Warstein. . Auf den langen Wahlabend folgt der lange „Legionellen-Informationsabend“ – zumindest in der Wästerstadt. Zweieinhalb Stunden dauerte die Sonderratssitzung zur Legionellen-Krise in Warstein. Die Bilanz: Viele Erklärungen, ein paar neue Erkenntnisse und ein klares Versprechen der Landrätin.
Eva Irrgang war nahezu mit der kompletten „Mannschaft“ des Krisenstabes in das Forum des Warsteiner Gymnasiums gekommen, um „alle Fragen zu klären“. Professor Martin Exner, Vertreter von Krankenhaus, Bezirksregierung und Ruhrverband vervollständigten die Runde, die dem Rat und knapp 100 Bürgern den genauen Ablauf der Epidemie und vor allem die Entscheidungsprozesse der kritischen Punkte (Absage der Montgolfiade, „Reise-Warnung“) erläuterten.
Endgültiger Nachweis fehlte
„An dem Tag, an dem wir der Stadt Warstein geraten habe, die Montgolfiade nicht zu genehmigen, wussten wir nicht, ob wir ein oder mehrere Quellen haben“, führte Kreisdirektor Dirk Lönnecke aus, „es gab zu diesem Zeitpunkt keinen sicheren Quellennachweis.“ Eine Einreise von erwarteten 200.000 Gäste hätte einem Pokerspiel geglichen, so Lönnecke: „Und mit der Gesundheit von Menschen pokert man nicht.“
Wie sich die Aussetzung von 200.000 weiteren Menschen auf die Krankheitszahlen hätte auswirken können, zeigte Professor Exner anhand mathematischer Berechnungen: So hätten nach dem zu diesem Zeitpunkt erreichten Krankenstand bis zu 400 zusätzliche Krankheitsfälle und bis zu 31 weitere Todesfälle auftreten können, hätte man die Montgolfiade und mit ihr die Besuchermassen genehmigt.
„Das war die Grundlage für unsere Entscheidung.“ Da auch am 30. August noch kein endgültiger Nachweis vorlag, dass die Legionellen aus dem Rückkühlwerk der Firma Esser die krankmachenden Bakterien waren, wurde die Empfehlung ausgesprochen, unnötige Reisen nach Warstein zu vermeiden und sich möglichst in geschlossenen Räumen aufzuhalten.
Wäster und Möhne im Visier
„Was das für sie bedeutet hat, war uns allen bewusst, wir haben das nicht auf die leichte Schulter genommen“, betonte Landrätin Eva Irrgang. Mit der Aufhebung dieser Empfehlungen gehe die Arbeit aber natürlich noch weiter: Christine Elhaus, Hauptdezernentin Wasserwirtschaft und Gewässerschutz bei der Bezirksregierung Arnsberg, führte aus, welche Maßnahmen derzeit noch laufen und was künftig getan wird: „Wir führen ein Gewässer-Monitoring der Wäster und der Möhne bis zum Einlauf an die Talsperre durch, um zu sehen, was die UV-Reinigung an der Kläranlage des Ruhrverbandes bewirkt. Die Werte gehen mittlerweile zurück, aber wir müssen ganz sicher sein, dass die Belastung ungefährlich ist, um die Allgemeinverfügung, Wasser aus diesen Gewässern zu entnehmen, aufheben zu können.“ Dies sei ein Prozess, der sich nicht von heute auf morgen abschließen lasse.
Mit Blick auf die Firmen, die Wasser aus der Wäster entnehmen und die nun Wettbewerbsnachteile befürchten, aber auch mit Verweis auf die allgemein hohen wirtschaftlichen Einbußen in Warstein wollten Erwin Koch und Peter Linnemann von der Landrätin wissen, was sie denn für Warstein zu tun gedenke.
„Alles!“, versprach eine sichtlich emotionale Landrätin und führte dies auf Nachfrage weiter aus: „Ich werde alle meine Kanäle nutzen, um zu sehen, ob sich nicht irgendwo ein Topf für Warstein findet.“ Einen mindestens ebenso effektiven Kanal versprach auch Professor Exner zu nutzen: „Ich werde jetzt überall, wo ich hinkomme, fragen, ob ich ein Warsteiner Bier bekommen habe.“ Eine Äußerung, die gut ankam – besonders nach einem langen Info-Abend, aber vor allem nach einer langen Leidenszeit.