Hesselbach. . Die Bürger Hesselbachs wollen keine weiteren Windräder mehr in ihrer direkten Umgebung. Dies wurde bei einer Dorfversammlung deutlich.

  • Fruchtbare Diskussion um die geplanten neuen Windkraftanlagen
  • Randvolles Dorfgemeinschaftshaus mit über 150 Besuchern
  • Ob die Anlagen gebaut werden oder nicht, hängt vom Kreis ab

Auch Günter Wagner schien überrascht: „Dass sich so viele Leute hier einfinden, damit hätte ich nicht gerechnet.“ Nicht nur der 2. stellvertretende Bürgermeister Bad Laasphes wollte sich die Informationsveranstaltung im Hesselbacher Dorfgemeinschaftshaus zum Thema „Weitere Windkraftanlagen in Hesselbach und Umgebung“ auf keinen Fall entgehen lassen. Zahlreiche der knapp 150 Besucher mussten die über zweistündige Veranstaltung aufgrund von Stühlemangel im Stehen verbringen – was sie aber nicht davon abhielt, fleißig mitzudiskutieren.

Einhellige Meinung

Der grundsätzliche Tenor war allerdings schnell herauszuhören: Die Beteiligten wollen mit aller Macht verhindern, dass die „Wittgenstein new energy“ zwei weitere Windräder an der hessischen Grenze sowie „NWind“ drei weitere Windräder im Süden Hesselbachs errichten.

Unterdurchschnittliche Effizienz der Windkraft

Auch die unterdurchschnittliche Effizienz von Windkraftanlagen war Thema. So betrug der Anteil von Windenergie an der Gesamt-Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2013 lediglich 12,3 Prozent, ähnlich hoch der Anteil der Kern-Energie.

Zudem, so der Vorwurf, gebe es bereits knapp 26 560 Windkraftanlagen in Deutschland. Und das seien mehr als genug.

Eines der Hauptprobleme: Der Stadt Bad Laasphe ist es bislang aus verschiedenen Gründen immer noch nicht gelungen, den zur Verhinderung der Bebauung notwendigen Flächennutzungsplan zu verabschieden. Dies ist nun zwar fest für den Jahresbeginn 2017 anvisiert, allerdings liegt es trotz der eindeutig ablehnenden Haltung der Stadt gegenüber neuen Windkraftanlagen (WKA) am Kreis Siegen-Wittgenstein, die Bau-Erlaubnis zu erteilen. Dagegen wollen die Anwohner aber nun mit allen zur Verfügung stehenden Kräften vorgehen. Erste Spenden für eine eventuelle juristische Begleitung des Falles wurden noch am Abend gesammelt.

Die Grafik markiert mit roten Punkten die geplanten oder bereits im Bau befindlichen Windkraftanlagen in Hesselbach, die gelben Punkte zeigen die bereits vorhandenen Anlagen.
Die Grafik markiert mit roten Punkten die geplanten oder bereits im Bau befindlichen Windkraftanlagen in Hesselbach, die gelben Punkte zeigen die bereits vorhandenen Anlagen. © Bürgerinitiative WEGAS

Zudem nahm sich ein großer Teil der Anwesenden fest vor, bei der kommenden Stadtratssitzung am nächsten Donnerstag, 3. November, zu erscheinen, um den Politikern die Bedeutung des Themas noch einmal aufzuzeigen.

Um den zahlreichen Bürgern die Folgen den befürchteten Szenarios vor Augen zu führen, hatten An­dreas Bergen und Lothar Hayo von der Bürgerinitiative WEGAS (Wind-Energie-Gewinnung, aber sinnvoll) eine recht aufwändige Präsentation vorbereitet. Die gesundheitlichen Schäden für die Anwohner durch Infraschall, Schattenschlag und Magnetfelder waren dabei genauso Thema wie die Folgen für durch die Region fliegenden Tiere. „Vögel werden vertrieben oder durch die Rotorblätter der Windräder getötet, die Lungen und inneren Organe der Fledermäuse zerplatzen aufgrund der Verwirbelungen“, führten Hayo und Bergen aus. „Werden diese neuen WKAs errichtet, gibt es einen Vorteil für Wenige zu Lasten der breiten Bevölkerung. Und diese Wenigen sind natürlich die mit den dicken Aktenkoffern“, erklärte Hayo. Thesen, die den ein oder anderen Anwesenden emotional packten: „Wir leben hier nicht mehr in einer Demokratie, sondern nur noch in einer Finanzdiktatur“, schallte es aus dem Mund eines Seniors. Bergen, selbst aus Hesselbach, fasste schlussendlich zusammen: „Wir müssen ein fundiertes „Wir wollen das nicht!“ kreieren, um diesen Wahnsinn zu verhindern.“