Sundern. Die Bürgerstiftung Sundern vergibt zum 10. Mal den Martinspreis für soziales Engagement. Die Urkunde und das Preisgeld gehen an Natalya Franz.
Wie fühlt sich Krieg an? Was macht er mit einem? Eine, die das sehr genau weiß, ist Natalya Franz. Denn für sie beginnt ein absolutes Gefühlschaos mit dem Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine – auch wenn sie seit rund 19 Jahren in Deutschland lebt.
Die Sorge und das Tränenvergießen um die Familienangehörigen in der Ukraine schnüren ihr förmlich die Kehle zu. In ihrer Ohnmacht und der Gewissheit, dass es nun viele Menschen in Sundern geben wird, die ihre Unterstützung benötigen, macht sie sich direkt auf den Weg. Sie hilft und unterstützt, wo auch immer sie gebraucht wird.
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Nun zeichnet die Bürgerstiftung Sundern sie für dieses außergewöhnliche soziale Engagement mit dem Martinspreis 2022 aus. „Wir hatten viele Vorschläge zum Thema Ukraine, haben uns aber für Natalya Franz und den Chor entschieden, weil es ein Alleinstellungsmerkmal ist, was sie leisten“, so Matthias Ostrop, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung. „Das soll ein Preis stellvertretend auch für alle Helferinnen und Helfer sein.“ Neben ihrem Beruf verbringt Natalya Franz täglich mehrere Stunden damit, die ukrainischen Kriegsgeflüchteten in Sundern in allen Fragen rund um das tägliche Leben zu unterstützen.
Preisgeld geht in die Hilfe Geflüchteter aus der Ukraine
Dem Whats-App-Netzwerk, das ins Leben gerufen wurde, gehören zwischenzeitlich 300 Menschen an. Auch hat sie es geschafft, den Menschen ein gewisses Stück Heimat zurückzugeben. Denn mit Unterstützung von Judith Wachholz, die ihre Räumlichkeiten im Haus des Abschieds zur Verfügung stellt, hat sich ein Chor bestehend aus geflüchteten Frauen aus der Ukraine gegründet.
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Zwischenzeitlich hat es rund 20 Auftritte des Chores gegeben. Zum Beispiel auf dem Friedensfest in Neheim oder auch in der Kapelle des Krankenhauses in Meschede, in dem acht verwundete Soldaten aus der Ukraine lagen.
„Ich bin überwältigt von der Auszeichnung. Wir möchten in dieser schwierigen Zeit beweisen, dass die Ukraine bei all dem ganzen Leid ein kulturell wertvolles Land ist“, so Natalya Franz. „Wir sind stolz auf unsere Nation und was wir gemeinsam leisten können. Unsere Lieder sind tief aus unserem Herzen heraus ein Symbol unserer Liebe zum Land und zu den Menschen. Sie sind ein Zeichen unserer Stärke.“
Das Preisgeld (3000 Euro) solle selbstverständlich auch der Hilfe Geflüchteter aus der Ukraine zugute kommen. Diese Vielschichtigkeit des Engagements verbunden mit dem hohen zeitlichen Aufwand war für die Jury der Bürgerstiftung Sundern ein weiterer Auslöser, Natalya Franz mit dem Martinspreis 2022 auszuzeichnen.