Bad Berleburg. . Für die Ermittler ist die Sache klar: Der Tod eines 53-jährigen Berleburgers geht auf giftiges Kohlenmonoxid aus einem Grill zurück. Ein Unglücksfall.
Polizei und Staatsanwaltschaft gehen nach dem Tod eines 53-jährigen Mannes in Bad Berleburg von einem tragischen Unglück aus. Wie berichtet war der Berleburger in seiner Wohnung an der Emil-Wolff-Straße vermutlich an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben, weil er mit einem Holzkohle-Grill versucht hatte, die Wohnung zu erwärmen. Die Stadt Bad Berleburg, die einige Mieter mit Sozialhilfe unterstützt, prüft derzeit die Mietverhältnisse. Der Vermieter spricht von Kündigungen.
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„Wir haben die Umstände des Todes untersucht mit dem Ergebnis, dass ein Fremdverschulden ausgeschlossen ist“, so Georg Baum, Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Siegen-Wittgenstein – ebenso ein Selbstmord. Auch die Siegener Staatsanwaltschaft sieht keinen Bedarf für ein Todesermittlungsverfahren – weil die Ursache des Todes klar und belegbar sei, so Oberstaatsanwalt Hans-Werner Münker.
Vermieter hat den Mietern im Juni 2015 gekündigt
Die Heizung funktionierte seit geraumer Zeit nicht mehr, der Strom war vom Hausbesitzer vor zweieinhalb Wochen abgestellt worden. Unsere Lokalredaktion hat den Vermieter, Peter Plonka, um eine Stellungnahme gebeten. Am Telefon berichtet der 57-Jährige, dass er „den vier Mietern am 28. Juni des vergangenen Jahres die Wohnungen gekündigt“ habe – mit einer Frist von drei Monaten. Damals habe er unter anderem auch die defekte Heizung als Kündigungsgrund angegeben, sagte Plonka. Doch die Bewohner seien „einfach nicht rausgegangen“. Als dann wegen massivem Stromverbrauchs der Versorger eine Nachforderung in Höhe von mehreren Tausend Euro schickte, „habe ich den Strom abgestellt – denn ich hatte seit September 2015 keine Mieteinnahmen mehr.“
Vermieter ist der Stadt noch Steuern schuldig
Das Ordnungsamt prüft außerdem, ob Heizung und Strom tatsächlich im gesamten Haus abgeschaltet seien. Über ausgesprochene Kündigungen seitens des Vermieters sei die Stadt nicht informiert.
Allerdings zahle die Stadt die Miete im Namen der Sozialhilfe-Empfänger derzeit nicht wie bisher direkt an den Vermieter, sondern direkt an die Stadtkasse, so Linde wieiter. Denn: Es liege ein Pfändungsauftrag vor, weil der Vermieter der Stadt gegenüber noch „Steuern und Abgaben schuldig ist“.
Dagegen sei das Geld für die anfallenden Nebenkosten – also unter anderem Heizung und Strom – an den Vermieter geflossen. Inwieweit sieht man sich im Rathaus aktuell in der Verantwortung für die Mieter? „Wir werden jetzt versuchen, direkt mit dem Vermieter in Kontakt zu treten“, kündigt Sprecherin Regina Linde an. „Und wir schauen jetzt mit den Mietern: Wie kann die Situation entschärft werden? Besteht Bedarf für anderen Wohnraum?“
Raus haben wollte Peter Plonka die Bewohner, weil er durch deren Anwesenheit im Gebäude keine Chance sah, das Haus wie geplant zu verkaufen. „Da wurden den ganzen Tag über Alkohol und Drogen konsumiert, die Wohnung auf 35 Grad aufgeheizt. In ihrem Rausch haben die gar nichts mehr mitbekommen.“ Vielmehr, so der Vorwurf Plonkas, hätten Mieter „sieben, acht Wohnungstüren eingetreten und einen WC-Spülkasten abgerissen. Da lief drei Tage lang das Wasser. Aber das kriegen die in ihrem Drogenwahn ja nicht mit.“
Das Haus soll abgerissen werden
Nun will der 57-Jährige den juristischen Weg einschlagen – und versuchen, mit einzelnen Räumungsklagen sein Ziel zu erreichen. Mehr noch: Plonka denkt „ernsthaft darüber nach, ob ich das Haus abreiße und dann das Grundstück verkaufe. Eine Fläche von 1300 Quadratmetern mitten in der Stadt ist doch interessant, oder?“
Für die Empfänger von Sozialhilfe unter den Mietern zahlt die Stadt die Miete. Auch der an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung verstorbene 53-Jährige Berleburger gehörte dazu. Er habe sich bereits vergangenen Donnerstag gemeinsam mit einer Mitbewohnerin aus dem Haus beim Sozialamt gemeldet und darauf hingewiesen, dass Heizung und Strom abgestellt seien, berichtet Stadt-Pressesprecherin Regina Linde. Die Kollegin aus der Behörde habe beiden geraten, sich zunächst an den Vermieter zu wenden – und sich notfalls Rechtsbeistand zu suchen, um Druck zu machen. Ferner habe die Stadt „als Übergangslösung“ Unterkunft in städtischen Häusern für Hilfsbedürftige angeboten, so Linde weiter – und signalisiert, bei Bedarf auch in Sachen Wohnungssuche zu helfen.
Zwei Mieter wollten offenbar klagen
Ein Angebot, erklärt Linde, dass im Übrigen auch für andere Mieter aus der Emil-Wolff-Straße stehe. Zwei von ihnen seien überdies beim Ordnungsamt im Rathaus vorstellig geworden, hätten von ähnlichen Zuständen in ihren Wohnungen berichtet und angegeben, bereits einen Rechtsanwalt eingeschaltet zu haben. Ihnen habe das Jobcenter der Arge im Übrigen Prozesskosten-Hilfe in Aussicht gestellt, so Linde.