Arnsberg/Soest. Zeugenbefragungen standen im Mittelpunkt des dritten Prozesstages gegen die 22-jährige Soesterin, die im Herbst vergangenen Jahres ihr dreieinhalb Monate altes Baby verdursten und verhungern ließ. Sie selbst fuhr nach Münster – dort feierte sie tagelang unter erheblichem Drogeneinfluss und entdeckte nach ihrer Rückkehr ihre tote Tochter.

Das Schwurgericht des Arnsberger Landgerichts lud jetzt hauptsächlich Bekannte aus dem Umfeld der Angeklagten vor, unter anderem eine Freundin und deren Mutter. Sie sagte aus, dass die Idee zu einem Beratungsgespräch bei einem ­Bestattungsinstitut von ihr stammte. Die 22-Jährige suchte wenige Tage vor ihrer verhängnisvollen Fahrt nach Münster wegen eines angeblichen Gehirntumors bei ihrer Tochter tatsächlich einen Bestatter auf. Das gab die Angeklagte, die sich selbst als Lügnerin bezeichnet, zwar am ersten Prozesstag auch an, sie sorgte damit jedoch eher für Rätselraten als für Klarheit. Die Zeugen, zu denen auch der Bestatter gehörte, bestätigten jetzt aber genau diese Version.

Nun müsse das Gericht die Aussagen der Zeugen bewerten, erklärte Gerichtssprecherin Nina Ermecke. Der Besuch beim Bestatter sei als Vorbereitung auf eine anstehende Beerdigung zu werten. Ermecke erklärte außerdem, dass die Angeklagte, die in der Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen in Untersuchungshaft sitzt, an dem Prozess ohne besondere Auffälligkeiten teilnehme.

Gerne hätte das Gericht auch noch den Mann aus Münster befragt, zu dem sie fuhr, doch er erschien am Freitag nicht zu der etwa fünfstündigen Verhandlung in Arnsberg. Er soll am übernächsten Prozesstag, am 16. Juni, der zugleich der vorletzte Verhandlungstermin sein soll, noch einmal geladen werden. Weiter geht es bereits am kommenden Dienstag um 9.15 Uhr – dann sollen weitere Bekannte, Nachbarn und ein Hauptkommissar der Kriminalpolizei als Zeugen aussagen.

Viele Fragen immer noch offen

Ungeklärt ist unter anderem noch immer, weshalb das Baby, das sich bis etwa 14 Tage vor seinem Tod noch absolut altersgerecht entwickelt habe, plötzlich derart vernachlässigt wurde.