Sundern. Mehr als 13 Millionen Euro soll der Gebäudekomplex kosten. Kritik gibt es dafür von der Politik. Die Verwaltung bezieht Stellung
Diese Nachricht ist eingeschlagen wie die sprichwörtliche Bombe. Der Bau des Forums für Kultur und Begegnung im Zentrum von Sundern soll mindestens 13,4 Millionen Euro kosten. Lange Zeit war durch Politik und Bürgerschaft eine Summe von rund 7 Millionen angenommen worden. Doch wie sich nun herausgestellt hat, handelte es sich bei den 7 Millionen lediglich um die ursprünglichen Netto-Baukosten. Dies war allerdings von der Verwaltung in der Öffentlichkeit nicht genau und sauber kommuniziert worden. So sehen es jedenfalls Teile der politischen Landschaft Sunderns, da man parteiübergreifend aus „allen Wolken fiel“, als die neuen Zahlen diese Woche präsentiert wurden.
Gründe für den Preisanstieg
Durch die allgemein gestiegenen Baukosten, den Anstieg der Zinslast und einige außerplanmäßige Aufwendungen sowie die Gestaltung der Außenflächen kommt Architekt Oliver Silge vom Büro „Leistungsphase“ aus Nordkirchen bei seinen Planungen und Kostenerhebungen auf eben jene gewaltige Summe, von der nur 70 Prozent durch öffentliche Fördergelder gegenfinanziert würden. Und auch nur dann, wenn das INSEK 2030+ durch Sunderns Stadtverwaltung bis Ende Oktober beantragt und in der Folge durch die Bezirksregierung überhaupt genehmigt wird.
In der Sitzung des Ausschusses für Planung und Nachhaltigkeit bestand am Donnerstagabend reger Redebedarf bei den Mitgliedern. Satte zwei Stunden hatte man sich nur und ausschließlich mit dem INSEK und dem Forum für Kultur und Begegnung im Ausschuss auseinandergesetzt. Die übrigen Themen wurden in vergleichsweiser kurzer Zeit abgehandelt.
Architekt Silge gab sich zwar größte Mühe aufzuzeigen, welche Vorzüge das neue Kulturzentrum für Sundern haben könnte. Ein Gebäudekomplex mit einem großen Veranstaltungssaal und vielen Räumlichkeiten für unterschiedliche Angebote soll rund um die ehemalige Johannesschule in Sunderns südlicher Innenstadt entstehen. Trotzdem hatten alle Ratsmitglieder bei seinen Ausführungen wohl die Kostenexplosion im Hinterkopf.
Die Reaktion der Fraktionen
„Ich bin bestürzt über die Zahlen, die uns präsentiert wurden. Natürlich sind die Pläne der Architekten interessant und sicherlich auch mit viel Mehrwert für Sundern verbunden, aber ich habe gelernt, dass nicht alles, was einem gefällt, auch bezahlbar ist. Das sind Kosten, mit denen wir nicht gerechnet haben“, erklärte Sebastian Booke von der Sunderner CDU, um dann weiter auszuholen: „Wir haben noch viele weitere Projekte, die in den nächsten Jahren wichtig sind. Dazu zählt der neue Baubetriebshof, die neue Feuerwache und dann gibt es noch den Investitionsstau in der Schulen und zum Teil auch bei den Sportstätten. Damit wir uns nicht falsch verstehen, wir möchte als CDU weiterhin ein solches Kulturhaus und auch die Entwicklung der Innenstadt, aber ein solches Haus in dieser Form können wir uns nicht leisten“, macht der Christdemokrat deutlich.
Auch Michael Stechele von der SPD ist mehr als irritiert über die Kostenexplosion: „Diese Hausnummer können wir als Stadt Sundern nicht stemmen. Vor allem vor dem Hintergrund der weiteren dringenden Investitionen und den zu erwartenden stagnierenden Steuereinnahmen in den kommenden Jahren. Wenn wir jetzt auch noch dieses Projekt zu den hohen Kosten angehen, wird das Konsequenzen für viele andere Bereiche in der Stadt haben.“
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Stechele findet, dass die Einberufung eines Bürgerrates für das InSEK das probate Mittel gewesen wäre. Um die Interessen in dieser Stadt nicht gegeneinander aufzuspielen sei es wichtig, dass das Geld auskömmlich verteilt werde. „Für die Zukunft muss darauf geachtet werden, dass bei der Entwicklung solcher Projekte ein Kostenrahmen definiert und strikt eingehalten wird“, mahnt der SPD-Politiker.
