Soest.

Die schrecklichen Szenen, die sich am Sonntagabend um 20 Uhr auf dem Soester Bahnhof abspielten, hätte sich der Regisseur eines Horrorfilms nicht schlimmer ausdenken können. Vor den Augen von etwa 50 Fahrgästen, die auf dem Mittelbahnsteig warteten, lief ein Mann plötzlich los und warf sich vor einen Güterzug, der den Bahnhof mit 100 km/h durchfuhr.

Der Soester Polizeipressesprecher Winfried Schnieders: „Der 53-jährige Lippstädter wurde von der Lok erfasst, tödlich verletzt und zurück auf den Bahnsteig in die dort stehenden Personen geschleudert.“ Ein 20-jähriger Paderborner prallte direkt mit dem Körper des Toten zusammen. Er musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Notfallseelsorger und Rettungskräfte kümmerten sich um die Passanten, von denen viele unter Schock standen.

Lokführer bemerkte nichts, Zug stoppte erst in Paderborn

Weil der Lokführer nur einen leichten Schlag bemerkt hatte und nach einem kurzen Stopp nichts Auffälliges an seiner Lok entdecken konnte, setzte er die Fahrt fort. In Paderborn wurde der Güterzug dann angehalten.

Unmittelbar nach dem tragischen Geschehen hielt auf dem Nachbargleis des Soester Bahnhofs ein mit mehreren hundert Menschen besetzter Nahverkehrszug. Ein 29-jähriger Mann aus Stolberg zückte direkt seine Handykamera, filmte das Horrorszenario und die entstellte Leiche auf dem Bahnsteig. Als ein 30-jähriger Fahrgast und eine junge Frau ihn daran zu hindern suchten, wurde der Stolberger aggressiv und bedrohte die Frau. Selbst zur Hilfe gerufene Polizeibeamte konnte den 29-jährigen nicht stoppen. Schnieders: „Erst auf dem Bahnsteig konnten wir ihn niederringen, ihn festnehmen und zur Polizeiwache bringen.“ Gegen den Mann wurde Anzeige wegen Bedrohung und Widerstandes gegen die Staatsgewalt erstattet.