Arnsberg. Ein Stadt-Land-Gefälle haben unsere Leser beim Thema ÖPNV im Heimatcheck ausgemacht. Jetzt antworten die Politiker auf die Fragen der Bürger.

Unsere valide Umfrage Heimat-Check warf das Licht auf den Öffentlichen Personennahverkehr. Die Bewertungen wiesen ein Stadt-Land-Gefälle auf. Kritik übten vor allem Pendler und Dorfbewohner. Den öffentlichen Nahverkehr in ihrem Ort haben die Arnsberger in unserem Heimat-Check durchschnittlich mit einem „befriedigend“ beurteilt (Durchschnitt 3,05). Immerhin war das deutlich besser als im benachbarten Sundern (3,98). Nun wollte unsere Zeitung wissen, wie die zur Kommunalwahl in Arnsberg antretenden Parteien zum Thema Öffentlicher Nahverkehr stehen. Die Positionen der Parteien sind auf dieser Seite zusammengefasst.

Lösungen finden

Hier geht es dann um Lösungen für die Anlässe der Unzufriedenheit vieler Heimatcheck-Teilnehmer - vor allem in den Randbereichen - Die hing dabei vor allem mit der Anbindung der Dörfer zusammen. Sowohl in Arnsberg als auch in Sundern wünschten sich viele Umfrageteilnehmer in Kommentierungen die seit Langem diskutierte Reaktivierung der Röhrtalbahn.

Unzufriedenheit gab es zu den Schülertickets. „Früher konnte man wenigstens noch sein Schulticket nachmittags nutzen, um Freunde oder Schulkameraden zu treffen. Heute geht ohne Taxi Mama oder Extra-Tickets nichts mehr. Gerade auf dem Dorf sind die Möglichkeiten für Jugendliche sehr schlecht“, hieß es.

Was ist mit dem Anschluss?

Ein Pendler aus Hachen - und das hat direkt wieder mit beiden Städten zu tun - wünschte sich mehr Anbindungen an den Bahnhof Neheim-Hüsten. Dort aber ärgerten sich viele Berufspendler über die mehrfach kritisierte Taktung der Busse: Bei der abendlichen Rückkehr ins Sauerland verpassen Bahnfahrer häufig den Anschlussbus in Richtung Neheimer Busbahnhof oder erreichen ihn nur rennend. Deshalb hoffen viele Bus- und Bahnfahrer, dass die Fahrpläne an den wichtigen Knotenpunkten erneut auf den Prüfstand gestellt werden. „Es fehlen Anschlussverbindungen am Bahnhof, jedes Mal hetze ich aus dem Zug und auch dann ist der Bus oft weg“, schrieb ein Heimat-Check-Teilnehmer.

CDU: Alternative zum Auto etablieren

Der Nahverkehr im ländlichen Raum wird auch in Zukunft durch die individuelle Nutzung von Kraftfahrzeugen geprägt sein. Zusätzliche Ladesäulen können hier Anreize für den Umstieg auf Fahrzeuge mit umweltfreundlichen Antriebsmöglichkeiten schaffen. Genauso wichtig ist es, Alternativen zum Auto alltagstauglich zu gestalten. So müssen Projekte wie das Carsharing und Bikesharing etabliert, der Ausbau von Radwegen und der vorhandene ÖPNV gestärkt und zu nachhaltigen Verkehrskonzepten zusammengefügt werden. Außerdem streben wir weiterhin die Einführung eines günstigen Schülertickets an.

SPD: Verbindungen und Taktungen verbessern

Wenn wir wollen, dass mehr Menschen öfter mal ihr Auto stehen lassen, um das Klima zu schonen, ist ein guter ÖPNV ein wichtiger Schlüssel. Dazu braucht es bessere Verbindungen und eine bessere Taktung gerade aus den Dörfern und Wohngebieten in die Innenstädte und auch in die großen Gewerbegebiete. Wir brauchen auch die Reaktivierung der Röhrtalbahn. Bahnhöfe und andere zentrale Knotenpunkte müssen zu Mobilitätsstationen zur intelligenten Verknüpfung aller Mobilitätsformen werden. Dazu gehören auch sicheren Fahrradboxen mit Lademöglichkeiten. Der ÖPNV muss aber auch finanziell zum Beispiel durch ein 365-Euro-Ticket attraktiv sein.

FDP: Mehr E-Mobilität

Hier wollen wir auch das Klima wirksam schützen. Statt auf Symbolpolitik, wie das Ausrufen des „Klimanotstands“, setzen wir auf ganz konkrete Innovationen und Maßnahmen, die das Klima schützen und den CO2-Ausstoß mindern. Dazu gehören unter anderem der Neu- oder Ausbau von Radwegen, Maßnahmen für einen leistungsfähigen öffentlichen Personennahverkehr und der Ausbau der Ladeinfrastruktur für alternative Antriebstechnologien. Im Kommunalwahlprogramm finden sich bereits folgende Ideen für einen zukunftsgerichteten Nahverkehr in Arnsberg: Teststrecken für autonomes Fahren ausweisen, Tanksäulen für E-Mobilität ausbauen, zukunftsgerichtete Treibstoffarten fördern, E-Sharing-Dienste (E-Scooter, -Bikes und Segways) für Arnsberg schaffen - Kooperation mit den Stadtwerken Arnsberg forcieren, Lückenschluss der Arnsberger Radwege – Rad-Mobilität von Voßwinkel bis Oeventrop ohne Kontakt zum klassischen Straßenverkehr.

