Sundern. Dynamische Zahlen der Flüchtlinge in Sundern. Über 400 Menschen brauchen Unterkunft.

Die Stadt Sundern hat bei der Aufnahme geflüchteter Menschen ihre Kapazitätsgrenzen zwar rein rechnerisch noch nicht ganz erreicht – auch wenn bis Mitte dieses Jahres allein 214 Personen in der Stadt aufgenommen wurden. Allerdings verknappt sich der Wohn- und Unterbringungsraum zunehmend.

Das teilt Stadtsprecherin Alicia Sommer auf Nachfrage unserer Zeitung mit.

Aktuell stünden der Verwaltung demnach zwar noch rund 60 Plätze/Betten in eigenen und angemieteten Unterkünften zur Unterbringung weiterer Geflüchteter zur Verfügung (Stand 6. Juli). „Diese Plätze können – je nach Konstellation der Zuweisungen – aber nicht voll ausgeschöpft werden“, so Alicia Sommer. Hintergrund ist, dass es sich teilweise um nicht für jede geflüchtete Person geeignete Plätze in Gemeinschaftseinrichtungen wie beispielsweise einer ehemaligen Grundschule handele sowie teilweise um Zwei-Personen-Appartements oder Zwei-Personen-Zimmer, die größtenteils bereits von je einer Person bewohnt werden.

Aktuell 214 Asylsuchende

Der Bedarf nach Unterkünften bleibt somit sehr hoch. Mit den Zuweisungen bis 6. Juli 2023 leben aktuell 214 Asylsuchende in Sundern. Deutlich größer aber ist die Zahl ukrainischer Geflüchteter mit Aufenthaltserlaubnis nach § 24 Aufenthaltsgesetz. Das nämlich sind in Sundern derzeit 400 Menschen.

Viel Unterbringung in Hachen und Kern-Sundern

Von den Anfang Juli in Sundern registrierten 214 Asylsuchenden gelten 136 Personen als „gestattet“ und 65 Personen als „geduldet“. Weitere 13 Personen sind ukrainische Geflüchtete, die auf Registrierung warten.

So verteilen sich Anfang des Monats die 405 in städtischem oder von der Stadt Sundern angemietetem Wohnraum untergebrachten Flüchtlinge auf die Ortsteile:

Allendorf 21, Endorf 11, Enkhausen 52, Hachen 84, Hagen 4, Hellefeld 10, Langscheid 35, Stockum 8, Sundern 155, Westenfeld 21, Wulfringhausen 4.

Tatsächlich bilden die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine die größte Gruppe der seit 2014 der Stadt Sundern zugewiesenen Menschen auf der Flucht. Das zeigt auch eine Statistik der Stadt der fünf zuweisungsstärksten Länder in diesem Zeitraum: 414 Personen kamen in den vergangenen neuneinhalb Jahren aus der Ukraine, 380 aus Syrien, 139 aus Afghanistan, 125 aus dem Irak und 84 aus Albanien. Die beiden zuweisungsstärk­sten Nationen nur in 2023 sind die Ukraine (76) und Syrien (49).

Weitere Nationen, so teilt Alicia Sommer mit, seien die Russische Föderation, die Türkei, Ghana, Burundi, Angola, Guinea, Iran, Georgien und Marokko.

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Gemäß § 1 des Flüchtlingsaufnahmegesetzes sind die 396 Städte und Gemeinden in NRW verpflichtet, ausländische Flüchtlinge aufzunehmen und unterzubringen. Die Zuweisung der Flüchtlinge erfolgt durch die Bezirksregierung Arnsberg und richtet sich nach einem Verteilschlüssel, der alle Städte und Gemeinden gleichsam berücksichtigt (§ 3 Flüchtlingsaufnahmegesetz). Die Städte und Gemeinden melden der Bezirksregierung Arnsberg monatlich die von ihnen in der Vergangenheit aufgenommenen Flüchtlinge. Seit Anfang 2017 erfolgen die Meldungen monatlich mit Hilfe eines elektronischen Meldeverfahrens. Aus den Meldungen und dem Verteilschlüssel wird für jede Stadt und Gemeinde immer wieder nahezu tagesscharf neu berechnet, wie viele Flüchtlinge sie aktuell aufnehmen muss.

