Warstein. . Wo sonst eher klassische Töne erklingen, war am Samstagabend die „Stimme deutscher Lyrik“ zu Gast. Anstatt von Streichquartetten und begnadeten Pianisten stand Oliver Steller auf dem Programm.
Der Rheinländer war der Einladung der Kulturinitiative und Michael „Mike“ Römer ins Warsteiner Haus Kupferhammer gefolgt – sein insgesamt dritter Besuch in Warstein, während es das erste KI- Event in den barocken Räumen des Stadtmuseums war.
Individuelle Note gegeben
„Von Goethe bis heute“, so lautet das Programm von Oliver Steller und wer dabei an trockene Gedichte und fahde Texte dachte, der hatte weit gefehlt. Oliver Steller wusste es, mit seiner charmanten und natürlichen Art, den Saal mit seinen Gedichten und musikalischen Einlagen zu fesseln. Man hätte die bekannte Stecknadel fallen hören können, wie es im Volksmund heißt. Ob feinfühlige Klänge an der Gitarre zu Texten von Novadis, dem Klassiker „Herr Ribbeck zu Ribbeck im Havelland“ oder eher unbekannte Gedichte – Steller verlieh allem seine ganz individuelle Note. Dabei reichte das lyrische Spektrum von humoristischen Beiträgen über Balladen bis hin zu Dramen und Liebesgedichten. Großen Lachern folgten nachdenkliche Mienen und Gedichte, die man sich zweimal anhören musste. Gedichte über den Vogel Pi im Lande der Chinesen, der nur einen Fittich hat, über die Eitelkeit Wilhelm Buschs oder die ewigen Männergeschichten ohne Happyend – die Kurzweiligkeit des Abends war den Zuhörerinnen und Zuhörern im ausverkauften Saal anzumerken. Und so manche erinnerten sich auch an die gute alte Schulzeit zurück. Namen wie der bereits genannte Herr Ribbeck zu Ribbeck im Havelland, Texte aus den typischen Reclam- Heften oder Klassiker von Kurt Tucholsky erinnerten nicht nur Oliver Steller an den so oft verfluchten Deutschunterricht. Umso erstaunlicher, mit welcher Leidenschaft für Poesie und Lyrik der ehemalige Musikstudent die Werke zum Besten gab. Und dabei kam er auch auf seinen letzten Besuch im Warsteiner Gymnasium zusprechen, wo er von den Oberstufenschülern gebeten wurde, doch nochmal die Spinne Marta zu spielen – ein Lied aus seinem Kinderprogramm.
Und auch im Haus Kupferhammer blieb dem Rezitator und Musiker kaum eine Wahl, begleitet von vielen Kennern und Steller- Fans: „Oh wo ist meine Spinne und wer hat sie gesehen, sie hat sechs lange Beine und sie ist so wunderschön, so wunderschön“. Und auch der langanhaltende Applaus des Publikums bewies nicht nur Oliver Steller, sondern auch der Warsteiner Kulturinitiative, dass man bei der großen Zuhörerschaft den Nerv getroffen hatte. Und mit Berthold Brechts „Fisch Fasch“ und einem herzlichen „Ciao“ rundete Steller dann nach mehreren Zugaben sein Programm ab und die Warsteiner liessen den Kölner Rezitator dann doch schweren Herzens gehen. Und mit einem kleinen Grinsen fügte Oliver Steller noch bei, dass er auch nochmal wiederkommen würde. Bestimmt dann auch wieder mit der Spinne Marta im Gepäck.