Sundern. NRW-Ministerin Ina Scharrenbach besichtigt Hochwasser-Schäden im Technik-Keller des Kolpinghauses Sundern. Wiedereröffnung noch in 2021 fraglich
Das Schloss hat schon Spinnweben angesetzt. „Das tut jedem Gastronomen weh“, sagt Armin Scharfenstein. Er ist Pächter des „Tagwerk“, dem Kolpinghaus Sundern, das seit der Starkregenflut am 14. Juli 2021 seine Türen nicht mehr öffnen konnte. Die hineinströmende Flut der über die Ufer getretenen Röhr hatte damals den Keller mitsamt den technischen Herzstücken des Hauses nahezu komplett unter Wasser gesetzt. Am Dienstag besichtigte NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach den Schaden. Einen Scheck in der Tasche hatte sie nicht, sehr wohl aber eine Portion Zuversicht, dass auch der auf mindestens 150.000 Euro hochgerechnete Schaden am Kolpinghaus über den ehrenamtlichen Trägerverein Kolpinghaus e.V. Hilfe aus dem am 13. Oktober geöffneten Fördertopf für Infrastrukturmaßnahmen in den Kommunen beglichen werden könnte. „Das trifft auf ihren Verein ja alles zu“, sagt die Ministerin beim Ortstermin.
Kommune beziffert sieben Millionen Euro Schaden
In Sundern machte die NRW-Ministerin Ina Scharrenbach Station beim vom Hochwasser betroffenen Unternehmen Becker-Jostes an der Röhr – und im Rathaus.
Sunderns Bürgermeister Klaus-Rainer Willeke begleitete die Ministerin bei den Ortsterminen.
Die Stadt Sundern hat ihren Schaden an kommunalen Einrichtungen und Infrastrukturen gegenüber dem NRW-Aufbaufonds mit sieben Millionen Euro beziffert.
Insgesamt umfasst die NRW-Aufbauhilfe nach dem Hochwasser 12,3 Milliarden Euro.
Kegelbahn-Erneuerung noch nicht sicher
Vom Kolpinghaus-Vorstand um Reinhold Plass (Vorsitzender), Manuel Köhler (Schatzmeister) und Josef Spielmann lässt sich Ina Scharrenbach durch den großen Keller führen. Elektroanlage, Zu- und Abluftsysteme, Heizungskessel sowie Kühl- und Kältetechnik – das alles wurde hier von der Flut unbrauchbar gemacht. Ebenso wie die Kegelbahn, die in die Schadensberechnung des Kolpinghaus-Vereins noch gar nicht eingeflossen ist. „Weil wir gar nicht wissen, ob wir sie überhaupt wieder aufbauen“, erklärt Manuel Köhler, „irgendwo ist auch eine Grenze der Finanzierbarkeit“. Gut 30.000 bis 40.000 Euro zusätzlich würde die Erneuerung der Kegelbahn kosten. Es habe ohnehin erst einmal durchgerechnet werden müssen, ob man sich den Neuaufbau finanziell aufbürden könne.
Im Keller laufen aktuell die Arbeiten – sofern Lieferzeiten und freie Handwerker-Kapazitäten das erlauben. Als die Ministerin vorbeischaut, sind gerade Elektriker auf der „Baustelle“. Wo es geht, packt der Verein auch selbst an. So wie einst die Väter von Reinhold Plass und Josef Spielmann. „Die haben das Haus in den 50er-Jahren gebaut“, erzählen beide nicht ohne Stolz.
Vorsorge für kommende Hochwasser
NRW-Ministerin Ina Scharrenbach ist interessiert und schaut nach vorne. „Was tut ihr, damit das nicht noch einmal passiert?“, fragt sie. Hoffen und Beten reicht ihr da nicht. Sie will wissen, ob künftig Kellerlichtschächte und Fenster, über die das Wasser eindrang, abgedichtet werden können. Die Ministerin macht in Sundern Stopp auf einer Hochwasser-Sauerlandtour über Altena, Eslohe und Hagen. „Für jeden Betroffenen ist es schlimm“, sagt sie.
Für das Kolpinghaus war es das auf jeden Fall – der Verein hatte für das Haus keine Elementarversicherung abgeschlossen und muss die Kosten selber tragen, ist auf Spender, Unterstützer und den Hilfsfonds angewiesen. Der Pächter Armin Scharfenstein war versichert und kann über diese Versicherung seine Schäden abrechnen.
Flut kam nach sechs Wochen Öffnung
Sein Geschäftsjahr 2021 aber ist dahin. Erst war er mit seiner Gastronomie sieben Monate im zweiten Lockdown: „Wir hatten gerade einmal sechs Wochen gearbeitet – und das richtig gut“, erzählt Armin Scharfenstein, „und dann kam dieser Mittwoch“. Zum Glück stieg das Wasser nicht über die oberste Treppenstufe zum Gastraum, so dass es hier nicht zu Schäden kam.
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„Wir hatten ja schon alles was ging hoch in den Saal gebracht“, erinnert er sich, „im Keller aber war schon alles zu spät.“ Erst einen Tag später, als das Wasser sich zurückgezogen hatte, ging er wieder zum Aufräumen in den Keller. Viele junge Helfer standen ihm dabei zur Seite. „Das war toll, was die malocht haben“, so der Gastronom.
Er hofft, dass die Sanierung schnell geht, glaubt aber nicht daran, dass es in diesem Jahr mit der Wiedereröffnung noch etwas wird. Frau und Tochter arbeiten im Betrieb. Zwei feste Küchenmitarbeiter haben zugesagt zu bleiben. Gebraucht werden bei der Wiederaufnahme des Betriebs aber auch Aushilfen in Küche und Service. Personal sei aber generell schwer zu kriegen. Für dieses Jahr nimmt das „Tagwerk“ jedenfalls keine Termine mehr an. Der Neustart soll gründlich vorbereitet werden.