Werl/Arnsberg/Gladbeck. Dieter Degowski, einer der beiden Geiselgangster von Gladbeck, hofft darauf, noch in diesem Sommer entlassen zu werden. Das Landgericht Arnsberg befindet derzeit darüber, ob Degowski den Rest seiner lebenslangen Freiheitsstrafe auf Bewährung absitzen kann. Der 57-Jährige sitzt in der JVA Werl.

Das Landgericht Arnsberg befindet derzeit darüber, ob Dieter Degowski, einer der beiden Geiselgangster von Gladbeck, den Rest seiner lebenslangen Freiheitsstrafe auf Bewährung absitzen muss.

Eine Entscheidung soll noch in diesem Sommer gefällt werden. Der 57-Jährige sitzt derzeit im Hochsicherheitstrakt der Werler Justizvollzugsanstalt (JVA).

„Von Amts wegen“, so Sprecherin Dorina Henkel, hat das Landgericht Arnsberg am 20. März 2012 ein Prüfverfahren eingeleitet, das klären soll, ob Degowski 25 Jahre nach der Geiselnahme von Gladbeck in die Freiheit entlassen werden kann. Zwei Tage nach der Einleitung des Verfahrens ist auch ein entsprechender Antrag von Degowski bzw. seinem anwaltlichen Vertreter im Gericht eingegangen. Nach Stellungnahmen der Staatsanwaltschaft Arnsberg und der JVA Werl wurde das Verfahren an die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts abgegeben. Diese hat ein Gutachten in Auftrag gegeben, in dem der Frage nachgegangen wird, ob Gründe der öffentlichen Sicherheit einer Freilassung widersprechen.

Auch interessant

Bis Ende Juni läuft für alle Beteiligten (Staatsanwaltschaft, anwaltlicher Vertreter, Justizvollzugsanstalt Werl) die Frist zur Stellungnahme zum Gutachten ab. Ein Anhörungstermin des Gerichts mit Degowski findet nicht vor Mitte Juli in der JVA Werl statt.

Das Gladbecker Geiseldrama hatte am 16. August 1988 begonnen, als Dieter Degowski zusammen mit seinem ehemaligen Schulfreund und Zellennachbarn Hans-Jürgen Rösner eine Filiale der Deutschen Bank überfiel. Im Verlauf der Ereignisse starben drei Menschen. Der damals 31 Jahre alte Degowski erschoss in einem gekaperten Linienbus einen 15-jährigen Italiener. Der Todesschütze war im März 1991 wegen gemeinschaftlichen Menschenraubs, Geiselnahme mit Todesfolge und Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Nach damaliger Gesetzeslage wurde nach 15 Jahren die besondere Schwere der Schuld festgestellt und die Mindestverbüßungsdauer von der Strafvollstreckungskammer auf 24 Jahre festgelegt – diese ist am 23. Januar 2013 abgelaufen.

Als Hofreiniger in der Justizvollzugsanstalt beschäftigt

Der Werler JVA-Chef Michael Skirl will sich als „Beteiligter im laufenden Verfahren“ nicht zu dem Thema äußern. Er hatte im vorigen September gegenüber dem Magazin „Focus“ Degowski „dissozial“ genannt. Mit diesem Begriff werden Menschen bezeichnet, die nicht die Fähigkeit besitzen, sich in die Gesellschaft einzuordnen. Es können Charaktermerkmale wie Gefühlskälte, fehlende Schuldgefühle, mangelnde Empathie gegenüber anderen, Störungen der Impulskontrolle und Missachtung sozialer Normenauftreten.

Der Chef der JVA Werl, Michael Skirl, hatte gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Focus“ weiter geäußert, dass er nicht glaubt, dass Degowski im Jahr 2013 frei kommt. Der wenig intelligente JVA-Häftling habe bislang Therapien „nur angekratzt“ und vegetiere vor sich hin. Der Gladbecker Geiselgangster, der mitterweile lichtes Haupthaar trägt, ist als Hofreiniger innerhalb der Justizvollzugsanstalt Werl beschäftigt. Er harkt unter anderem Grünflächen und entsorgt die Abfälle.