Warstein. . Die Streichung der Warsteiner Ortsumgehung aus dem Bundesverkehrswegeplan ruft immer mehr Kritik hervor. Die IHK hat einige Argumente gesammelt.

Mit Unverständnis reagiert die Industrie- und Handelskammer (IHK) Arnsberg auf die Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums, die Warsteiner Ortsumgehung aus dem Bundesverkehrswegeplan zu streichen, weil der Bau der Straße unwirtschaftlich sei (wir berichteten ausführlich). „Vieles, was für die Bewertung gesorgt hat, fußt entweder auf falschen Grundannahmen oder ist zumindest erklärungsbedürftig“, erklärte die IHK gestern in einer Pressemitteilung.

„Jeder erkennt, wie dringend diese durch den Durchgangsverkehr gezeichnete Stadt entlastet werden muss“, kommentiert darin IHK-Geschäftsbereichsleiter Thomas Frye die Situation in Warstein. Zudem verweist er auf „das große Interesse von Wirtschaft und Bevölkerung“ an der Umgehung, das die IHK mit Zustimmungswerten von 94 Prozent aus einer Erhebung von 2009 belegt.

Darauf werde Frye gemeinsam mit Bürgermeister Thomas Schöne sowie den Bundestagsabgeordneten Bernhard Schulte-Drüggelte und Wolfgang Hellmich verweisen, wenn sich die Gruppe Mitte April mit Staatssekretär Enak Ferlemann im Bundesverkehrsministerium trifft. Darüber hinaus zweifelt die IHK die Berechnungen des Ministeriums an, die einen Nutzen von nur rund 3,8 Millionen Euro ergeben haben. Zuvor war man allgemein von einem Vielfachen ausgegangen.

Die Kritikpunkte im Einzelnen:

Verkehrsaufkommen

In der Begründung für den Bundesverkehrswegeplan geht das Ministerium für die B 55n von täglich 6000 Fahrzeugen aus, obwohl 2009 durchschnittlich knapp 20 000 Fahrzeuge pro Tag die Ortsdurchfahrt nutzten. „Berlin geht von demografisch begründeten sinkenden Verkehrsbelastungen aus“, schreibt die IHK, hält die Schätzung aber für „deutlich zu niedrig“. Aufgrund der wachsenden Industrie sei gerade beim Schwerlastverkehr allerdings nicht von einem Rückgang auszugehen. Ein erhöhtes Verkehrsaufkommen würde den Nutzen steigern.

Verkehrssicherheit

Das Ministerium erwartet eine Verschlechterung der Verkehrssicherheit durch die Umgehung, was den Gesamtnutzen mindert. „Genau das Gegenteil ist der Fall“, argumentiert die IHK. „Die heutige Situation birgt ein großes Gefährdungspotenzial, das nur durch niedrige Durchfahrtsgeschwindigkeit durch Staus in den Hauptverkehrszeiten abgemildert wird.“ Solche Überlastungseffekte, fordert die Organisation, sollten nicht Teil des Verkehrssicherheitskonzepts sein.

Abgasbelastungen

Erhöhte Kraftstoffkosten und damit verbunden auch höhere Abgasbelastungen erwartet das Verkehrsministerium von der Umgehung, denn die Strecke wäre 60 Prozent länger als die heutige Ortsdurchfahrt. „Dennoch steht für die IHK fest, dass eine Umgehung und die damit verbundenen wegfallenden Staus die Nachteile mehr als kompensieren würden.“ Auch auf diesem Wege wäre der wirtschaftliche Nutzen des Projekts zu steigern.