Sundern. Die Politik bekommt von den Teilnehmern unseres „Heimatchecks“ ein wenig befriedigende Note von 3,86. Und das liegt daran.
Die Politik in Sundern steht seit Jahren im Rampenlicht. Und das nicht nur lokal. Seit der Veröffentlichung im „Stern“ im Juli 2019 gibt es bundesweit ein Interesse daran, wie man in der Heimatstadt von Franz Müntefering mit den diversen Thematiken umgeht.
Dabei steht gerade der Ferienpark neuerlich im Fokus, das war auch schon 2012/13 so und führte in der Folge mit den verschiedenen Insolvenzen bei der CDU zum Verlust einer bis dahin absoluten Mehrheit und auch des von der Union gestellten Bürgermeisters-Amtes. Im aktuellen „Heimatcheck“ unserer Zeitung erhält die Politik von den Bürgern eine 3,86, also eine 4 plus. Warum das so ist, haben viele Mitwirkende an der Umfrage schriftlich genau hinterlegt
Kritik: Zuviel Hinterstübchen-Politik
„Wir erleben eine politische Mangelwirtschaft, die es in Sundern so noch nicht gegeben hat“, beurteilt ein
Sunderner die aktuelle Politik. Ein zweiter drückt es andersherum aus: „Ich hoffe auf die Kommunalwahl im September.“ Einen Trend, der wohl alle Bürger beschäftigt, gibt ein anderer Teilnehmender wieder: „Mich nerven diese kommunalpolitischen Zankereien in Sundern“, verweist er darauf, dass die Politiker sich eher um Sachthemen kümmern sollten. Ein weiterer findet die „Dauerquerelen“ anstrengend zu ertragen. Das Fazit eines anderen Mitwirkenden: „Die Protestwahl der Sunderner Bürger im Jahr 2014 hat bewirkt, dass aktuell ein politisches Chaos durch Mobbing, Lügen und Intrigen in Sundern erzeugt wurde, was für den gemeinen, politisch interessierten Bürger unerträglich ist. Die ausschließlich auf sich selbst und ihren Partei-Ortsverband fokussierten Feierabendpolitiker haben die Stadt Sundern so tief in den Sumpf gefahren, dass vermutlich nur ein kompletter Neuanfang im September die Situation retten kann.“
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Zu viel Arbeit im Hinterstübchen
Andere sprechen von „selbst verzapftem Mist“ des Stadtrates. Andere sehen zu viele Runden, die in Hinterstübchen entscheiden: „Meinungen werden ignoriert und übergangen“, stellt ein Leser fest. Die Note 6 gibt ein anderer für das Handeln in den zurückliegenden Jahren beim Ferienpark Amecke. „Hier wird solange diskutiert, bis nichts passiert“, sieht ein weiterer die politischen Abläufe.
Moniert wird die „Unruhe in der Politik“. Aber vor allem störe ihn „die Hetze gegeneinander“, das sei aber schon seit 2012 festzustellen, stellt ein Leser fest. In eine ähnliche Richtung zielt ein Allendorfer: „Die Stadträte sollten mal wieder mehr für die Stadt und deren Bürger da sein, sich um deren Belange kümmern, das Beste für unsere Stadt geben und nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen.“ Eine Analyse wagt ein weiterer User, der feststellt, dass durch das erweiterte Parteienspektrum im Sunderner Rat „eine aggressive und kontraproduktive Politik Einzug gehalten hat“. „Transparenz und Ehrlichkeit“ wünscht ein weitere Mitwirkender von den Politikern. Ein anderer „weniger Narzissmus bei den handelnden Akteuren“.
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Chaos und Intrige
Mehrfach machen Leser die Anmerkung, dass sich ihre positiven Antworten auf ihren Ortsteil beziehen würden: „Mit dem Verwaltungsgebilde Sundern verbinde ich derzeit nur Chaos, Intrigantismus und ganz schlechte Politik“, zieht ein weiterer Bürger ein äußerst schlechtes Fazit.
Aber es gibt auch Mitwirkende an der Umfrage, die positive Entwicklungen sehen: „Ich lebe in Westenfeld. Hier besteht ein gutes Miteinander. Durch die vielen Defizite von Politik und Rathaus hat sich das Bürgerschaftliche Engagement gesteigert, was - auch wenn die Ursache negativ ist - als positiv zu bewerten ist“, schreibt dieser Leser. Nach seinem Gefühl habe sich die Spaltung im Rat in den vergangenen sechs Jahren nicht gemindert, sondern gesteigert.
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Differenzierte Beurteilung
Und es gibt auch Lob: „Eigentlich ist Sundern eine Stadt, in der man gut leben kann. Total negativ ist das dauernde politische Gezerre und die Inkompetenz der handelnden Leute. Wenn die Lokalpolitiker nicht nur mit sich selbst beschäftigt wären und lügen und schwätzen würden, (...) könnte es wieder bergauf gehen“, schreibt ein Nutzer. „So wie in den letzten vier Jahren rumgeeiert wurde, auf jeden Fall nicht! Schade für so eine sympathische Gemeinde.“
Differenziert gehen einige Leser die Beurteilung an: „Es gibt Kommunalpolitiker und Ortsvorsteher, die sich hervorragend für ihren Stadtteil einsetzen und ganz klar die Note 1 verdienen.“ Aber der Rat habe sich in parteipolitischem Geplänkel verloren und erhalte von ihm eine klare 6, schreibt ein User.
Interesse an Daten und Fakten
Stadtentwickler Lars Ohlig aus der Verwaltung der Stadt Sundern sieht gute Gründe, Umfragen wie den „Heimatcheck“ unserer Zeitung zu analysieren und auch in Entscheidungen und Überlegungen einfließen zu lassen. „Umfragen, die dem Zweck der möglichst objektiven und konstruktiven Abfrage von Bedürfnissen, Kritikpunkten und Wünschen der Bürgerinnen und Bürger dienen, liefern uns wichtige Hinweise für strategische und konzeptionelle Überlegungen“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Oftmals flössen in die Antworten der Menschen, neben teilweise sehr konkreten Sachverhalten, ja auch sogenannte „weiche“ Aspekte oder Stimmungen ein, deren Intention oder Zielrichtung man in Überlegungen über künftige Konzepte und Planungen einfließen lassen könne.
Sunderns Stadtplaner Lars Ohlig betrachtet das Zahlenwerk und die Daten für die Stadt Sundern daher mit großem Interesse. „Die Zielrichtung und die Anzahl von Antworten geben unter anderem Hinweise darauf, welche Aspekte weiterentwickelt oder verbessert werden könnten und wo die Öffentlichkeit der Auffassung ist, dass die Stadt auf dem richtigen Weg ist“, sagt Lars Ohlig, „sie liefern uns somit oftmals informelle Denkanstöße“.
Umfrage bedeutsam für Verwaltung
Insofern seien solche Umfragen – zumindest bei einer entsprechend hohen Zahl von Rückmeldungen wie beim „Heimatcheck“ – für die Stadtverwaltung in Sundern wichtig als „Spiegel“ des Handelns. „Daneben ist meines Erachtens ebenfalls bedeutsam, dass uns durch entsprechende Umfragen klar wird, was die Menschen bewegt – und das liefert wiederum Erkenntnisse darüber, warum Menschen sich zu konkreten Sachverhalten so positionieren, wie sie es tun“, so Ohlig. Damit entstehe bei der Verwaltung ein Verständnis für die Intention einzelner Einwendungen und Diskussionen im konkreten Fall. „Daher sind wir für so angelegte Umfragen immer dankbar“, sagt Ohlig abschließend.