwachungsbehörde in Bonn schon längere Zeit vorliegen. Jetzt müssen beide Seiten bestimmte Fristen wahren, bis es zu einer Entscheidung kommt.

Knebel hofft darauf, dass in den nächsten Wochen „ein positiver Bescheid“ bei ihm eintrifft. Technisch sei für die Umstellung alles vorbereitet; doch ohne die Lizenz wäre „nur ein Topf in dieser Größenordnung ein unerlaubtes Geldgeschäft“. Das wird übrigens bestraft – mit bis zu fünf Jahre Haft plus ein zweieinhalbfaches Jahresgehalt als Buße.