Westenfeld. Wie sich das Modehaus Schauerte seit 190 Jahren im tiefsten ländlichen Raum behauptet

In der Schneiderei-Werkstatt ist sie groß geworden. „Ich habe immer mit Knöpfen und Stoffen gespielt“, erzählt Katharina Echterhoff. Heute führt die Westenfelderin gemeinsam mit ihrem Mann Michael das auf Herrenausstattung spezialisierte Modehaus Schauerte in fünfter Generation als Familienbetrieb. 190 Jahre hat das Geschäft nun auf dem Buckel und zählt damit zu den ältesten Unternehmen in Sundern.

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Die 54-Jährige beschreibt sich selbst als „Schneiderei-Kind“. Und so kam vieles fast zwangsläufig. „Ich wollte mal zum Theater“, erzählt sie. Und landete dann doch beim Modedesign. Nach dem Abi eine Lehre zur Herrenschneiderin und später die Ausbildung zur Bekleidungstechnikerin in Stuttgart. Vor 27 Jahren führte der Weg dann zurück in den elterlichen Betrieb.. Ihr aus Verl stammender Mann Michael - kennengelernt hat sie ihn, als er als Zivildienstleistender im Kloster Brunnen tätig war - ist als Schreinermeister ein Quereinsteiger in der Modebranche. „Und deshalb sehr authentisch“, sagt seine Frau Katharina.

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Eine Tugend, die in dieser Region gut ankommt. Und einiges muss gut ankommen, damit sich das Modehaus Schauerte im Dorf Westenfeld hinter einem Abzweig zum noch kleineren Meinkenbracht über 190 Jahre lang mit einem heute rund 200 Quadratmeter großen Laden behaupten kann. Was ist das Geheimnis? Wie hält sich das Modehaus im tiefsten ländlichen Raum des Sauerlandes so hartnäckig erfolgreich wie das berühmte gallisches Dorf im römischen Reich?

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„Wir haben eine Vision“, sagt Katharina Echterhoff, „wenn wir Ware einkaufen, haben wir das Bild eines Typs sauerländischer Mann vor Augen, der sich nicht modisch verbiegen möchte.“ Und so werden Marken, Anzüge und Auslagewaren gezielt ausgewählt, die offenbar den Geschmack treffen.

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Geschichten wie die des Modehauses Schauerte beeindrucken auch den IHK-Einzelhandelsexperten Stephan Britten von der IHK in Arnsberg. „So etwas erfordert Menschen- und Kundenkenntnis“, sagt er, „dann geht es auch an schwierigen Standorten.“ Ohnehin funktioniere stationärer Einzelhandel im Wettbewerb mit Online-Geschäften nur mit Kompetenz und Authentizität. Stephan Britten erklärt: „Es braucht ein besonderes Produkt, eine Einzigartigkeit und heute dazu auch ein gutes Social-Media-Marketing.“

Schneiderei ist Alleinstellungsmerkmal

Ein prägendes Alleinstellungsmerkmal ist im modern gestalteten Laden thematisch aufgegriffen. Viele aufgestellte historische Nähmaschinen weisen darauf hin, dass das Modehaus Schauerte immer noch eine eigene Schneiderei mit extra dafür angestellten Schneiderinnen betreibt. Wenn der Herrenanzug oder die Hose aus der Konfektion doch mal irgendwo zwickt und kneift, können Änderungen im eigenen Haus vorgenommen werden. „Ich könnte auch mehr“, sagt Katharina Echterhoff selbstbewusst, „für Maßschneiderei gibt es hier aber keinen Markt.“

Mann kann aber auch so fündig werden. Modemarken wie Digel, Carl Gross, PME, Camel oder der Hemdenhersteller Olymp sind große Partner - zudem viele weitere Hersteller. „Von denen können wir alles liefern“, so Michael Echterhoff (56). Die Hälfte des Umsatzes macht das Geschäft über Anzüge.

Vielfalt ist wichtig. „Man kann nicht jeden gleich anziehen“, sagt die Modehändlerin Katharina Echterhoff. Beratung sei wichtig. Erst einmal zuhören, was Mann möchte. „Und dann etwas würzen mit unserem Geschmack!“, erklärt sie das Rezept für einen gut angezogenen sauerländischen Mann.

Auch die Männermode ist im Wandel. Bequemlichkeit und Wohlfühlen spielt eine immer größere Rolle. „Niemand sperrt sich mehr in seine Kleidung ein“, sagt Katharina Echterhoff. Dehnbare Stoffe sind angesagt. Junge Männer würden bei festlichen Anlässen heute so wieder lieber Anzüge als Kombinationen tragen. Die Markenaffinität sei spürbar groß, ebenso aber eine große Diversität in der Kundschaft.

Einmal am plaudern, sprudelt es aus dem Inhaber-Ehepaar nur so heraus. „Wir möchten junge Menschen zur Selbstständigkeit ermutigen“, sagt Katharina Echterhoff. Selbstständigkeit, Freiheit der Entscheidungen und das Entwickeln eigener Ideen sei ein großer Vorteil. Sie würde sich wünschen, dass man es Starter-Betrieben auf allen Ebenen leichter machen würde.

Und die Zukunft im Modehaus Schauerte? Das Ehepaar hat zwei Töchter (23 und 27), die aktuell noch nicht in der Modebranche sind. „Da haben wir noch Zeit. Das schauen wir alles später“, sagt die Mutter. Nun werde erstmal zwei Wochen lang der 190. Geburtstag des Geschäfts gefeiert - mit Rabattaktionen und Selbstzapfbiersäule. Ganz sauerländisch halt.