Sundern. Beinahe täglich gibt es neue Regelnl. So auch heute, als die Bezirksregierung Individualsport auf allen Seen in NRW erlaubte.

„Es überschlägt sich alles. Änderungen kommen stundenweise, die Prozesse sind dynamisch“, zog Donnerstag Fachbereichsleiter Martin Hustadt ein Fazit der Corona-Krise. In der Monatspressekonferenz im Rathaus ging es um neue, geänderte und beibehaltene Regeln sowie um die Arbeit des Stabes für außergewöhnliche Ereignisse (SAE). Und so blieb es auch am Freitag, denn am Nachmittag hob die Bezirksregierung Arnsberg das generelle Sportverbot auf allen NRW-Seen auf. Individualsportler dürfen nun segeln oder surfen. Die Stadt Sundern will am Montag gleich mit dem Gesundheitsministerium Kontakt aufnehmen und intervenieren, so SAE-Sprecher Jürgen Voss gerade eben gegenüber unserer Zeitung.

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Kita-Öffnung

Noch völlig unklar ist, wie es in den Kitas weiter geht: „Wir stellen aber seit Osterdienstag und nochmals

stärker seit dem 20. April einen zunehmenden Bedarf in den Not-Kitas wahr.“ Vielfach würden die Gespräche so beginnen: „Wir haben fünf Wochen geschafft, aber jetzt geht es nicht mehr...“ Am 16. März seien es zehn Betreuungen im gesamten Stadtgebiet gewesen, Ende letzter Woche schon 35. Hintergrund sei die Vergrößerung der systemrelevanten Berufsgruppen.

Bisher gab es in den Sommerferien versetzte Schließzeiten, um in besonderen Fällen ein Angebot unterbreiten zu können. „Wir haben alle 17 Kitas angefragt, ob sie sich vorstellen können im Sommer nicht zu schließen“, berichtet Hustadt. Denn vermutlich würden viele Firmen keine Betriebsferien machen und so würde sich das Problem der Notbetreuung vergrößern.

Schulen

Nachdem Schulstart am Donnerstag auf dem Bildungshügel richtet sich der Fokus beim SAE auf den Start in den Grundschulen. Ab Montag, 4. Mai, so der derzeitige Plan, sollen die nächsten Jahrgänge in den weiterführenden Schulen und die vierten Klassen der Grundschulen zurückkehren. Dazu hat es am Wochenbeginn Gesprächsrunden mit allen Schulleitungen gegeben. Das Problem: Die Schulleitungen sind verpflichtet die Hygienepläne zu erstellen, aber die Stadt muss die Mittel wie Seife, Spender etc. besorgen. „Da sind noch viele Dinge, die besprochen werden müssen“, so Hustadt. Eines war die Flächendesinfektion. „Wir haben jetzt entschieden, alle Tische werden wöchentlich gereinigt.“ Auch müsse bei den Grundschulen die Vergiftungsgefahr bei nicht sachgemäßem Gebrauch im Blick sein.

Im Fokus steht nun der 30. April, an dem sich die Kultusminister treffen: „Da gibt es viele Szenarien: Verkürzung der Sommerferien, Verlängerung der Herbstferien. Wir müssen abwarten.“ Lob gab es für die Flexibilität des Personals: „Täglich gibt es neue Reglen und Empfehlungen, somit neue Absprachen.“

Stadtbibliothek

Unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln dürfen Bibliotheken öffnen. „Da sind wir im engen Austausch mit dem Personal und bereiten die Öffnung der Stadtbibliothek am 4. Mai vor“, berichtet Martin Hustadt. Themen sind noch Spuckschutz, Kanalisierung der Besucher und kontaktfreie Übergabe der Medien. „Besucher können nur mit Mundschutz rein. Wer keinen hat, kann einen genähten erwerben, gegen eine Spende für den bastelnden Verein“, so Hustadt. Leiterin Thea Schroiff signalisiere, dass es vielen Anfragen gebe, die ein großes Bedürfnis repräsentierten.

Sport am Sorpesee

Der SAE hat für den Sorpesee ein generelles Sportverbot erklärt. Vielfach, so Bürgermeister Ralph Brodel, führe das zu viel Unverständnis, etwa bei Surfern, Seglern, Ruderer oder auch Golfern. Der SAE hält gegen die Argumente der Sportler ein großes Aber: „Die Ansteckungsgefahr auf einem Surfbrett oder auf einem Segelboot allein ist gleich Null. Aber der Sorpesee ist einfach ein Hotspot. Da ist schon genügend los. Wenn dazu noch die Sportler kommen, dann wäre der See einfach total überlaufen“, begründete Brodel die kommunale Verfügung. Dies hatte der Ruhrverband den Kommunen jeweils freigestellt.

Anders sieht es jetzt die Bezirksregierung Arnsberg in Absprache mit dem Gesundheitsministerium: Der See sei keine Sportstätte, heißt es. Und dort könne man sich ohne Ansteckungsgefahr auch ausweichen. Deshalb kippte man Freitag das Sportverbot für Individualsportler. Unverständlich für die SAE-Akteure in Sundern: „Ein Vereinssportler darf hingegen nicht rudern, surfen oder segeln.“ Einlassmöglichkeiten gebe es nur zwei, so Jürgen Voss. Und da liegen die Bedenken, denn dort ist ohnehin viel Verkehr.

Wirtschaftliche Lage

Genaue Zahlen kann Kämmerin Ursula Schnelle wohl erst im Mai liefern: „Es gibt aber schon erhebliche Einbrüche bei allen Steuerarten, corona-bedingt, aber auch aus anderen Gründen.“ Zum 10. April habe man 40 Anträge auf Herabsetzung der Vorauszahlung gehabt: „In einer Größenordnung von insgesamt 1,3 Millionen Euro.“ Zum 23. April seien weitere 90 Anträge dazu gekommen, die aber noch nicht eingepflegt seien. Zur Steuerstundung gebe es nur wenige Anträge.

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Haushalt

Hinweise von Ministerin Ina Scharrenbach deutet Bürgermeister Brodel als positiv: „Wir hoffen, dass das Land in dieser besonderen Lage besonders reagiert.“ Wahrscheinlich werde es neben dem Haushalt einen zweiten Corona-Hauhalt gegeben, in dem alle durch die Pandemie bedingten Ausgaben eingestellt werden. „Welche das sind, ist unklar. Wahrscheinlich Schutzmasken, Wachdienste, Hygienemittel und auch Waschmaschinen und Trockner bei den Technischen Diensten“, vermutet die Kämmerin. Den übrigen Haushalt versuche man so restriktiv wie möglich zu handhaben. Man sei gerade dabei die Prognosedaten zu aktualisieren.

Wo gibt es Masken?

Die Maskenpflicht sorgt für noch stärkere Nachfrage als bisher. Der SAE wird eine verbindliche Liste mit Bezugspunkten im Netz einstellen. Realistisch sind sie aber nur in Apotheken zu bekommen, darüber hinaus gibt es mehrere private Aktionen (Tierschutz, TuS, Seniorenbeirat), die Mundschutze nähen.