Ennepetal. .
Es begann im Jahre 1607. Voerde bestand aus einer Kirche mit mehreren Häusern drumherum und vereinzelten Gehöften auf weiten Feldern verstreut. Doch die wenigen Menschen im Kirchspiel Voerde bildeten eine Brüderschaft, eine auch der Kirche verbundenen Gemeinschaft, und gaben sich eine Vogelschießordnung. Das wird heute als Gründung des Voerder Schützenvereins gesehen, weil es auch über Jahrhunderte hinweg gerettete Protokolle belegen. Und wie es weiterging, mit Höhen und Tiefen, mit unterwürfigen Erklärungen an Monarchen, mit „freudigen Grüßen an den Führer Adolf Hitler“, all das ist in einem Film des Ennepetaler Filmemachers Horst Groth dokumentiert.Es bedeutet: 40 Minuten Spannung, 40 Minuten Geschichte des traditionsreichen Vereins, aber auch Geschichte Voerdes – vom Kirchspiel bis zur selbstständigen Gemeinde und zum jetzigen Stadtteil Ennepetals.
Bei der Uraufführung im sehr gut besuchten Heim der Voerder Schützen am Helkenberg gab es langen Beifall für Horst Groth, der es schaffte, in 18 Monaten historisch verbürgte Szenen nachzustellen, alte Urkunden in seinen Film einzubauen, Landsknechte marschieren zu lassen und Filmmaterial von glorreichen Schützenfesten einzubauen, ohne eine gewisse Distanz zu verlieren. So ist Groths Film schon ein lokaler Historienstreifen.
Rüggebergs Buch liefert Basis
Möglich machte es das Buch „Fast 400 Jahre..“ von Friedrich Karl Rüggeberg, von Freunden liebevoll Karlo genannt. Rüggeberg – jetzt 91 Jahre alt – konnte bei der Uraufführung des Films nicht teilnehmen. Er veröffentlichte nach langen Recherchen in Archiven im Jahre 2000 dieses Buch. Er selbst hatte schon als junger Mann das Schützenleben in Voerde kennen gelernt, ist Zeitzeuge. Viele Jahre war Friedrich-Karl Rüggeberg ein gründlicher Archivar des Vereins.
Im Film führt Walter Faupel als ruhiger Sprecher durch die Jahrzehnte. Faupel, der jetzige stellvertretende Landrat, zählt seit Jahren zum Ehrenrat des Voerder Schützenvereins.
Der Film zeigt auf, wie groß einst die Bedeutung des Schützenvereins für das gesellschaftliche Leben in Voerde war. Der Zuschauer sieht rauschende Feste, kostbare Königsketten und immer wird zu den Bildern eine kleine Geschichte erzählt, zum Beispiel wie im Jahre 1907 zur 300-Jahr-Feier beim Kaiser die Schenkung einer Fahne beantragt wurde. Aber Kaiser Wilhelm II. schenkte den Voerdern keine Fahne, sondern einen goldener Schützenadler mit der Inschrift „Dem Schützenverein Voerde, Kreis Schwelm, zum 300-jährigen Jubiläum. Wilhelm II, deutscher Kaiser, König von Preußen“. Der Kronzprinz ließ eine silberne Portrait-Medaille für die Voerder Königskette übersenden. Voerdes Amtmann, Bernhard von Pressentin, gab beim Schießen den ersten Schuss ab, im Namen der kaiserlichen Hoheit.
Später, beim 330-jährigen Bestehen – der Film verschweigt es nicht – schickte Adolf Hitler eine „Erinnerungsgabe“ an den Voerder Schützenverein. Zuvor hatte der Verein seine „brüderschaftliche Treue“ zum Führer bekundet. Ein Stück Nachkriegsgeschichte im Film: Voerde als Ausländerlager. Im Jahre 1949 lebte der Voerder Schützenverein wieder auf, wieder wurde geschossen, wieder wurde gefeiert. Die Schützen zählten wieder zum Dorfleben. Heute sind Tradition und Schießsport gleichberechtigt. Der Film zeigt einen modernen, der Tradition verpflichteten Verein.
Unterstützung durch Sponsoren
Der jetzige Vorsitzende Manfred Cramer zeigte sich nach der Uraufführung sehr beeindruckt. Er selbst hatte dem Filmemacher vorgeschlagen, den Streifen zu drehen. Wie Manfred Cramer im Beisein vieler Schützen, des Ehrenbürgermeisters Michael Eckhardt und des Ehrenvorsitzenden Friedrich-Wilhelm Thun sagte, haben Sponsoren die Produktion des Films erst ermöglicht.