Grüne: Echter Alternative

Ein attraktiver ÖPNV hat die Chance, eine echte umweltverträgliche Alternative zu sein. Wie wichtig dabei auch die Dörfer sind, zeigt der Heimatcheck. Attraktiv bedeutet für uns, dass auch abends und insgesamt in deutlich höherer Taktung Busse fahren müssen und vor allem, dass die Verbindungen günstiger werden. Der Zugpreis nach Dortmund ist doch eine echte Unverschämtheit! Aber wir setzen auch auf Kreatives: Wir forderten einen Hop-on-Hop-off-Express in Alt-Arnsberg für alle Bürger*innen zwischen Bahnhof, Gutenbergplatz und Altstadt zum entspannten Shoppen. Am Wochenende dann mit einem touristischen Fokus.

Die Partei: Röhrtalbahn erhalten

Nahverkehr finden wir gut. Wir sprechen uns ausdrücklich für den kostenlosen ÖPNV aus. Darüber hinaus halten wir die Reaktivierung der Röhrtalbahn für möglich. Als Kompromiss zwischen den Positionen von SPD und CDU schlagen wir vor, auf der Strecke Draisinen zu nutzen.

AfD: Individualverkehr nicht vergessen

Der öffentliche Personennahverkehr ist wichtig, doch sollten wir den Individualverkehr nicht vergessen. Auch Radwege sind zwar gut, doch sollte der Radverkehr nicht überbewertet werden. Trotzdem unterstützen wir Maßnahmen, die den ÖPNV und Radverkehr kombinieren.

Wir fordern, Schüler von den Fahrtkosten im öffentlichen Nahverkehr ihrer Kommune freizustellen. Die AfD steht für ein modernes Mobilitätskonzept, bei dem sich der Individualverkehr und der öffentliche Personennahverkehr sinnvoll ergänzen. Viele Berufspendler aber auch Senioren und Jugendliche sind in besonderem Maße auf den ÖPNV angewiesen. Im Interesse aller Nutzer fordern wir eine Vereinfachung des Tarifsystems für Busse und Bahnen sowie eine spürbare Senkung der Fahrpreise.

Otto Strauß, Spitzenkandidat der AfD Arnsberg

Die Linke: Sozialticket sofort für Schulbusse

Wir fordern den Auf- und Ausbau des öffentlichen Netzes und eine Verstärkung der Taktfrequenzen und machen uns für die Röhrtalbahn stark. Wir wollen einen steuerfinanzierten, fahrscheinlosen ÖPNV. Als Sofortmaßnahmen fordern wir ein Sozialticket für alle Sozialhilfeberechtigten für maximal 15 Euro im Monat und die freie Fahrt für Jugendliche, Schüler und Auszubildende.

Wir fordern klimaneutrale Fahrzeuge, die nicht mehr mit fossilen Brennstoffenbetrieben werden und setzen auf Wasserstoff-/Brennstoffzellentechnologie. Diese Alternative ermöglicht hohe Reichweiten und ist vor allem in unserem ländlichen und bergigen Bereich sinnvoll.

Für unsere Dörfer und in Nebenzeiten wollen wir perspektivisch die Einführung von „On-Demand-Angeboten“ als Ergänzung zum Linienverkehr. Insbesondere im Zuge der zunehmenden Digitalisierung können so auch dünn besiedelte Regionen mit öffentlichen Verkehrsmitteln bedient werden.

Für die Pendler benötigen wir an den bestehenden Knotenpunkten mehr Park-and-Ride- und Bike-and-Ride-Plätze. Für die Anbindung des Karolinen-Hospitals und der zukünftigen Pflegeschule in Hüsten an den Bahnhof Neheim-Hüsten empfehlen wir die Einrichtung einer Shuttlebus-Verbindung. Ein weiterer Shuttle-Service sollte in dem touristisch geprägten Ortsteil zwischen Promenade, Kloster Wedinghausen und Schlossruine installiert werden.

SBL

Damit mehr Menschen den ÖPNV nutzen, muss er attraktiver werden. Dazu gehören mehr Verkehrsangebote, die zudem zuverlässig eingehalten werden, und preisgünstige Tarife. Andere Städte in Deutschland haben bereits preisgünstige Pauschaltickets eingeführt. In Arnsberg sollte ein Stadtticket zum Abo-Preis von 0,50 Euro je Tag eingeführt werden. Kreisweit gültige Tickets soll es für 1 Euro pro Tag geben. Des Weiteren sollten Bus und Bahn in Arnsberg an einem Samstag je Monat ticketfrei fahren sowie das Linienangebot in Randzeiten und in den Ortsteilen verbessert und ebenso Rufbusse und autonome Fahrzeuge eingeführt werden. Deutlich verbessert werden muss die Einhaltung der Anschlüsse beim Umsteigen.