Erfüllungsquote rechnerisch bei 92,18 Prozent

Nach den aktuellsten Zahlen der Bezirksregierung vom 21. Juli (diese sind transparent online einzusehen) hat die Stadt Sundern ganz aktuell eine Aufnahmeverpflichtung in Höhe von 488 Personen. 450 Personen wurden von der Stadt Sundern aktuell gemeldet, so dass die Erfüllungsquote rechnerisch bei 92,18 Prozent liegt. Ende Juni waren es nach Angaben von Alicia Sommer noch 96,7 Prozent. Zum 30. Juni hatte Sundern 463 Personen gemeldet bei einer errechneten Zuweisungsverpflichtung von 479. Allein das zeigt, wie dynamisch der Prozess ist. Klar ist aber: Gibt es in einer Stadt oder Gemeinde eine Unterbringungseinrichtung des Landes, werden die dort vorgehaltenen Unterbringungsplätze von der berechneten Aufnahmeverpflichtung abgezogen. Aktuell sucht die Bezirksregierung im Hochsauerlandkreis einen weiteren Standort für eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE). Wie schon vermeldet, hatte die Stadt Sundern der Bezirksregierung hier aber weder eigene Immobilien angeboten noch ist sie als Vermittler einer Unterkunft in Sundern aufgetreten. Aktuell zeichnet sich aber ohnehin ab, dass diese ZUE nach Arnsberg kommen wird. Nach dem nun offenbar nicht mehr favorisierten Dorint-Hotel in Neheim steht nun die ehemalige Salus-Klinik im alten Kloster Oeventrop als ZUE-Standort im Fokus.

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Zurück nach Sundern: Hier steigen die Flüchtlingszahlen trotz des andauernden Krieges in der Ukraine zumindest nicht auffällig an. Das war anders im Vorjahr, als 456 Geflüchtete nach Sundern kamen, während es ein Jahr zuvor nur 52 Personen gewesen waren. Zur Mitte des Jahres 2023 waren es bislang nur 214 Geflüchtete. Nicht alle bleiben in der Stadt.

Hinter den dynamischen Zahlen und persönlichen Biografien stehen für die Stadt Herausforderungen, die nötigen Unterkünfte zu organisieren. Derzeit nutzen 405 Personen städtischen, von der Stadt angemietetem Wohnraum. Noch vor den Ferien mahnte die Beigeordnete der Stadt Sundern: Vor dem Hintergrund dieser Gesamtgemengelage fand Dr. Jacqueline Bila klare Worte: „Unsere Kapazitäten zur Unterbringung der Geflüchteten sind ausgeschöpft. Wir brauchen daher eine Entscheidung, wie wir diese Menschen künftig unterbringen sollen!“

Kernstadt Sundern und Hachen als Schwerpunkte

Schwerpunkte der Verteilung auf die Ortsteile sind die Kernstadt Sundern und Hachen – ansonsten aber setzt die Stadt auf ein dezentrales Unterbringungskonzept. Die dezentrale Unterbringung der Flüchtlinge sei zum einen für die Integration der Menschen in die lokale Gesellschaft ein Vorteil, schließlich würde das Risiko für Konflikte innerhalb der Bevölkerung erfahrungsgemäß deutlich sinken, hieß es kürzlich aus dem zuständigen Fachbereich. Zum anderen bedeute die dezentrale Unterbringung einen erheblichen organisatorischen Aufwand für die zuständigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung. Bei der dezentralen Unterbringung der Flüchtlinge kristallisiere sich aber immer mehr eine vermeintliche Zweiklassengesellschaft heraus. Während viele Vermieterinnen und Vermieter in den Sunderner Ortsteilen ihre Wohnungen gerne ukrainischen Geflüchteten zur Verfügung stellen würden, hätten es Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan oder der Türkei deutlich schwieriger.

In Sundern gibt es seit Ende 2014 das Bürgernetzwerk Flüchtlingshilfe. Dort engagieren sich Bürger aus humanitären Gründen für die Flüchtlinge und Asylbewerber, die nach Sundern kommen. Weitere Info dazu online, unter www.willkommen-in-sundern.de