Arnsberg/Soest. Garniert mit Emotionen und deutlichen Worten war der vierte Prozesstag zum Soester Babymord vor dem Arnsberger Landgericht. Eine 22-Jährige wird beschuldigt, ihr Baby verhungern lassen zu haben. Fünf Zeugen sagten aus. Als eine frühere Freundin loslegte, fing auch die Angeklagte an zu weinen.

„Wie lange muss ein Baby weinen und schreien, bis es stirbt? Sie hat dich geliebt, sie hat auf dich gewartet.“ Die mit zittriger Stimme und unter Tränen getätigte Aussage der 19-jährigen Zeugin vor dem Landgericht Arnsberg war der emotionalste Moment am vierten Prozesstag gegen die 22-jährige Soesterin, die ab Halloween 2013 ihr Baby tagelang alleine ließ und es später verhungert und verdurstet vorfand. Sie selbst fing an zu weinen, als die eingangs geschilderten Worte ihrer Ex-Freundin fielen.

Das Gericht hörte am Dienstag fünf Zeugen an, die dabei halfen, ein zunehmend konturenscharfes Bild von der Situation zu zeichnen, bevor die nicht einmal vier Monate alte Fee-Marie im Herbst starb. Das waren neben drei privaten Bekannten ein Polizist und eine frühere Psychotherapeutin der Angeklagten.

Fatale Kurznachricht vor Münster-Trip

Der von der Kriminalpolizei Dortmund eingerichteten Mordkommission „Fee“ liegt ein Kurznachrichten-Protokoll vor, aus dem unter anderem hervorgeht, dass die Angeklagte am 31. Oktober kurz vor dem Aufbruch zu ihrem mehrtägigen Besuch in Münster einem Bekannten schrieb, dass ihre kleine Fee „gleich abgeholt“ werde – von einer Babysitterin.

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Die Häufigkeit und die Spontanität, mit der die völlig überforderte Mutter immer wieder verschiedene Betreuer für ihr Kind engagierte, machte ihr Umfeld zunehmend stutzig. Und dass sie ihre Kleine, die wegen des angeblichen Gehirntumors nur noch wenige Monate zu leben habe, ständig alleine ließ und mehrmals in der Woche verschiedene Kneipen aufsuchte, führte zu abenteuerlichen Ausflüchten. Sie wolle sich nicht zu sehr an ihr Kind, das ohnehin bald sterben müsse, gewöhnen.

Die Angeklagte sei nicht von Grund auf böse, sagte ihre frühere Freundin, die im selben Atemzug jedoch in die Offensive ging: „Aber das mit Fee, das hatte sie geplant.“

Eine weitere Bekannte bot am 6. November an, Fee-Marie einen großen Teddybären zu schenken und fragte, ob das okay sei. Sie erhielt eine freundliche, aber ablehnende Textnachricht von der Mutter – versehen mit einem lachenden Smiley. Zu diesem Zeitpunkt lebte Fee-Marie schon nicht mehr.