Sundern. Hegering Sundern setzt Drohne mit Wärmebildkamera ein, um „Bambis“ vor der Mahd zu finden.

„Bambi“ findet jeder putzig – aber für Rehkitze viele Tage lang jeden Morgen um 4.30 Uhr aufstehen? Da schlägt Begeisterung schnell in Zurückhaltung um… Um so besser, dass derzeit viele Helfende am Start sind, denen Laien nachsagen, sie seien alles andere als „nett zum (Jung-)Wild“: (Nachwuchs-)Jäger des Hegerings Sundern kümmern sich um „Jungwildrettung“ – haben zu diesem Zweck sogar eine Drohne samt Wärmebildkamera angeschafft, Kosten: ca. 6000 Euro.

Warum sind „Bambi“ und Co. in Gefahr, müssen gerettet werden?

Gerettet! Dank Handschuhen und einem Bündel Gras übertragen die Kitzretter keine Witterung.
Gerettet! Dank Handschuhen und einem Bündel Gras übertragen die Kitzretter keine Witterung. © WP | Hegering Sundern

Hauptsetzzeit im Mai

„Im Sauerland sprechen wir bei der Jungwildrettung in erster Linie von Rehkitzen“, klärt der Landesjagdverband (LJV) auf. Die Hauptsetzzeit findet im Mai statt. Die Kitze werden von ihren Müttern zum Schutz im hohen Gras abgelegt. Bei drohender Gefahr schmiegen sie sich – gerade in den ersten Lebenswochen – förmlich in die Halme und rühren sich nicht. Doch dieser Schutzinstinkt wird beim Grünlandschnitt zur tödlichen Gefahr.

Um den Tierchen einen qual­vollen Tod zu ersparen, stehen auch die Landwirte in der Verantwortung. Bei der Suche nach Kitzen helfen ihnen vielerorts Jäger – als verlässliche Partner. Neben der „Vergrämung“ (wiederholte Störung und das dadurch bewirkte Vertreiben von Wildtieren) von Wiesenflächen hat sich vor allem das Absuchen vor der „Mahd“ (dem Mähen) bewährt. Dabei kommt immer öfter modernste Technik in Form von mit Wärmebildtechnik ausgestatteten Drohnen zum Einsatz.

Das sind die Kitzretter im Sauerland

Kitzrettungsteams in der
Region Hochsauerland:

Hegering Sundern Janik Schröder, Mobil: 0151/57265625,
E-Mail: j.schroeder@hegering-sundern.de

Hegering Ruhrtal Rolf Kramer. Mobil: 0171/6912213.

Hegering Schmallenberg Felix Warwitz, Mobil: 0170/5333336.

Aufruf an alle Waldbesucher: Verhaltet Euch rücksichtsvoll. Momentan haben wir Brut- und Setzzeit. Feld und Flur sind gerade die Kinderstube zahreicheer Wildtiere – sie werden Euch die Rücksichtnahme danken!

Beim Hegering Sundern ist Janik Schröder der Beauftragte, er kennt sich am besten mit den Gerätschaften aus, die mit Fördermitteln des Bundes beschafft werden konnten. Noch bis Mitte Juni sind er und weitere Retter frühmorgens unterwegs: Bevor die Mähwerke zur Tat schreiten, werden die Wiesen abgeflogen und nach Wärmepunkten abgesucht. Stellen sich diese als Kitze heraus, werden sie entweder aus der Gefahrenzone gebracht oder – z.B. mittels Käfigen – gesichert, und die Fundstelle wird sichtbar gemacht.

Nach der Mahd werden die „Findlinge“ dann wieder freige­lassen. Ganz wichtig: Sie dürfen nicht von Unbeteiligten befreit werden. Die Gefahr, dass die Kitze in eine zu mähende Wiese zurückkehren ist sehr groß.

Gegen 8.30 Uhr ist meist alles erledigt – und die Ehrenamtlichen gehen ihrer regulären Arbeit nach. „Frei“ haben sie nur, wenn es regnet; dann mäht kein Landwirt… „Doch in den nächsten Tagen soll es ja keinen Niederschlag geben“, so Schröder, der in Sundern auch als Obmann für Jungjäger fungiert.

Auch Hundebesitzer in der Pflicht

Er nimmt nicht nur Landwirte, sondern auch Hundebesitzer in die Pflicht: „Fellnasen“ gehören dieser Tage an die Leine, damit den Kitzen keine Gefahr droht. Wer ein „Rehlein“ am Wegesrand findet, sollte es auf keinen Fall anfassen oder gar streicheln! In der Regel wurden sie bewusst von der Mutter abgelegt, die sich in der Nähe befindet.

Erfolg ist für die Frühaufsteher der schönste Lohn – und die ersten Kitze haben sie bereits gerettet.