Auch im liberalen Lager ist man konsterniert angesichts der neuesten Informationen rund um das Kulturforum. Wir haben schon vor Monaten auf die nicht gesicherte Finanzierbarkeit des Projektes hingewiesen und wurden hier immer wieder mit Lippenbekenntnissen der Verwaltungsspitze abgespeist“ erklärt René Winter, Vorsitzender der Freien Demokraten in Sundern.
Nach diesem Kostenschock dürfe das Projekt nun einmal mehr auf dem Prüfstand der Politik stehen. Letztlich gehe der Kommunalpolitiker davon aus, dass nach dem Kostenschock langfristig auch die geplanten Investitionen in Schulen und die Förderung der lokalen Vereine gefährdet seien.
Sind Korrekturen möglich?
Guido Simon von den Sunderner Grünen hatte in der Ausschuss-Sitzung danach gefragt, ob es möglich sei, dass man noch Korrekturen an den ursprünglichen Plänen vornehme könne bis zum Einreichen der Unterlagen Ende Oktober, was von Lars Ohlig aus der Sunderner Stadtverwaltung aufgrund der Komplexität der Planungen für die Kürze der Zeit verneint wurde. Auch Architekt Oliver Silge widersprach diesem Vorschlag. „An dem Projekt haben mehrere Büros mit etlichen Personen gearbeitet. Mehr als Tausend Stunden Zeit wurden bislang in diesen Entwurf investiert. Das ist unmöglich in so kurzer Zeit zu schaffen.“
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Hermann-Josef Jürgensmeier von den Bürgern für Sundern bat den anwesenden Kämmerer Michael Stratmann um einen Überblick, was finanziell auf die Stadt Sundern in den kommenden Jahren an Investitionen zukomme. „Angesichts der ganzen Kosten und Beträge komme ich langsam ins Schwimmen, was auf uns zukommt. Ich bin grundsätzlich Fan dieses Forums, aber weiß nicht mehr, was wir uns überhaupt leisten können“, gesteht das Ausschuss-Mitglied.
Sunderns Kämmerer kam den Wunsch von Jürgensmeier und weiteren Ausschuss-Mitgliedern nach und skizzierte die nötigen Investition der kommenden Jahre. „Der Neubau der Feuerwache, des Baubetriebshofs, der Hochwasserschutz sowie die Sanierung der Schulen wird mindestens 50 Millionen Euro, eher noch mehr kosten. Jede Investition wird kreditfinanziert sein, das muss uns allen klar sein. Jeder Euro kommt von der Bank und muss mit Zinsen zurückgezahlt werden. Diese betragen aktuell rund 4 Prozent. Die Verfehlungen der Vergangenheit durch nicht erfolgte Investitionen bei günstigerer Zinslage fallen uns jetzt an dieser Stelle vor die Füße“, so Stratmann.
Von zentraler Bedeutung
Auf Nachfrage unserer Zeitung hat sich auch Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke zu den neuesten Entwicklungen rund um das Forum für Kultur und Begegnung geäußert. So macht der Chef der Sunderner Verwaltung deutlich, dass der geplante Gebäudekomplex von zentraler Bedeutung für das INSEK sei. Ein Zurückstellen des Antrags auf kommendes Jahr, wie es einige Ausschuss-Mitglieder gefordert hatten, sieht er kritisch, „weil dann möglicherweise Fördergelder geringer ausfallen als geplant“.
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Bislang habe die Stadt rund 500.000 Euro in die Planungen durch externe Expertinnen und Experten investiert. Diese Summe werde nicht bezuschusst von der Bezirksregierung, wenn der Antrag kommende Woche nicht eingereicht wird, so Willeke.
„Wir schlucken selbst über die Summe, wollen die Zukunft gestalten, müssen aber die Versäumnisse der Vergangenheit meistern“, gibt Willeke zu. Der Bürgermeister macht aber deutlich, dass in sämtlichen Vorlagen durch die Stadtverwaltung immer wieder die Kosten als Netto-Betrag ausgewiesen waren. Das bestätigt auch Fachbereichsleiter Lars Ohlig.