Olleck ist der schnellste Esel beim Haar-Eselrennen in Ense-Bremen
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Ense/Arnsberg. Von wegen sturer Esel. Olleck, aus dem Stall Kaiser in Breitenbruch, ist genau das Gegenteil. Wenn es drauf ankommt, läuft er so schnell um die Wette, dass kein anderes Maultier mehr mithalten kann. Beim 11. Haareselrennen in Ense-Bremen hat Olleck sein Talent unter Beweis gestellt. Im Finale holten Läufer und Treiber alles aus dem Vierbeiner heraus.
Denn von alleine bewegt sich so ein Esel natürlich nicht. Vorne wird er gezogen und von hinten geschoben. Schon der Weg aus der Box an den Startplatz ist ein Kraftakt. Olleck bockt, schüttelt den Kopf und sträubt sich. Dabei scheint die Sonne und Olleck ist ja eigentlich ein Schönwettertier. Doch offenbar hält sich der Spaß am Volksgaudi auf der Haar bei den verunsicherten Eseln in Grenzen. Den Konkurrenten Ulf aus Erwitte und Lokalmatador Joey aus Ense geht es vor dem Endspurt nicht anders.
Irgendwie nehmen alle drei Finalisten mit ihren Begleitern vorschriftsmäßig Aufstellung an der Startlinie, der Countdown wird heruntergezählt und dann pesen sie vor begeisterten Zuschauern los. Zwei Runden müssen Mensch und Esel im Parcours auf der Wiese drehen. So ist es seit elf Jahren Tradition im "Park am Spring". Olleck übernimmt mit seinen Antreibern gleich die Führung und gibt diese nicht mehr ab: Ein Start-Ziel-Sieg vor Ulf und Titelverteidiger Joey. Unglaublich!
„Wir wollten unbedingt den Wanderpokal haben“, strahlt Besitzer Mathias Kemper (32) aus Arnsberg-Breitenbruch nach der Siegerehrung. Und verspricht in seiner Euphorie: „Nächstes Jahr kommen wir wieder, um den Titel zu verteidigen.“ Unter den 14 Teilnehmern aus Ense, Erwitte, Elpe, Büren, Rheine,Werl, Mühlheim und Hamm ist Olleck nach Vorrunde, Halbfinale und Finale die verdiente Nummer eins. Zur Belohnung gibt’s ein Bund Möhren und liebevolle Streicheleinheiten.
Probetraining im Breitenbrucher Wald gemacht
Während des Rennens sind Futter-Anreize selbstverständlich nicht erlaubt. „So was macht auch keiner beim Eselrennen. Doping in dieser Form ist ausgeschlossen“, schmunzelt Kemper. Bestens vorbereitet auf die Herausforderung hatte er seinen unsportlichen Olleck allerdings. „Wir haben ein Probetraining im Breitenbrucher Wald gemacht“, berichtet der gelernte Landschaftsgärtner. Spaziergänger, die die Gruppe mit dem Esel im Schlepptau beobachteten, hätten sich die Augen gerieben und gelacht. Kemper: „Die kennen uns ja schon als Tierliebhaber in Breitenbruch.“
Chemie zwischen Mensch und Esel muss passen
Der 32-Jährige züchtete erst Heidschnucken-Schafe, dann zogen er und seine Lebensgefährtin Anja Kaiser zwei Esel groß: Wallach Olleck (14 Monate) und Stute Cindy (13 Monate). Beide stammen von einem Ferienhof aus Obermarpe und hatten jetzt das richtige Alter für ihr Debüt beim Haareselrennen. Cindy scheiterte im Halbfinale, Olleck schaffte den Turniersieg. Obwohl auch er von Natur aus ein störischer Esel ist. Aber: „Die Chemie zwischen Läufer, Treiber und Esel muss passen. Das ist alles“, erklärt Kemper das Erfolgsgeheimnis.
Mit Kollege Helmut Fitz (52) aus Niedereimer habe er zudem einen genialen Partner im "Eseldrom" an den Start gebracht. Kemper: „Helmut hat sich spontan entschieden, diesen Gaudi mitzumachen. Er ist ein perfekter Läufer.“ Fitz sprang für Vorgänger Philipp Schüttler ein. Der musste absagen wegen seiner Verpflichtungen als Schützenkönig in Breitenbruch. Trotzdem lief alles glatt.
Trophäen bekommen Platz in der Wohnküche
Die Trophäen bekommen einen Platz in der Wohnküche von Anja Kaiser und Mathias Kemper. Den Triumph im Eselrennen feierten die Sauerländer daheim mit einem Schüsseltreiben, so wie es die Jäger machen. Vom Veranstalter der Reitertage in Voßwinkel, der einer von 5000 Besuchern bei dem Volksfest mit Bauernmarkt in Ense-Bremen war, erhielten die Finalisten des Esel-Rennens eine Einladung zum Reitturnier 2013. Auch dort dürfen sie wie in Ense wieder im Pferdewagen anreisen und dann im Rahmenprogramm gegeneinander antreten.
Außerdem verkündet Mathias Kemper für den nächsten Sommer eine Attraktion im Stall Kaiser: „Wir planen Kutschfahrten und Trecking-Touren durch die grüne Natur.“ Bis es soweit ist muss Nachwuchsstar Olleck noch ein Jahr reifen. Erst mit drei Jahren darf ein talentierter Esel auch vor den Karren gespannt werden.
Hartwig Sellmann
Bauernmarkt und Eselrennen eine idiale Kombination
Neben dem Eselrennen gibt es jedes Jahr am letzten Juli-Wochenende den Bauernmarkt im "Park am Spring" in Ense-Bremen. Seit 2007 hat sich diese Kombination als ideal erwiesen. Wolfgang Goretzki vom Initiativkreis Ense: "So wollten wir Ense-Bremen über die Grenzen hinaus bekannt machen. Das ist uns gelungen." Die Besucherzahlen nehmen von Jahr zu Jahr zu. Rund 5000 Menschen kamen 2012 auf die Haar.
Kein Wunder, denn das Event ist perfekt organisiert. Über 20 Sponsoren unterstützen den Initiativkreis. Siegrid Irmer hat als Veranstalterin alles im Griff und viele Helferinnen und Helfer an ihrer Seite. Elmar Wulf und Volker Jansen moderierten durch das Familienfest.
Ingo Bankamp (41) ist einer der Initiatoren und erinnert sich, wie die Idee zum Eselrennen entstand: "Vorher gab es in Ense mal ein Schweinerennen. Nach dem zwölften Bier am Stammtisch waren wir der Meinung, es müsste mal etwas anderes stattfinden, um die Gemeinde interessant zu machen. Wir hatten die Idee ein Eselrennen auf die Beine zu stellen. Das war ein zündender Gedanke."
Haarenselrennen in Ense-Bremen
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In die eigene Tasche wirtschaften wollten der Initiativkreis Ense dabei nie. Das ging auch nicht, weil, so Bankamp: "Die ersten Jahre haben wir eher Minus gemacht." Vor fünf Jahren kam dann der Bauernmarkt hinzu. Bankamp: "Sowas zieht in Verbindung mit dem Eselrennen. Wir wollen ein familienfreundliches Fest in Ense-Bremen anbieten, das allen Besucher positiv in Erinnerung bleibt Da sind wir auf einem guten Weg."
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