Siegerland. Teilhabe, Verkehr und Wohnen sind zentrale Themen, die die Senioren in Siegen-Wittgenstein beschäftigen. Aber was heißt hier eigentlich Senioren?
Mit der Durchschnittsnote 2,52 bewerten die Teilnehmer am Heimat-Check Siegerland die Seniorenfreundlichkeit in der Region. Doch was macht die Städte und Kommunen seniorenfreundlich und was könnte noch verbessert werden?
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Vorsitzender des Seniorenbeirats Siegen: Nicht über einen Kamm scheren
„Die allgemein unter ‘Senioren’ gefasste Gruppe ist sehr vielfältig. Sie erstreckt sich über vier Jahrzehnte“, sagt Dr. Horst Bach, Vorsitzender des 1997 gegründeten Seniorenbeirates der Stadt Siegen. Betrachte man diese Zeitspanne für die ersten vier Jahrzehnte nach der Geburt eines Menschen, so ergäben sich zahlreiche Untergliederungen, vom Kleinkind über die verschiedenen Bildungsphasen bis zum Erwachsenenleben. Deshalb werde es Zeit, dass man nicht mehr alle Senioren über einen Kamm schere, sondern sie differenzierter betrachte, fordert Bach.
Im Kreis Siegen-Wittgenstein haben nur drei Kommunen Seniorenbeiräte: Siegen, Kreuztal und Freudenberg. Auffällig ist, dass ausgerechnet Siegen auf dem letzten Platz landet, Kreuztal bekommt die zweitschlechteste Durchschnittsnote. Dabei gibt es auch neben dem Seniorenbeirat viele Stellen und Angebote für Senioren, wie den Verein „ALTERAktiv“, „Leben im Alter“ im Rathaus Weidenau und „Haus Herbstzeitlos“. „Die Stadt Siegen kümmert sich schon sehr um Senioren“, findet Bach. „Besonders um die, die Hilfe brauchen“.
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Für eine gute Seniorenarbeit reiche es nicht, Unterhaltungsangebote zu schaffen, sagt Bach. „Vielmehr gilt es auch, Teilhabe der Älteren am politischen Leben zu ermöglichen.“ Als Schlüsselthemen, die ältere Menschen in Siegen besonders beschäftigen, macht Bach bezahlbaren Wohnraum, Altersarmut, Barrierefreiheit und den ÖPNV aus.
In Neunkirchen werden die Senioren miteinbezogen
In Neunkirchen, der Gemeinde mit der Bestnote, gibt es keinen Seniorenbeirat. Dafür gibt es eine Senioren-Service-Stelle, bei der die Sozialpädagogin Bettina Großhaus-Lutz allen Menschen eine kostenlose Beratung für alle Fragen rund um das Alter und Älterwerden bietet. Solange wie möglich selbstständig in ihrer eigenen Wohnung zu leben, hat auch Neunkirchen als einen zentralen Aspekt für das Wohl älterer Menschen ausgemacht und besonders in dieser Hinsicht das Beratungsangebot breit aufgebaut.
Einen Hauptgrund dafür, dass Senioren sich in Neunkirchen wohlfühlen, sieht Bettina Großhaus-Lutz in der seniorenfreundlichen Infrastruktur, bei deren Gestaltung – das sei entscheidend – die Senioren miteinbezogen werden. „Die Gemeinde Neunkirchen agiert nicht nur für die älteren Menschen sondern bezieht auch die Seniorinnen und Senioren in die Gestaltung der Infrastruktur mit ein.“
Der regelmäßige Bürgerbusverkehr innerorts, der kompakte und barrierearmen Ortskern mit vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten sowie viele Unterstützungseinrichtungen nennt sie als Beispiele für die gute Struktur. Außerdem gebe es zahlreiche Aktivitäten, wie die 5000-Schritte-Wanderung der Service-Stelle. Seit 12 Jahren gibt Gedächtnistrainingskurse im Frühjahr und Herbst. die so beliebt sind, dass sie mittlerweile gleich doppelt stattfinden. „Der Senior im Jahr 2020 möchte mitbestimmen, ist interessiert und vor allem aktiv“, sagt Großhaus-Lutz. Dieses Anliegen sollten Kommunen und Kreis ernst- und annehmen.
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