Soest/Hagen. . Professor Egon Ortjohann von der Fachhochschule Südwestfalen und sein Team forschen zum Thema sichere Stromversorgung. Noch in den 1990er Jahren wurde er mit diesem Forschungsschwerpunkt belächelt. Heute sind regenerative Energien brennend aktuell.
Nicht immer spielt sich wissenschaftliche Forschung im hellen Licht des öffentlichen Interesses ab. Siehe alte Sprachen. Manche Forschungsschwerpunkte, wie die Stammzellenforschung, werden von außen aufmerksam verfolgt, stehen aber unter ethischem Generalverdacht.
Und wieder andere geraten durch die aktuelle politische Diskussion ins Blickfeld der Allgemeinheit. Regenerative Energien zum Beispiel. Keine Zeitung, keine Nachrichtensendung ohne Berichte zur Energiewende. Der Experte dafür sitzt in Südwestfalen. Prof. Egon Ortjohann (57) ist Leiter des Fachgebiets elektrische Energieversorgung an der Fachhochschule Südwestfalen in Soest.
„Damals wurden wir eher belächelt“
„Noch in den 90er Jahren wurden wir mit unserem Forschungsschwerpunkt erneuerbare Energien eher belächelt“, erinnert er sich an schwierige Anfänge an der Universität Paderborn. „Viele Hochschulen bauten das Fachgebiet elektrische Energietechnik ab, nur Soest nicht.“ Natürlich gab es auch vor 1990 schon Windkraftanlagen, auch Photovoltaik. Nach den ölkrisenbeschwerten 70er Jahren mit Leuchtturmprojekten wie der damals weltgrößten Windkraftanlage Growian am Kaiser-Wilhelm-Koog aufgebaut, verebbte die erste Erneuerbare-Energien-Welle aber rasch, bis 1990 die garantierte Einspeisevergütung kam. In der Folge schwappte die nächste Welle serienreifer Anlagen von Dänemark nach Norddeutschland - aber noch mit weit niedrigerer Leistung als sie heute üblich ist.
Damals hatte Prof. Ortjohann in Paderborn gerade die Arbeitsgruppe Regenerative Energien aufgebaut und arbeitete am ersten Binnenlandwindatlas Deutschlands. „Die Entscheidung für das Fach Energietechnik war die beste, die ich treffen konnte“, erzählt er. Schließlich hatte der in Verl geborene Ortjohann zunächst Elektriker gelernt - in einem Betrieb für Automatisierungstechnik.
Gute Energiespeicher
An der Fachhochschule Soest, wo er 1999 als Professor berufen wurde, beschäftigt sich Ortjohann in erster Linie mit der Netzintegration regenerativer Energien - ein heute brennend aktuelles Thema. Und - etwa in Forschungsprojekten - mit den Folgen von dauerhaftem Stromausfall wie etwa im November 2005 nach Eisbruch in Ochtrup, der von Notstromaggregaten aufgefangen wurde. „Eine Woche - das würde vernichtete urbane Bereiche und Anarchie bedeuten“, so der Professor. Das gilt es zu verhindern. Und so entwickelte der Fachbereich eine intelligente Lösung, einem Notstromaggregat ähnlich, das mindestens mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattete Häuser bei Stromausfall wieder ans Netz bringen kann.
Gute Energiespeicher - das ist für Ortjohann das A und O. „Wenn die kommen, dann können wir die dezentrale Energiebereitstellung aus Wind und Sonne disponierbarer machen.“ Heißt: Das Verhalten, das Autofahrer mit ihrer Tank-App am Smartphone an den Tag legen, sieht er künftig auch beim Stromverbrauch: „Eine Strom-App - das wäre doch eine schöne Vision.“