Allendorf. Sie sind älter als der deutsche Jagdverband: Die Saupacker Allendorf werden 100. Das ist ihre Geschichte, das macht den Club heute aus.
Ein großes, schweres Buch in einem altersgeprägten Ledereinband. Die Seiten sind zum größeren Teil vollgeschrieben: Mit Füller und Tinte, jeder Eintrag mit Datum versehen, manche auch mit Fotografien. Die Seiten sind leicht und ein bisschen schwingt die Sorge mit, es könnte etwas kaputt gehen, wenn man eine Seite umdreht – unbegründet größtenteils, denn das Buch stammt noch aus der Buchbindekunst des frühen 20. Jahrhunderts.
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Es ist die Chronik der Saupacker Allendorf, in der die gesamte 100-jährige Vereinsgeschichte aufgeschrieben ist. Auf den ersten Seiten gibt es die Liste der Gründungsmitglieder, geschrieben in der Art Handschrift von vor einem Jahrhundert, die die meisten heute kaum oder gar nicht mehr lesen können.
Gegründet, um Jagdentlohnung gerecht zu verteilen
Die Saupacker sind einer der ältesten Jagdclubs des Sauerlands, gegründet im Jahr 1923 – der deutsche Jagdverband folgte erst im Jahr 1949. Das Besondere: Sie sind kein eingetragener Verein, sondern ein Club ohne Statuten und Vorstand. Ursprünglich wurde der Club gegründet, um dem Sauenbestand entgegenwirken zu können – der war für damalige Zeiten sehr hoch, aber mit heutigen kaum vergleichbar. Die Jagdpächter erlaubten den Jägern, selbstständig die Gebiete zu bejagen; doch nach den Drückjagden gab es häufig Unstimmigkeiten bei der Aufteilung des Wildbrets und der Entlohnung.
Die Gründung des Jagdclubs brachte Ordnung. So steht im Gründungsprotokoll: „Bei der Entlohnung der Einkreiser und Treiber sowie bei der Verteilung der Jagdbeute gab es allerlei Unannehmlichkeiten und Begehrlichkeiten, deshalb schließen sich die an den Wildschweinjagden teilnehmenden Jäger zusammen und gründen den Saupacker-Jagdclub.“ Die Mitglieder müssen in Allendorf wohnen und einen Jagdschein besitzen - denn das, was sie verbindet, ist die Hege und Pflege des Waldes um sie herum. Heute spielt die Jagd da eine große Rolle, es ist Hobby und Ehrenamt für die meisten Mitglieder.
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Im frühen 20. Jahrhundert war es auch noch deutlich schwieriger, größere Wildstücke zu erlegen; vielmehr gerieten Kaninchen, Rehe und Rebhühner ins Visier der Jäger. „Ein Wildschwein zu schießen, das war etwas ganz Außergewöhnliches“, erzählt Anton Lübke. Er ist seit über 60 Jahren bei den Saupackern, begann als Junge als Treiber mit auf die Jagd zu gehen, bevor er mit 18 Jahren seinen Jagdschein gemacht hat. Jahrelang war er Sprecher des Clubs, und als Historiker ist er mit der Geschichte der Saupacker gut bekannt.
Wenn der große Keiler zum Wappentier wird: Der Alte Josef der Saupacker
Und weil Wildschweine so etwas Besonderes waren, wurde das Haupt eines der damals stärksten Keiler, den die Saupacker erlegt hatten, und ist bis heute in der Hütte des 71-jährigen Allendorfers zu bestaunen. Josef heißt er, und war damals ein Prachtkerl, in der Jägersprache so genanntes Hauptschwein oder hauendes Schwein, als er im Winter 1928/29 erlegt wurde, nachdem er jahrelang unter den Jägern bekannt war. Es gibt einige alte Fotos von ihm, und bis heute ist er das Markenzeichen und Wappentier des Jagdclubs.
Die Saupacker haben in den letzten 100 Jahren den Wandel der Jagd erlebt, und das prägt auch den Club. „Wir sind ein bunter Haufen: Viele verschiedene Leute mit sehr unterschiedlicher Jagderfahrung und unterschiedlichem Fachwissen“, sagt Michael Müller. Er ist heute Sprecher der Saupacker, und ebenfalls mit der Jagd als festem Bestandteil des Jahresrhythmus aufgewachsen. „Mittlerweile werden die Jäger immer jünger.“ Natürlich alles im Rahmen der Gesetze: Aber auch viele jüngere Menschen schließen sich den Saupackern an, entdecken die Faszination des Jagens, und auch die Familien der Clubmitglieder gehören mit zu den offenen Veranstaltungen. Und auch die Frauen werden mehr. Vier sind es aktuell bei den Saupackern, mehr dürfen es gerne werden.
Jagd im Wandel
„Die moderne Jagd ist viel mehr als das bloße Erlegen von Wild“, erklärt Müller. Ihm ist das wichtig: Dass man sein Revier kennt, das Wild, das dort lebt. Das ist die Philosophie bei den Saupackern. Auch in der Kitzrettung sind sie aktiv, und viele von ihnen kümmern sich freiwillig und kostenlos um so genanntes „Fallwild“, also verletzte oder getötete Tiere nach Wildunfällen. Außerdem richtet der Club seit langem die Aktion „Kinder auf dem Hochsitz“ aus – dort begleiten Kinder die Jäger in den Wald und bekommen so ein neues Verständnis von dem, was sie umgibt. Auch dafür und für viele andere soziale Zwecke setzen die Saupacker immer wieder ein.
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Der 100. Geburtstag des Vereins wurde im kleineren Kreis mit Familien, Clubfreunden und Jagdfreunden gefeiert. „Auf den Geburtstag sind wir ganz besonders stolz“, verrät Anton Lübke. Sie hoffen, dass es noch lange so gut weitergeht mit dem ältesten Jagdclub des Sauerlandes.