Soest. . Verdachtsfälle auf dem Soester Osthofenfriedhof: 24 Wahlgräber dürfen nicht mehr belegt werden. Liegen dort Weltkriegsbomben?

Weltkriegsbomben stören die Soester Friedhofsruhe: An 14 Stellen des Osthofenfriedhofs schlummern möglicherweise Bomben als Blindgänger in der Erde, 114 Grabstellen können frühestens im Jahre 2043 sondiert und untersucht werden. Besonders betroffen sind 24 Wahlgräber: Dort ist bereits eine Grabstelle belegt, ein weiterer Platz ist für den jeweiligen Lebenspartner vorgesehen und reserviert. Auch auf diesen Grabstellen können in den nächsten 25 Jahren keine Bestattungen vorgenommen werden.

„Uns sind die Hände gebunden. Wir können und dürfen nicht anders entscheiden“, steht für den Beigeordneten Peter Wapelhorst fest, der gestern Abend die Mitglieder des Verwaltungsrates der Kommunalbetriebe informierte. Das Gremium beschloss die „Außerdienststellung“ von 14 Teilflächen des Friedhofs und befürwortete eine finanzielle Entschädigung. Die fällt mit 211,90 Euro allerdings nicht üppig aus und soll die nicht mögliche Umbettung entschädigen. Im Einzelfall besteht Anspruch aus der Entschädigung nicht genutzter Liegezeiten.

Emotional kritische Fälle

In dieser Woche wurden alle Betroffenen angeschrieben, in den emotional besonders kritischen Fällen, in denen letztlich die benachbarte Bestattung von Ehepaaren nicht möglich ist, sollen Gespräche geführt und möglichst einvernehmlich Lösungen für zufriedenstellende Ersatzlösungen eventuell in Nachbarschaft der Grabstelle gesucht werden.

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„Das ist eine Herausforderung, für die Angehörigen, aber auch für uns“, unterstreicht Axel Ruster, der bei der Stadtverwaltung den Friedhofsbereich verantwortet. Ihm ist auch nach Recherchen kein zweiter Fall in Deutschland bekannt, der mit solcher Problematik verbunden ist. Ruster erläutert auch, warum die Problematik erst jetzt erkannt und deutlich geworden ist. Erst in diesem Jahr hat die Stadt bislang verschlossen gehaltene Luftbild-Auswertungen erhalten, die im Krieg von den alliierten Streitkräften unmittelbar nach den Bombenabwürfen auf Soest gefertigt wurden: Zu sehen sind große und kleine Krater. Die großen zeigen Stellen, an denen Bomben detoniert sind, die kleineren möglicherweise den Einschlag von Blindgängern.

Neben Industrieanlagen galten die Bombenangriffe insbesondere der Bahnlinie, die verläuft gerade einmal 100 Meter nördlich des Friedhofs. In Kriegserinnerungen wird über Bombentrichter auf dem Osthofenfriedhof berichtet, um die Blindgänger hat sich damals offenbar niemand geschert.Der Kampfmittel-Räumdienst der Bezirksregierung wertete die Luftbilder aus und informierte die Stadt. Zu Rate gezogen wurde auch der Städte- und Gemeindebund sowie die Ordnungsbehörden. Das gemeinsame Ergebnis der Abwägungsgespräche sieht die vorübergehende Außerdienststellung der 14 Flächen vor.

114 Grabstellen gesperrt

Alle Verdachtsstellen werden mit einem Radius von sieben Metern ab sofort für Beerdigungen gesperrt: Da derzeit von den möglichen Blindgängern keine Gefahr ausgeht, sollen die jeweiligen Ruhefristen von 25 Jahren nach der Bestattung plus fünf weiteren Ruhejahre abgewartet werden. Erst nach der kompletten Räumung der einzelnen Geländeabschnitte können die Sondierungen vorgenommen werden, kann nach eventuellen Bomben gesucht werden. „Wir wissen, dass es emotional zu großen Problemen kommen kann, dennoch können wir derzeit auch einer Umbettung oder einer Urnenbestattung nicht zustimmen. Erdarbeiten dürfen in den Bereichen nicht vorgenommen werden, die normale Grabpflege ist davon nicht betroffen, auch Bepflanzungen sind weiterhin im bisherigen Rahmen zulässig“, erklärt die Stadtverwaltung.