Sundern. Christiane Vollmer arbeitet als Gleichstellungsbeauftragte für die Stadt Sundern. Dabei muss sie viele Aufgaben bewältigen

Was macht eigentlich eine Gleichstellungsbeauftragte? Diese Frage mag sich manch jemand stellen, der in der Thematik nicht verwurzelt ist.

Der erste Impuls ist bei vielen zu sagen, dass eine Gleichstellungsbeauftragte dafür sorgt, dass in einer Firma oder einer Verwaltung alle Geschlechter gleichgestellt sind, in ihren Rechten, Karrierechancen und Gehältern.

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Doch das ist längst nicht alles, wie Christiane Vollmer erklärt. Sie arbeitet 19 Stunden die Woche als Gleichstellungsbeauftragte im Sunderner Rathaus. „Meine Aufgabe ist extrem vielfältig, herausfordernd und spannend zugleich. Ich stehe beispielsweise im Austausch mit ’Frauen helfen Frauen’, dabei besprechen wir so Dinge wie häusliche Gewalt. Aber auch in der Stadtentwicklung ist meine Expertise gefragt. Denn oftmals machen sich männliche Planer und Architekten keine Gedanken über potenzielle Angsträume für Mädchen und Frauen. Das können aber zum Beispiel dunkle und schlecht einsehbare Unterführungen sein. Oder Parkplätze, die Frauen meiden, weil sie befürchten, dort überfallen zu werden“, nennt Christiane Vollmer Beispiele für ihre tägliche Arbeit als Gleichstellungsbeauftragte.

Denkmuster verändern sich

„Ich spüre durch meine pure Anwesenheit, dass sich Denkmuster bei den Beteiligten ändern, dass in der Sprache bewusster gegendert wird, und dass Vorurteile beseitigt werden können“, sagt die gebürtige Sundenerin, die jahrelang in der Dortmunder Stadtverwaltung gearbeitet hatte und vor zwei Jahren den Weg zurück ins Sauerland fand.

Mit dem neuen Kämmerer Michael Stratmann hat Christiane Vollmer auch über ein Thema gesprochen, dass selbst in vielen Verwaltungen bislang selten bis gar nicht bekannt ist – die gendergerechte Haushaltswirtschaft einer Kommune. „Oftmals ist es so, dass die Städte und Kommunen bei der Unterstützung von Vereinen und Gruppen Schützen- oder Fußballvereine finanziell unter die Arme greifen. Davon profitieren dann in vielen Fällen eher Männer, weil die genannten Vereine oft sehr männerlastig sind. Ziel muss es sein, dass auch mehr Frauengruppen und Vereine mit starker weiblicher Anhängerschaft finanziell unterstützt werden. Denn es gibt auch sehr viele Frauen, die ehrenamtlich tätig sind. Nicht strukturierte ehrenamtliche Rollen werden allerdings oft übersehen. Wir müssen uns immer die Frage stellen, wie groß der Beitrag der Frauen für die unsere Gesellschaft ist“, betont die Gleichstellungsbeauftragte.

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Mit der vhs Arnsberg/Sundern tauscht sie sich regelmäßig über mögliche Informations- und Fortbildungsangebote für Mädchen und Frauen aus.

Mit am Tisch sitzen

Auch bei Bewerbungsgesprächen für potenzielle neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Sundern sitzt Christiane Vollmer mit am Tisch. „Ich beobachte bei der Personalgewinnung die Führungskräfte der Verwaltung in den strukturierten Interviews mit den Kandidatinnen und Kandidaten.“

Zuletzt hatte Vollmer auch einen Zwischenbericht zum Gleichstellungsplan der Stadt Sundern abgeliefert. Der Plan sieht vor, in speziellen Bereichen und Abteilungen Unterrepräsentationen bestimmter Geschlechter abzubauen. „Konkret haben wir in den Kitas beispielsweise immer noch wenig Männer, die dort arbeiten. Umgekehrt gibt es aktuell bei den Technischen Diensten nur eine Frau, die dort eine Ausbildung macht. Wir brauchen aber in diesen Bereichen Menschen, die als Vorbilder fungieren. So kann man dann auch andere junge Männer für den Job in einer Kita oder junge Frauen für einen handwerklich-gewerblichen Beruf bei uns begeistern.“

Auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spiele weiterhin eine große Rolle in der Stellenbesetzung. Mittelfristig wolle man mit dem Gleichstellungsplan auch auf Abgänge durch Rente oder Unzufriedenheit reagieren können.