Sundern. Andreas Dorda läuft 100 Kilometer in 23 Stunden: Damit will er anderen Mut machen.

100 Kilometer Marsch durch die atemberaubende Kulisse Bayerns! Kraftlosigkeit und Erschöpfung sind den Teilnehmern des Löwenmarsches anzusehen. Es gilt, innerhalb von 24 Stunden vom Schloss Kaltenberg bis zum Schloss Hohenschwangau in Neuschwanstein zu gelangen. Auch als der „Marathon der Wanderer“ bekannt, gilt es, diese Strecke ohne längeren Pausen durchzuhalten. Das bedeutet für die Teilnehmer, dass auch in der Nacht nicht geschlafen, sondern gelaufen wird.

Ein Teilnehmer hat in diesem Jahr für sich und viele andere eine besondere Geschichte geschrieben. Andreas Dorda zeigt mit seiner Willenskraft Mut und begeistert damit nicht nur seine Freunde und Familie. Der 52-Jährige kommt aus Hellefeld und lebt seit April 2021 mit der Diagnose Parkinson. Zunächst war das für ihn, seine Frau Mareike und die drei gemeinsamen Kinder ein Schock. Doch sie seien in kein Loch gefallen: Sofort ist dem Paar bewusst, dass sie optimistisch nach vorne gucken und sich bestmöglich über medizinische Behandlungen informieren wollen.

Im Ziel treffen die drei Teilnehmer wieder aufeinander. Von links: Sigitas Groblys (70 km), Andreas Dorda (100 km), Peter Müller (30 km)
Im Ziel treffen die drei Teilnehmer wieder aufeinander. Von links: Sigitas Groblys (70 km), Andreas Dorda (100 km), Peter Müller (30 km) © Privat | Privat

Schon ein halbes Jahr vor der endgültigen Diagnose habe der damals 50-Jährige ein leichtes Zittern in der Hand gespürt. Nach einigen Arztbesuchen habe er eine Erleichterung verspürt, dass endlich etwas gefunden wurde, was nun professionell behandelt werden kann. „Ich wurde damals komplett auf den Kopf gestellt“, erinnert sich Andreas Dorda an die Zeit der vielen Untersuchungen. Mittlerweile ist der an Parkinson Erkrankte medikamentös eingestellt. Drei Mal im Jahr stehen Check-ups in der Neurologischen Klinik Sorpesee an. Da werden Fortschritte erfasst und beobachtet, wie die Behandlung sich auf den Körper des Patienten auswirkt. Seit einem Jahr nimmt Andreas auch dort in der Klinik an der Selbstgruppe für Parkinsonerkrankte teil.

Dort kommt er mit anderen Patienten in einen Austausch und es werden Fachvorträge über die Erkrankung angehört. Neben diesen Untersuchungen ist aber auch das regelmäßige Laufen zu seiner persönlichen Medizin geworden. Alle zwei bis drei Tage wandert der Familienvater rund eineinhalb Stunden durch die Sauerländer Berge. Durch eine Fernsehsendung wird der begeisterte Hobbywanderer dann auf den Löwenmarsch in Bayern aufmerksam. Sofort ist ihm klar, dass er da mitmachen will. Jedoch nicht nur für einen kleinen Teil der Strecke. Er will ganz klar bis ans Ende kommen. „Aufgeben ist keine Option“, so das Motto des Teilnehmers. Ängste und Zweifel haben in den Gedanken von Andreas keinen Platz. Der pure Ehrgeiz, es zu schaffen, steht für ihn im Vordergrund. Besonders am Löwenmarsch hat den 52-Jährigen begeistert, dass der Lauf in Bayern stattfindet. Durch seine standesamtliche Hochzeit in Füssen und als treuer Bayern-München-Fan, war er direkt Feuer und Flamme. Gemeinsam mit fünf Freunden ist er schließlich am ersten Septemberwochenende in diesem Jahr nach Bayern gefahren.

Goldener Kirmeshahn

Zwei Männer der Gruppe sind mit ihm zusammen an den Start gegangen. Sein Freund Peter Müller steigt jedoch nach 30 km wegen Blasen an den Füßen aus. Zusammen mit Sigitas Groblys läuft er bis zur 75-km-Etappe und somit auch in der Nacht 10 Stunden durch den Wald. Die letzten 25 Kilometer muss Andreas Dorda dann alleine zurücklegen, wenn er es bis ins Ziel schaffen will. Der linke Arm verkrampft und der Körper ist bereits in Schieflage. Die Kräfte verlassen den 52-Jährigen von Meter zu Meter immer mehr. „Mir tut alles weh, aber ich will ankommen“, so die Gedanken auf den letzten Metern.

Nach 23 Stunden wandern, ohne Schlaf und lange Pausen, kommt er nun am Schloss Hohenschwangau an. Die letzte Hürde dort sind 90 Treppenstufen bis oben zum Schloss. Dabei haben ihn seine Freunde unterstützt. Komplett erschöpft, erreicht er dann das Ziel. Das Ankommen habe er sich aber deutlich schöner vorgestellt. Statt voller Freude in die Arme der Bekannten zu fallen, beschreibt Andreas es als Tunnelmoment. Er sei so kaputt gewesen, dass er keinerlei Emotionen mehr gespürt hat. Wenn er heute darauf zurückblickt wird er jedoch häufig emotional.

Leben im Alter+++

Er will mit der Aktion anderen Mut machen, dass man mit Willen und Einsatz etwas gegen seine Krankheit tun kann. Die Krankheit anzunehmen und mit dieser offen umzugehen, ist für die Familie wichtig. „Wir kämpfen nicht dagegen an, denn dann gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer“, bringt es Mareike auf den Punkt. Die drei Freunde haben insgesamt 427 Euro für die Spendenaktion des Löwenmarsches „Learning Lions“ gesammelt. Dies ist eine Entwicklungshilfe für Kinder und Jugendliche in Kenia.

www.learninglions.org/spenden-kenia/ oder für die deutsche Parkinsonstiftung unter www.parkinsonstiftung.de.