Allagen. . Der Rückzug der Sparkasse sorgt in Allagen für Unmut. Im Interview spricht Ortsvorsteher Gerald Wege über die Folgen – und den Breitbandausbau.
Freud’ und Leid liegen in Allagen dieser Tage eng beieinander. Kurz nachdem Westnetz in der vergangenen Woche angekündigt hatte, dass das Möhnedorf zu den ersten gehören wird, die im Zuge des kreisweiten Breitbandausbaus im kommenden Jahr mit schnellem Internet versorgt werden, gab die Sparkasse Lippstadt bekannt, sich schon zum 16. November komplett aus Allagen zurückzuziehen.
Im Interview mit der WESTFALENPOST spricht Ortsvorsteher Gerald Wege über positive wie negative Überraschungen und verrät, warum die Sparkasse ihre Entscheidung womöglich noch bereuen könnte.
Was ist größer: Die Freude, dass Allagen bald endlich schnelles Internet bekommt, oder die Verärgerung über den Rückzug der Sparkasse?
Gerald Wege: Das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert. Aber letztlich kann man das nicht vergleichen. Das eine hat mit dem anderen ja nichts zu tun.
Bürgerversammlung zum Breitbandausbau geplant
Hat denn die Ankündigung von Westnetz, mit dem Breitbandausbau ausgerechnet in Allagen zu beginnen, zumindest den Unmut über die nicht zugestellten Info-Schreiben aus der Welt geschafft?
Nach der Bauausschuss-Sitzung in der vergangenen Woche habe ich mit Heiko Grebe von Westnetz telefoniert und wir haben vereinbart, dass schon Mitte bis Ende November eine Bürgerversammlung zum Breitbandausbau in Allagen stattfinden soll. Nach der fehlerhaften Versendung der Infopost wird es dort alle Informationen geben.
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Warum ist Ihnen eine Bürgerversammlung so wichtig?
Einige Bürger hatten Angst, Termine zu verpassen. Für die Hausanschlüsse benötigt Westnetz ja die Einwilligung der Grundstückseigentümer. Aber diese Sorge ist nun unbegründet. Auf der Versammlung können alle Allagener die Informationen und auch die Unterlagen bekommen, die für sie wichtig sind.
Bauarbeiten beginnen früher als vorgesehen
Aber die ersten Hausanschlüsse werden erst im Frühjahr errichtet. Warum drücken Sie so sehr aufs Tempo?
Einige Arbeiten werden vorgezogen, so dass der Ausbau in Allagen schon in wenigen Wochen beginnen wird. Der Tiefbauer hatte noch Kapazitäten frei und wird daher deutlich eher als vorgesehen mit der Längstrasse beginnen. Damit werden noch keine Hausanschlüsse verlegt, das passiert tatsächlich erst im Frühjahr. Aber die Bürger sollen vor Beginn des Ausbaus umfassend informiert sein.
Kommen wir auf den Rückzug der Sparkasse Lippstadt zurück. Können Sie die Entscheidung angesichts sinkender Nutzerzahlen in der
Allagener Filiale nachvollziehen?
Die Sparkasse hat meines Erachtens einen kommunalen Auftrag und den erfüllt sie damit nicht mehr. Denn dazu gehört für mich, auch eine gewisse Infrastruktur – gerade im ländlichen Raum – aufrecht zu erhalten. Für den Bürger ist es sehr blöd, dass es nicht einmal mehr einen Geldautomat geben wird.
Viele Allagener drohen mit Wechsel zu anderer Bank
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Auch der Geldautomat wurde nach Angaben der Sparkasse kaum noch genutzt. Haben die Allagener damit nicht längst selbst mit den Füßen abgestimmt?
Man kann nicht die Kunden dazu erziehen, online zu arbeiten und sich jetzt beklagen. Die Sparkasse müsste doch nur auf einen Bruchteil ihres Gewinns verzichten, um den Geldautomaten zu erhalten.
Welche Reaktionen aus der Bürgerschaft kommen bei Ihnen an?
Der Unmut hier in Allagen ist sehr groß. Viele fragen sich: Wofür zahle ich überhaupt noch, wenn die Sparkasse gar nicht mehr vor Ort ist? Wenn sie eine Online-Bank werden möchte, dann ist sie da nicht alleine. Und andere Banken nehmen keine Kontoführungsgebühren und die Kreditkarte ist auch günstiger. Viele Allagener überlegen deshalb gerade, ihre Bank zu wechseln. Die Sparkasse gräbt sich mit solchen Entscheidungen ihr eigenes Grab.
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